Neue Studie Die Uni ist ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in Bonn

Bonn · Laut einer Studie trägt die Hochschule wesentlich zum Wohlstand Bonns bei. Die Forschenden warnen deshalb vor einer Verlegung der Hochschule an die Peripherie der Stadt.

 Das Hauptgebäude der Uni Bonn. Die Hochschule sichert laut einer aktuellen Studie viele Arbeitsplätze in der Region.

Das Hauptgebäude der Uni Bonn. Die Hochschule sichert laut einer aktuellen Studie viele Arbeitsplätze in der Region.

Foto: Volker Lannert

Die Universität Bonn mit ihren 33.000 Studenten und 7500 Beschäftigten trägt nicht nur ihren Teil zur Forschung bei, sondern ist auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Stadt und die Region: Jede 25. Stelle in Bonn sei mit der Universität verbunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt vom Economica Institut vorgelegte Studie im Auftrag der Universität Bonn. Diese warnt zudem vor negativen Auswirkungen einer Verlagerung von Teilen des Studienbetriebs aus der Innenstadt in die Peripherie.

Die wissenschaftliche Studie zeige, „wie enorm die wirtschaftliche Bedeutung der Universität Bonn ist“, erklärt Uni-Rektor Michael Hoch auf GA-Anfrage. „Neben unserer exzellenten Wissenschaft zum Fortschritt der Gesellschaft, sichern wir in der gesamten Region Bonn und darüber hinaus Tausende stabile Arbeitsplätze und tragen maßgeblich zu Wohlstand, Wertschöpfung und Kaufkraft zum Wohle aller bei.“

Laut Studienleiter Christian Helmenstein stehe die Universität Bonn für eine Bruttowertschöpfung in Höhe von rund 700 Millionen Euro im letzten Prä-Covid-Jahr 2019. Damit generiere sie jeden 40. Euro an Bruttowertschöpfung in Bonn. „Die Universität Bonn sichert über ihre 7500 Beschäftigten hinaus insgesamt rund 10 700 Arbeitsplätze in ihrem Liefer- und Leistungsnetzwerk. Damit befindet sie sich auf Augenhöhe mit den im Dax-gelisteten globalen Leitbetrieben Deutsche Telekom und Deutsche Post am Standort Bonn“, so Volkswirt Helmenstein. Weil der Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss besonders hoch sei, erziele die Uni Bonn auch überdurchschnittliche Einkommen – das sei ein wesentlicher Kaufkraftfaktor.

Von der wirtschaftlichen Potenz der Uni profitiere nicht zuletzt die öffentliche Hand, der jährlich knapp 300 Millionen Euro an Steuern aus dem laufenden Betrieb der Hochschule zufließen. „Um diese Steuerleistung zu kompensieren, müsste die Bevölkerung Bonns pro Kopf rechnerisch jährlich rund 900 Euro zusätzlich pro Jahr aufbringen“, sagt der Volkswirt. Was in Sachen wirtschaftlichen Nutzens für die Stadt gilt, trifft darüber hinaus auch für die Region zu, denn mehr als die Hälfte der direkten Beschäftigungsverhältnisse in Bonn entfällt auf pendelnde Beschäftigte. Helmenstein: „Rund 2100 Beschäftigte aus dem Bonn umschließenden Rhein-Sieg-Kreis arbeiten an der Universität und machen ein Fünftel ihrer Wertschöpfung aus.“

Das Economica-Team untersuchte auch, welche Auswirkungen eine Verlegung des Lehrbetriebs der geisteswissenschaftlichen Fakultäten in die Bonner Peripherie hätte. Helmenstein erklärt dazu: „Die Universität ist nicht nur für die Stadt Bonn insgesamt, sondern vor allem auch für ihr Stadtzentrum wirtschaftlich relevant: Würden diese 10000 Studierenden nicht mehr in der Innenstadt, sondern in weiter entfernten Stadtteilen studieren, gingen im Zentrum nach unseren Modellrechnungen 170 Arbeitsplätze und knapp 15 Millionen Euro Bruttowertschöpfung pro Jahr verloren.“ Vor allem betroffen wären Kunst und Kultur, Unterhaltung und Erholung, der Einzelhandel sowie die Gastronomie.

Damit sieht sich Rektor Hoch in seinen Warnungen bezüglich der Verlagerung der Universität bestätigt: „Wenn die Lehre für rund 10 000 Studierende zum Großteil nicht mehr am Schloss stattfindet, wird dies nicht zuletzt der Innenstadt im hohen Maße schaden.“

(buj/lis)
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