Nach angeblicher rassistischer Beleidigung Bonner Amtsgericht spricht Feuerwehrmann frei

Bonn · Ein SUV-Fahrer hat einen 27-Jährigen wegen rassistischer Beleidigung und versuchter Körperverletzung falsch belastet. Der Berufsfeuerwehrmann wurde daraufhin vom Dienst suspendiert. Eine Zeugin konnte ihn bei einer erneuten Verhandlung entlasten.

 Bei einer erneuten Verhandlung ist ein 27-Jähriger nun freigesprochen worden. (Symbolbild)

Bei einer erneuten Verhandlung ist ein 27-Jähriger nun freigesprochen worden. (Symbolbild)

Foto: dpa/Holger Hollemann

Fast anderthalb Jahre liegt der kleine Zwischenfall an einer Straßenkreuzung zurück, der für einen Bonner Berufsfeuerwehrmann dramatische Folgen hatte. Am 24. Juni 2020 – gegen 20.40 Uhr – stehen der 27-Jährige, damals mit dem Fahrrad unterwegs, und ein SUV-Fahrer nebeneinander vor einer roten Ampel. Verärgert wirft der Radler durchs offene Autofenster dem 42-jährigen Fahrer seine riskante Fahrweise vor. Der Schweizer Manager und seine 25-jährige Begleiterin ärgern sich über den überheblichen Ton, das Ärgernis an der Kreuzung eskaliert. Am Ende zeigt der dunkelhäutige SUV-Fahrer den Feuerwehrmann an: Er sei, so erzählt er der Polizei, von dem Radler mit den Worten „Verpisst Euch!“ und dem N-Wort rassistisch beleidigt worden. Auch soll er versucht haben, seine Begleiterin zunächst mit der Hand, dann mit einer Einhandzwinge durchs Autofenster zu schlagen. Gegen den Radfahrer wurde anschließend öffentlich gefahndet: Denn die 25-jährige Produktmanagerin hatte ihn mit einem Handy gefilmt.

Feuerwehrmann bestreitet die Vorwürfe

Der Feuerwehrmann meldete sich freiwillig. Bei den Ermittlungen hat er vehement bestritten, dass er solche rassistischen Äußerungen gemacht habe, auch habe er mitnichten versucht, die Frau körperlich anzugreifen. Die Zwinge habe er bei dem Streit zum Selbstschutz aus dem Rucksack geholt, keinesfalls aber damit geschlagen. Dennoch wurde der 27-Jährige von der Bonner Staatsanwaltschaft wegen Beleidigung, versuchter gefährlicher Körperverletzung sowie Sachbeschädigung angeklagt. Zudem hat die Stadt Bonn, als sie von dem Vorfall erfuhr, dem Feuerwehrmann das Gehalt gekürzt und vorübergehend auch vom Dienst suspendiert.

Der Prozess vor dem Amtsgericht Bonn endete jetzt überraschend mit einem Freispruch für den Angeklagten. Eine unbeteiligte Zeugin, die den Vorfall aus ihrem Auto beobachten konnte, hat den Feuerwehrmann entlastet. Die 38-Jährige hatte mit ihren zwei Kindern im Fond neben dem SUV an der Kreuzung gestanden. Demnach sei nicht der angeklagte Feuerwehrmann, sondern vielmehr der Autofahrer der Aggressor gewesen.

Zeugin hat die Szene als „sehr bedrohlich empfunden“

Denn als der Radler dem Manager vorgehalten habe, er solle „aufpassen, wo er fährt“, habe sich dieser extrem aufgeregt, sei dem Radler mit quietschenden Reifen hinterher, habe voll auf der Kreuzung gestoppt, sei aus dem Auto gesprungen, hätte den Radler bedroht und als „Arschloch“ tituliert. Der wiederum habe als Antwort einen „Stinkefinger“ gezeigt und habe, um den SUV-Fahrer auf Abstand zu halten, die Zwinge aus dem Rucksack geholt. An diese ganze Szene, so die 38-Jährige, könne sie sich sehr gut erinnern, sie habe sie als „sehr bedrohlich empfunden“. Rassistische Äußerungen, da sei sie ganz sicher, seien nicht gefallen, auch versuchte Schläge habe es nicht gegeben.

Für den Bonner Amtsrichter stand am Ende fest: Die Geschichte des Schweizer Managers und seiner Begleiterin scheinen frei erfunden zu sein, jedenfalls seien sie durch die sehr glaubwürdige Zeugin komplett widerlegt. Ein Freispruch von den Vorwürfen war da keine Frage mehr.

Die beiden angeblichen Opfer einer rassistischen Beleidigung hingegen müssen jetzt mit einer Anklage wegen falscher Verdächtigung rechnen.

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