Bahnen im Minutentakt und bessere Radwege Bonnerin macht einen Podcast über die Mobilität der Zukunft

Bonn · Die Zukunft des Verkehrs in Innenstädten beschäftigt „Altstadtkind“ Sophia Charlotte Hoge beruflich und privat. In ihrem Podcast spricht die Bonnerin mit Start-ups, Stadtplanern und Experten. OB Katja Dörner war auch zu Gast.

 Unterwegs mit dem Rad am Rheinufer: Sophia Hoge macht einen Podcast über Kommunalpolitik.

Unterwegs mit dem Rad am Rheinufer: Sophia Hoge macht einen Podcast über Kommunalpolitik.

Foto: Meike Böschemeyer

In Berlin „läuft’s“ im Minutentakt, in Oslo kann mit einem Ticket der gesamte öffentliche Nahverkehr genutzt werden und vom Radwegenetz in Amsterdam will Sophia Charlotte Hoge gar nicht erst anfangen. „Was machen diese Städte besser als Bonn?“, fragt die 27-jährige und zieht die Schultern hoch. Das Thema Verkehr beschäftigt die Referentin beim Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik auch in ihrer Freizeit: in ihrem Podcast „Zweibahnstrasse - Mobilität der Zukunft“.

Dass das Rheinufer mittlerweile teilweise für Autos gesperrt ist, findet die Podcasterin zwar „cool“, ein Befreiungsschlag sei das allerdings nicht. „Das kann nur der Anfang sein, um eine wirklich sinnvolle Verkehrswende durchzusetzen.“ Denn dafür muss ihrer Meinung nach der komplette innerstädtische Verkehr in den Fokus gerückt werden – private Fahrten sowie der Transport- und Lieferverkehr. Sie muss es wissen. Seit ihrem Studium und jetzt für den Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik beschäftigt sie sich mit urbaner Verkehrsentwicklung.

In ihrem Podcast spricht Hoge verschiedene Aspekte einer zukunftsorientierten, vernetzten und nachhaltigen Mobilität an. „Wir sprechen mit Start-up Gründern über Städteplanern bis hin zu Professoren, die die Mobilitätswende vorantreiben und sich für eine bessere Welt einsetzen“, sagt sie. Als Interviewpartnerin stand ihr auch Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner zur Verfügung.

Macht die grüne OB ihre Sache gut? „Die ersten Maßnahmen sind nicht schlecht, doch es muss weitergehen“, sagt die gebürtige Bonnerin. Als passionierte Radfahrerin freut sie sich natürlich, dass das Rheinufer teilweise für Autos gesperrt ist. „Aber man kann den Autoverkehr nicht mit aller Gewalt aus der Stadt verdrängen, wenn man keine Alternativen anbietet.“

Bonner Verkehrs-Podcasterin: Kappung des City-Rings ist schief gelaufen

Gründlich schief gelaufen ist in ihren Augen die Kappung des Cityrings. Denn dadurch sei der Verkehr nicht reduziert, sondern lediglich in die umliegenden Bezirke verdrängt worden. Und Hoge fordert mehr Kontrollen. „Für Radfahrer ist beispielsweise die Oxfordstraße sehr gefährlich. Regelmäßig parken Lieferfahrzeuge auf dem Radweg. Darum kümmert sich jedoch niemand“, ärgert sie sich. „Entweder man weicht als Radler auf die Fahrbahn aus oder man wechselt auf den Gehweg. Beides ist keine gute Idee.“

Der Ausbau des ÖPNV so wie in Berlin oder Hamburg, die Einrichtung von zentralen Mobilitätsplattformen zum bequemen Umsteigen sowie der Bau der Seilbahn seien für die angestrebte Verkehrswende unumgänglich. „Und es muss einfacher sein, Bus und Bahn zu nutzen. Wer kennt sich denn in dem Dschungel aus Zonen und Tarifen aus? Und wenn man das falsche Ticket gekauft hat und kontrolliert wird, dann zahlt man mehr als fürs Falschparken“, findet die Bonnerin.

Aufgewachsen ist Sophia Charlotte Hoge in der Altstadt. Und dorthin ist sie jetzt wieder zurückgekehrt. Eingeschult in der Marienschule, Abitur am Clara-Schumann-Gymnasium, machte sie zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei Haribo. „Typisch bönnsch, oder“, sagt die junge Frau und lacht. „Es roch immer so schön nach Lakritz, wenn ich mit dem Fahrrad in Kessenich unterwegs war“, erinnert sich die 27-Jährige. Allerdings hat sie während ihrer Ausbildung so viel genascht, dass sie heute die Finger von Gummibärchen und Lakritzschnecken lässt.

Bonner Verkehrs-Podcasterin ist ein „Altstadtkind“

Nach der Ausbildung studierte sie dann an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, machte ein Praktikum bei DHL, ging nach Amsterdam und kehrte schließlich mit dem Master in der Tasche nach Bonn zurück. Dort, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte, wollte sie wieder leben. In der Bonner Altstadt fand Hoge schließlich ihre Traumwohnung. „Ich bin ein Altstadtkind und möchte nirgendwo anders leben“, sagt sie. Auch wenn es zur Kirschblüte schon mal eng wird. „Die vielen Touristen stören mich nicht. Mich stört vielmehr der Müll, der oft tagelang herumliegt und nicht abgeholt wird. Als käme die Kirschblüte jedes Jahr vollkommen überraschend.“

Auf ein eigenes Auto hat die junge Frau bisher verzichtet. Schließlich kommt sie mit Bus und Bahn sowie ihrem Fahrrad überall hin. „Auf das Radfahren kann ich nicht verzichten“, sagt sie. Denn eine ihrer Leidenschaften ist das Tortenbacken. Rüblikuchen zu Ostern, eine geeiste Torte am vergangenen Wochenende und zum Muttertag etwas mit viel Frucht. „Bei diesem Hobby muss man sich bewegen, um die Kalorien abzubauen“, sagt Hoge. Das tut sie auch bei einem Power-Workout im Fitnessstudio oder beim Wandern. Am Wochenende geht es oft mit Freunden in die Eifel oder an die Mosel. Dafür wirft die Verkehrs-Referentin dann auch schon mal ein Prinzip über Bord: „Wenn es keine passende Zugverbindung zu den Ausgangspunkten gibt, dann würde ich sogar das Auto nehmen.“ Das komme aber nur in Ausnahmefällen vor.

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