Gesundheitsaktion in Bonn Bonner Verein sucht Impf-Botschafter

Bonn · Die Bonner Ortsgruppe des vor fünf Jahren an der Medizinischen Fakultät gegründeten Vereins für Impfaufklärung in Deutschland will mit Vorträgen und Flyer sachlich und vollumfassend über das Impfen informieren – nicht nur gegen das Corona-Virus.

 Impfaufklärung für Schüler: Nach zwei Jahren Corona rufen die Mitglieder der Bonner ImpfDich-Gruppe in Erinnerung, dass es auch noch andere Krankheiten gibt, gegen die der Piks hilft.

Impfaufklärung für Schüler: Nach zwei Jahren Corona rufen die Mitglieder der Bonner ImpfDich-Gruppe in Erinnerung, dass es auch noch andere Krankheiten gibt, gegen die der Piks hilft.

Foto: ImpfDich

Beim Thema Impfen denken wir derzeit alle an die Vakzine, die uns vor schlimmen Corona-Verläufen schützen sollen. Was ist mit Tetanus oder der Grippe? Man vergisst das leicht: Da sind ja auch noch andere Krankheiten, gegen die man sich impfen lassen sollte. So jedenfalls sieht es die Bonner Ortsgruppe ImpfDich! des Vereins für Impfaufklärung in Deutschland.

Impfaufklärung, das war und ist in Coronazeiten wichtiger als je zuvor: Da stimmen Inga Krause, Lucas Reindl und Simon Sterk zu. Der Verein hat deshalb jüngst einen Artikel rund ums Boostern verfasst, der in der Uni-Zeitschrift der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn abgedruckt wurde. Warum ist das wichtig, was macht Sars-CoV-2 mit dem Immunsystem und warum baut sich der Impfschutz nach einer Weile wieder ab? Sterk ist ein noch neues Mitglied der Bonner Ortsgruppe, die von Krause geleitet wird. Reindl ist Gründungsmitglied des Vereins und inzwischen für den übergeordneten deutschlandweit agierenden Verein im Einsatz. Alle drei studieren in Bonn Medizin.

Der Verein für Impfaufklärung ist nicht, wie man vielleicht denken könnte, ein Produkt der Corona-Pandemie. Er wurde 2017 in Bonn ins Leben gerufen, weshalb die Bonner Ortsgruppe auch die älteste ist. „Das ist eine grundsätzlich studentische Initiative“, erklärt Reindl. „Der Leitgedanke war, das Informationsdefizit in Sachen Impfung abzubauen.“

Die Gründungsmitglieder verstreuten sich nach dem Studium beruflich in ganz Deutschland. Aber die Idee nahmen sie mit, also Impf-Botschafter. Auch Professoren, Ärzte und Apotheker gehören inzwischen zum Netzwerk, außerdem Fakultäten in vielen deutschen Städten und in den USA. Und auch BWL-Studenten, Molekularbiologen, Pharmazeuten und andere machen inzwischen mit.

Sachliche Aufklärung

Die Impfaufklärung soll sachlich und faktisch sein, man stützt sich auf die aktuelle Forschung und begleitet diese auch. So hat der Verein die Umfrage unter Medizinstudenten in Deutschland zum Thema Impfen für die sogenannte COVRAM-Studie initiiert und geleitet. Aus der ging hervor, dass auch unter angehenden Medizinern noch viel Aufklärungsbedarf herrscht.

Die leistet man zum Beispiel auch auf Social-Media-Kanälen. Die Kernarbeit aber ist für die Ortsgruppen, Vorträge an Schulen zu halten. Diese orientieren sich laut Krause am Lernstand der Schüler: Oberstufenschülern wird das Wissen anders vermittelt als jüngeren Jahrgangsstufen. „Es ist eine vollumfassende Impfaufklärung.“

In der Corona-Pandemie, als Aufklärung besonders wichtig war, hatte man mit diesem Konzept, das auf Präsenz beruht, ein Problem. Die Lösung war ein Flyer, der über das Virus und die Impfung informiert und mit Irrtümern und Falschinformationen aufräumt. Der wurde deutschlandweit in Arztpraxen und Apotheken ausgelegt. Andere Ortsgruppen informierten in Einkaufstraßen, in Berlin entstand ein Podcast zum Thema.

Ins Gespräch kommen

Bei Vorträgen oder dem Verteilen von Flyern komme man auch immer mal wieder mit Menschen ins Gespräch, die sich verschließen, sagt Sterk. Impfgegner fühlten sich schnell angegriffen, man müsse sie behutsam und sachlich aufklären, so Reindl. „Aber die meisten Leute, mit denen man sich unterhält, sind eher Zweifler und Skeptiker.“ Auch beim fachlich geschulten Personal in Arztpraxen. Da müsse man eher versuchen, sachlich die Ängste zu nehmen, als zu informieren.

Corona ist noch nicht vorbei, aber jetzt kann man wieder Vorträge an Schulen halten. Dabei lerne man auch selber viel, meint Sterk: nämlich komplizierte Sachverhalte so darzustellen, dass auch Jugendliche sie verstehen. Die Vorträge werden ehrenamtlich gehalten, kosten also nichts. Und man will sich auch nicht sponsern lassen, so Reindl. Man wolle sich nicht reinreden und sich keine Abhängigkeiten unterstellen lassen.

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