„Langer Karl“ in Bonn Siegerentwurf für neues Hochhaus in der Weststadt überzeugt Jury

Bonn · „Langer Karl“: Der Name des Siegerentwurfs für ein Hochhaus im neu geplanten Innovationsdreieck in der Weststadt passt nach Bonn. Der Abriss des Alten Schlachthofs soll bald beginnen.

 Der Siegerentwurf von Winking Froh Architekten als Modell: Das Gebäude fügt sich mit Backstein- und Glasfassaden in sein industrielles Umfeld.

Der Siegerentwurf von Winking Froh Architekten als Modell: Das Gebäude fügt sich mit Backstein- und Glasfassaden in sein industrielles Umfeld.

Foto: SWB/Martin Magunia

Das Büro Winking Froh Architekten und die Landschaftsplaner des studio polymorph aus Berlin und Hamburg haben die Jury mit ihrem gemeinsamen Entwurf für ein Hochhaus in Backsteinoptik mit grüner Piazza an der Immenburgstraße überzeugt – und dazu noch einen Namen geliefert: Der „Lange Karl“ wird den Eingang zum neuen Quartier Innovationsdreieck von der Karlstraße aus bilden.

„Bonn hat eine lange Kultur, was Wettbewerbe angeht, aber das war ein Novum, weil es sonst weniger um Orte geht, die eher Schmuddelkinder sind“, sagte Kerstin Hemminger, Leiterin Entwicklungs- und Stadterneuerungsmaßnahmen der Stadt Bonn, bei der Eröffnung einer Ausstellung der acht Wettbewerbs-Entwürfe am Freitagmittag in der Konzernzentrale der Bonner Stadtwerke (SWB).

Mit dem Siegerentwurf sei ein „Impuls für ein Herzstück der Stadt“ gelungen. Das Gelände sei zwar nicht das Schönste, aber beheimate elementare Grundleistungen wie das Heizkraftwerk Nord, erklärte Hemminger. Auch SWB-Geschäftsführer Olaf Hermes betonte den Handlungsbedarf in dem Gebiet.

Das Projekt Innovationsdreieck umfasst viele Flächen und Beteiligte. Zwischen Immenburgstraße, Am Dickobskreuz und Bahngleisen ist ein neues Büro- und Dienstleistungsquartier geplant. Außerdem sollen dort ein Remondis-Entsorgungsstandort, eine Papiersortieranlage, ein neuer Wertstoffhof für Bonnorange, ein städtischer Bauhof, ein Parkhaus sowie die Veranstaltungshalle Westwerk entstehen. Für das Projekt haben die Stadtwerke mit der Güterbahnhof Bonn GmbH & Co. KG von Investor Detlev Klaudt die Quartier.BonnWest GmbH gegründet, die die Flächen vermarkten soll.

Backsteinverkleidung aus Recyclingziegeln

Im Gegensatz zu den verspielteren Entwürfen der anderen sieben Wettbewerbsteilnehmer mit schrägen Fassaden und geschwungenen Bauten präsentiert der Siegerentwurf ein gerades, rechteckiges Hochhaus mit Backsteinverkleidung aus Recyclingziegeln.

 Das neue Hochhaus in Backstein-Optik soll 50 Meter hoch sein.

Das neue Hochhaus in Backstein-Optik soll 50 Meter hoch sein.

Foto: Winking Froh Architekten

„Der Ziegel schafft dabei einen Bezug zur industriellen Geschichte des Ortes mit dem ehemaligen Bonner Gaswerk und dem gemauerten Schornstein an der Karlstraße“, sagte Architekt Martin Froh. Das sah die Jury ähnlich und war einstimmig für diesen Entwurf.

Als „besondere Puffer“ im Gebäude sieht Froh Wintergärten und eine verglaste Lobby vor. Im Gegensatz zum statischen Hochhaus soll die Piazza daneben eher fließend in das Gelände führen. Um den Zugang zu vergrößern, versetzten die Architekten das Gebäude leicht nach rechts. Die verglaste Krone des Gebäudes soll laut Jury-Mitglied Rolf Beu, Stadtverordneter für die Grünen, durch Gastronomie öffentlich zugänglich werden.

Heimlicher Favorit

„Der Siegerentwurf war mein heimlicher Favorit“, sagte Bernd Nottbeck, Geschäftsführer der Quartier.BonnWest GmbH. Das Gebäude sei vom Schnitt her gut zu vermarkten. Der Planbereich des Projekts muss aber zunächst umstrukturiert werden.

Nottbeck kündigte an, dass der Abriss des Alten Schlachthofs im Februar starten soll: „Da müssen wir teilweise in die Tiefe gehen, weil es Bunker gibt.“ Auch Altlasten- und Bodengutachten müssten erstellt werden. Bauherr, Kosten und Nutzer des neuen Hochhauskomplexes sind noch offen. Bevor die Stadt die Baugenehmigung erteilt, muss der Straßenstrich an der Immenburgstraße verlagert und ein Verkehrskonzept vom Rat beschlossen werden.

Die Entwürfe sind in der SWB-Zentrale, Theaterstraße 24, zu sehen: mittwochs, am 16. und 23. November, von 16 bis 18 Uhr, donnerstags, am 17. Und 24. November, zwischen 10 und 12 Uhr, oder am Montag, 21. November, zwischen 10 und 12 Uhr. Telefonische Anmeldung unter 02 28/711-22 50

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