Speditionsunternehmen der Region Wie Logistik-Firmen unter den Bonner Verkehrsproblemen leiden

Bonn · Aprilscherz mit ernstem Hintergrund: Speditionsunternehmen der Region weisen auf bestehende Verkehrsprobleme hin. Kopfschmerzen bereitet ihnen der schlechte Zustand von „Tausendfüßler“ und Rheinbrücke.

Der erste Spatenstich für die Südtangente? Natürlich nicht: Die Speditionsunternehmer Frank Brüssel (l.), Sabine Baumann-Duvenbeck und Stefan Düren (Mathias Düren Transport GmbH) machen zum 1. April auf ihre Nöte auf den Straßen in Bonn und Region aufmerksam.

Der erste Spatenstich für die Südtangente? Natürlich nicht: Die Speditionsunternehmer Frank Brüssel (l.), Sabine Baumann-Duvenbeck und Stefan Düren (Mathias Düren Transport GmbH) machen zum 1. April auf ihre Nöte auf den Straßen in Bonn und Region aufmerksam.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist natürlich ein Spaß gewesen, den sich Sabine Baumann-Duvenbeck, Frank Brüssel und Stefan Düren zum 1. April erlaubt haben. An der Servatiusstraße neben dem Südfriedhof haben die lokalen Spediteure aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Schaufeln in die Hand genommen für den „ersten symbolischen Spatenstich“ zum Bau der Südtangente, wohlwissend, dass es diese umstrittene, seit den 1960er Jahren geplante Ost-West-Verbindung als Lückenschluss zwischen den Autobahnen A565 und A59 niemals geben wird.

Schwerlast darf nicht mehr über den Tausendfüßler

Nur nach Scherzen ist den dreien, allesamt Vorstandsmitglieder des in der Region ansässigen Vereins Transportunion, allerdings nicht zumute. Mit der Aktion wollen die Logistiker vielmehr auf ihre gegenwärtigen Nöte und ihre Befürchtungen hinweisen. „Die Verkehrssituation in Bonn und der Region wird für uns immer mehr zum Fiasko“, führte Brüssel vom Logistikunternehmen Stephan Service GmbH mit Sitz in Tannenbusch aus. Mit Sattelzügen über den Rhein zu kommen, sei mittlerweile fast so schwer wie zu Zeiten der Römer und Germanen. „Uns steht in Bonn die Nordbrücke und in Köln die Rodenkirchener Brücke zur Verfügung, weiter südlich ist die nächste Querungsmöglichkeit schon in Neuwied“, sagte Brüssel. Die A562 (Südbrücke) sei zwar befahrbar, endet aber an der B9, weil eben die Südtangente als mehrspurige Verlängerung zur A565 nie gekommen ist.

Wenig erfreut schauen die Spediteure auf die ständigen Verzögerungen bei der Planung des breiteren Neubaus „Tausendfüßler“ zwischen dem Autobahnkreuz Bonn-Nord und Endenich und der neuen Nordbrücke. Nicht nur Bürgerinitiativen nehmen daran Anstoß. Auch die Bonner Stadtverwaltung und die Ratskoalition haben sich gegen den achtspurigen Ausbau des „Tausendfüßler“ ausgesprochen und positioniert.

Die Befürchtung der Logistiker ist, dass ihnen dieser Weg nicht mehr lange zur Verfügung stehen könnte. Die Autobahn GmbH als Bauträgerin prüft den Bauzustand regelmäßig und hatte Lkw-Fahrverbote als Entlastungsoption nie ausgeschlossen. Sollte es dazu kommen, müssten Spediteure erhebliche Umwege in Kauf nehmen, um Waren auf die andere Rheinseite zu bringen.

Vollsperrung auf der A59 im Sommer

Sabine Baumann-Duvenbeck, Geschäftsführerin des Schwertransport-Unternehmens Viktor Baumann in Bornheim, darf mit Schwerlast-Fahrzeugen schon seit Jahren nicht mehr über den „Tausendfüßler“ fahren. In Anbetracht der schlechten Zustände der meisten Brücken „bin ich jedes Mal froh, wenn einer unserer Transporter heil über die Reuterbrücke kommt“.

Kopfzerbrechen bereitet der Spediteurin die für die Sommerferien geplante Vollsperrung der A59 zwischen dem Dreieck Bonn-Nordost und der Anschlussstelle Bonn-Vilich in beide Fahrtrichtungen, „weil sich der Verkehr auf die innerstädtischen Straßen verlagern wird“. Baumann ist der Auffassung: „Wir brauchen auf den Straßen eine sinnvolle Co-Existenz aller Verkehrsteilnehmer.“ Einen Radweg auf dem „Tausendfüßler“ hält sie für Unfug, weil er nicht viel genutzt würde. Eigene Radwege, wie sie in Bonn auf beiden Seiten der Immenburgstraße in Planung sind, hingegen „für sehr sinnvoll“. Auch hält Baumann-Duvenbeck die geplante Rheinspange südlich von Köln in Tunnelbauweise für den falschen Weg. „Da müsste eine Brücke hin, über die auch Bahnen und Räder fahren können.“ Ein gutes Straßennetz, auf dem Transporter ohne große Umwege fahren können, sei auch ökologisch sinnvoll, meint Brüssel. Für die letzten Kilometer, die Waren zum Supermarkt oder Material zur Baustelle zurückzulegen haben, bleibe der Lkw-Transport auch in den nächsten Jahrzehnten von großer Bedeutung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort