Kunst im Büro Bonner Agentur wird alle drei Monate zur Bühne

SÜDSTADT · Wo sonst die kreativen Köpfe der Agentur "Kommunikation mit System" (kms) arbeiten, wird alle drei Monate Kunst geboten. Dann werden die Schreibtische beiseitegeschoben und die Stühle von der Terrasse geholt - und fertig ist die Bühne für Literatur, Poetry-Slam und Musik.

 Kunst im Büro: Clara Clasen singt ruhige Lieder und spielt dazu Gitarre.

Kunst im Büro: Clara Clasen singt ruhige Lieder und spielt dazu Gitarre.

Foto: Roland Kohls

Am Dienstagabend stand Kunst mit Spekulatius auf dem Programm.Wo früher Obst und Gemüse verkauft wurde, werden die PR-Aktionen der Agentur präsentiert, und bei den Kunstaktionen des Kreativkollektivs "Die Kreatoere" betritt der Besucher sozusagen die Bühne.

Fünf Stufen geht es hinunter in den eigentlichen Kunstraum, in dem gut 30 Gäste eng an eng auf den Büro- und Gartenstühlen sitzen. Die Wände sind gekachelt, rechts stehen Regale mit Ordnern, links die zusammengeschobenen Schreibtische. Das Künstlerkollektiv besteht aus rund 20 Künstlern der verschiedensten Kunstgattungen. "Wir haben Autoren, Fotografen, Musiker und Bildende Künstler aus der Region Köln-Bonn in unseren Reihen", sagte Julius Esser, der mit Leo Zander und Jonas Wintergarn die Gruppe initiierte. Es gehe vor allem darum, sich auszutauschen, anzuregen und sich gegenseitig zu unterstützen, erklärte Esser, der in der Region ein bekannter Slammer ist und den Abend moderierte.

Die Auftritte auf beengtem Raum haben den Charme, dass das Publikum mit den Künstlern leicht ins Gespräch kommt. Das ist ausdrücklich gewünscht. "Wir wollen hier die Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum aufbrechen", so Esser. Und das fällt auch nicht schwer, wenn Sängerin Clara Clasen mit ihrer Gitarre aus der zweiten Reihe nach vorne kommt und mit ihrer großen Stimme ihre ruhigen Lieder vorträgt, um dann wieder in die zweite Reihe zu gehen.

Eher besinnlich waren von zwei Slammern vorgetragene Texte. Kati Abrahamson erzählte von der "Schockdiagnose", die eine Frau dazu gebracht hat zu überlegen, was wirklich wichtig ist im Leben. Denn es könnte in jedem Moment enden. Leo Dravoj hatte die Frustration vieler Menschen und die Antihaltung in der Gesellschaft im Blick, die sie zu Bewegungen wie Pegida treiben. Seine Diagnose: Sie sind unzufrieden mit sich selbst und ihrem Leben.

Im Frühjahr und Sommer gab es das Programm Kunst mit Senf: "Schon als wir vor gut eineinhalb Jahren hier eingezogen sind, haben wir alles so konzipiert, dass die Schreibtische mobil sind", sagt Agenturchefin Katharina Müller-Stromberg. Sie hatte sich über den Umgang der Stadt mit Kunstschaffenden geärgert und beschloss, ihre Räume für Künstler kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort