Aids-Initiative zum Welt-Aids-Tag Bonner Aids-Initiative kämpft gegen Vorurteile

BONN · Laut Studie denkt immer noch jeder Zweite, ein Kuss sei ansteckend. Neue Aufklärungskampagne startet. Durch den Test und die frühzeitige Behandlung lassen sich auch Neuinfektionen vermeiden.

 Christa Skomorowsky und Ralf Runniger von der Aids-Initiative setzen auf Aufklärung.

Christa Skomorowsky und Ralf Runniger von der Aids-Initiative setzen auf Aufklärung.

Foto: Carlotta Cornelius

Dass der Kampf gegen HIV noch lange nicht ausgefochten ist, weiß Christa Skomorowsky am besten. Vor 30 Jahren fing sie bei der Bonner Aidshilfe an, seit 2012 arbeitet sie für die Aids-Initiative. „Viel schwerer als die eigentliche Diagnose wirkt für viele Betroffene die nachfolgende Diskriminierung“, sagt sie. „Da überlegt man sich dreimal, ob man sich als HIV-positiv outet.“ Trotz Fortschritten in der Medizin und Aufklärung habe sich in diesem Punkt seit den 90er Jahren nicht viel geändert. „Noch immer glauben viele, dass es ansteckend ist, wenn ein HIV-Positiver sie anhustet.“ Das Motto des diesjährigen Welt-Aids-Tages: „Streich die Vorurteile“ könne daher aktueller kaum sein.

Was Skomorowsky täglich im Umgang mit den Betroffenen erlebt, hat eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 2017 in Zahlen gefasst. Gut die Hälfte der Befragten stuften hierin einen Kuss mit einem HIV-Positiven als besorgniserregend ein. Ein Drittel empfand selbst die gemeinsame Nutzung von Geschirr als kritisch. Nur 14 Prozent sprachen sich für geschützten Sex mit einer HIV-infizierten Person aus. „Das schriftlich zu sehen war erschreckend“, sagt Skomorowsky.

Als eine von drei Vollzeitkräften arbeitet sie eng mit den Erkrankten zusammen, informiert und begleitet sie zu Terminen und Arztgesprächen. Einen besonderen Schwerpunkt legt die Aids-Initiative dabei auf die Aufklärung von Migranten, Mitgliedern der „LGBTQ+-Community“ und Drogenkonsumenten. In ihren Räumen bietet sie außerdem einen betreuten HIV-Test ohne vorherige Terminvereinbarung an. „Das senkt die Hemmschwelle für die Betroffenen“, sagt Ralf Runniger, Geschäftsführer der Aids-Initiative.

Durch den Test und die frühzeitige Behandlung ließen sich auch Neuinfektionen vermeiden. Gab es 2017 in Deutschland noch rund 2500 Neuinfektionen, verbesserte sich der Stand 2018 auf gut 2400 Fälle. Eine aktuelle Schätzung des Robert-Koch-Instituts geht von einer Gesamtzahl von etwa 90 000 HIV-Infizierten in Deutschland aus.

Gerade bei Randgruppen wie Geflüchteten sei der Bedarf an Aufklärung noch besonders groß, erklärt Jemina Klemp von der Aids-Initiative. „Wir bieten ein spezifisches Angebot für Migranten und versuchen die Betreuung in möglichst vielen Sprachen abzudecken.“

Besonders schwierig sei eine Diagnose für homosexuelle Migranten, die in Flüchtlingsunterkünften ohnehin oftmals extremer Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt seien, ergänzt Kollegin Ira Batschi. Ein Lichtblick ist immerhin in Sicht: Mit der neuen Kampagne #wissenverdoppeln will die Deutsche Aidshilfe künftig einen weiteren wichtigen Schritt zur Aids-Aufklärung beitragen.

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