Kunst-Projekt in Bonn Wand des Hotels Königshof darf legal besprüht werden

Bonn · Seit Sonntag dürfen Sprayerinnen und Sprayer legal die Wand des Hotels Königshof am Rheinufer in Bonn gestalten. Gesprüht werden darf allerdings nur im Winter. Für das Hotel stellt die Aktion eine Win-Win-Situation dar.

Graffiti-Künstlerinnen und Künstler haben die Wand am Rheinufer gestaltet.

Graffiti-Künstlerinnen und Künstler haben die Wand am Rheinufer gestaltet.

Foto: Freya Dieckmann

Graffiti ist Kunst. Diese Meinung vertreten viele, die sich am Sonntagvormittag am Brassertufer versammelt haben, um eine vom Hotel Königshof zur Verfügung gestellte Wand zu besprühen. Das Besondere an dem Projekt: Es ist legal. „Wir wollen Leuten, die Spaß an der legalen Malerei haben, Platz für ihre Kunst geben“, sagt Eugen Schramm. Er ist freischaffender Künstler aus Bonn und hatte die Idee für die sogenannte „Hall of Fame“ am Rheinufer. Die meisten Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler hätten keine Wand zuhause, um ihre Kunst auszuleben, erklärt er.

Zusammen mit der Bonner Politik und auch dem Denkmalamt habe man deshalb dieses Projekt auf die Beine gestellt, so Schramm. „Mit legalen Wänden zum Sprayen wollen wir einen Umdenkungsprozess für Graffiti in Bonn lostreten, sodass man wegkommt von Schmierereien hin zur Kunst“, sagt Hans-Joachim Over vom Kulturamt. Mit den legalen Wandflächen wolle man die Leute außerdem aus der Illegalität holen.

Zwei legale Flächen zum Sprühen in Rheinaue und Reuterpark

Bonn besitzt bereits zwei legale Flächen für Sprayer: in der Rheinaue und im Reuterpark. „Ich finde das schön, dass das Hotel Königshof so mutig war, die Wand zur Verfügung zu stellen“, sagt Over. Mutig, weil man ja nie genau wisse, was dort am Ende entstehe.

Florian Pick, Direktor des Hotels Königshof bleibt gelassen: „Es ist ja eine Win-Win-Situation. Wir können die Wand künstlerisch gestalten lassen und die Sprayer können legal sprühen.“ Außerdem habe ihm Eugen Schramm versichert, dass es in der Sprayerszene eine Art Ehrenkodex gebe, der besage, dass man die Graffiti anderer nicht mit Schmierereien übersprüht. Zum Gestalten ist die Wand allerdings nur im Winter freigegeben. „Wir haben vorab einen Sprühtest gemacht und der hat gezeigt: Im Sommer würden die Dämpfe die Gäste auf der Terrasse stören. Es darf also nur im Winter gesprayt werden“, so Schramm. Im März sei eine große Party geplant, zu der alle Künstlerinnen und Künstler zusammenkommen und die Wand für den Sommer gestalten sollen.

Über 50 Künstlerinnen und Künstler sind am Sonntag an das Bonner Rheinufer gekommen. „Wir haben über Instagram hiervon erfahren“, berichten sie. Ein Graffiti-Künstler sagt: „In Bonn fehlt ein Kreativviertel. Bonn ist hochkulturell. Aber du kannst nicht eine Bundeskunsthalle haben, aber überhaupt keine Kunst auf der Straße.“

Graffiti als Kunstform in Bonn zu fördern, hat sich Schramm als Ziel gesetzt. Dafür veranstaltet er im Rahmen des Projekts „arteonebonn“ Workshops für Jugendliche. „Wir wollen die junge Szene an die Kunst heranführen und ihnen auch berufliche Perspektiven eröffnen.“ Denn man könne durchaus mit Graffitikunst Geld verdienen.

Für alle gelten am Sonntag allerdings auch bestimmte Regeln. Die hängen an einer Tafel zum Nachlesen an der Wand. „Aber eigentlich sind das ungeschriebene Gesetze in der Subkultur“, sagt Simon Schmitt, Jugendarbeiter und Ansprechpartner für die Graffiti-Workshops in Bad Godesberg. „Respekt und Loyalität sind grundlegende Werte. Aber auch, dass man nichts Volksverhetzendes sprayt. Ein großes Z als russisches Kriegssymbol würden wir hier beispielsweise nicht dulden“, sagt er. Den ganzen Sonntag über entstanden viele bunte Motive am Rheinufer, unter anderem auch ein Beethoven-Bildnis. Fertig ist das Projekt noch lange nicht: Den ganzen Winter über wird sich die Wand immer wieder verändern.

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