GA-Serie "Bonner Köpfe" Bonner Ärztin behandelt Kinder in Indien

Bonn · Kinderärztin Nathalie Rans geht seit 2010 jedes Jahr in ihren Ferien für sechs Wochen nach Kalkutta. Die German Doctors behandeln dort auch Lepra und Tuberkulose.

Ärztin Nathalie Rans will kranken Menschen in Indien helfen. Hier versorgt sie einen kleinen Jungen.

Foto: German Doctors

Seit sieben Jahren geht Nathalie Rans für jeweils sechs Wochen für die Hilfsorganisation German Doctors nach Indien. Warum sie das macht? Über die Antwort muss die Ärztin nicht lange nachdenken. „Weil es die ideale Lösung für mich ist: Ich kann hier bei uns Kinderärztin bleiben. Und gleichzeitig in meinen Ferien Menschen in ärmeren Regionen der Welt helfen.“

Mediziner sammelten über das Jahr viele Überstunden an und hätten so mehr als sechs Wochen Ferien. „Damit kann ich dann an die Arbeitswochen in Kalkutta sogar noch einen Urlaub dranhängen. Denn auch ich muss ja einmal ausspannen“, sagt die 42-Jährige. Sie ist gerade von ihrer sie fordernden Arbeit in der Sankt Augustiner Kinderklinik nach Hause gekommen. Das Arbeitspensum von Klinikärzten sei groß. „Aber am anstrengendsten ist der Stau auf der Rückfahrt“, ist ein typischer Satz dieser zupackenden Frau.

Ärztin habe sie schon seit ihrer Schulzeit werden wollen, sagt Rans, die in einem Ort im Siebengebirge aufwuchs. Das Wunschstudium Medizin schloss sich an. „Dann hat mich die Arbeit in einer Neugeborenenstation so fasziniert, dass ich mich dafür spezialisieren wollte“, sagt sie. 2003 machte sie in der Kinderklinik Köln-Porz ihren Facharzt. Danach ging es in die Sankt Augustiner Intensivmedizin für Früh- und Neugeborene.

Bewerbung bei den German Doctors

Fünf Jahre lang war sie im Fachbereich im Bonner Marienhospital tätig, bevor sie diesen Herbst wieder nach St. Augustin zurückkehrte, wo inzwischen die Geburtsstation abgebaut ist. „Wir versorgen heute Notfälle unter Neugeborenen in den umliegenden Kliniken“, erläutert Rans. Man behandele vor Ort Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.

Sie habe sich schon in ihren ersten Berufsjahren einen Auslandseinsatz gewünscht, aber dann doch damit gewartet, um mehr Erfahrung zu sammeln, so die 42-Jährige. Dann habe sie sich bei den German Doctors beworben. „Ich habe mir gedacht, der Einsatzort Kalkutta wäre nicht schlecht, weil dort immer gleichzeitig sechs deutsche Ärzte arbeiten, so dass man mit seiner Diagnose nicht alleine ist.“

Weihnachten 2010 traf Rans in der Metropole Indiens ein – und brauchte erst einmal zwei Wochen, um die Armut um sie herum und die hygienischen Verhältnisse zu verkraften. „Das war schon ein kleiner Schock. Man denkt ja bei Kalkutta sofort, man hilft wie Mutter Theresa.“ Schon am ersten Morgen sei sie mit dem Teambus zu den Anlaufstationen der Kranken gefahren. „Und dann triffst du nicht nur auf die auch bei uns üblichen Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen, sondern auch auf Lepra, Würmer und Tuberkulose.“ Rans schweigt erst mal.

Wie gut, dass es vor Ort auch als Stütze den deutschen Langzeitarzt Tobias Vogt gebe, sagt sie. Der kenne alle in der dortigen Hitze nur möglichen Krankheitsbilder. „Das größte Problem ist für uns immer wieder, aus den langen Schlangen von Leuten diejenigen sofort herauszufischen, die unbedingt in staatlichen Kliniken an Tuberkulose behandelt werden müssen“, sagt Rans. Erschütternd sei für sie auch nach ihrem siebten Jahr Einsatz immer der Moment, wenn auch die German Doctors bettelarme Rikschafahrer oder Schneider nicht retten können. „Denn wir wissen, nicht nur sie sterben, sondern es hängen auch vielköpfige Familien dran, die dann keine Ernährer mehr haben.“

Man versorge dort wirklich die Ärmsten der Armen, betont Nathalie Rans. „Und bei jedem Kleinkind, das ich impfe, weiß ich, dass ich ihm dadurch wenigstens gesundheitlich einen guten Start ins Leben ermögliche.“