Pfusch auf dem Dach Bonner Arzt fühlt sich von Dachdecker betrogen

BONN · Ein paar kleinere Arbeiten auf dem Dach, dann kam die Rechnung, die Peter Bung fassungslos machten. 1773,34 Euro sollte er für die Reparaturen an seinem Haus an der Weberstraße 21 zahlen. Seine Vermutung: Er ist einem sogenannten Dach-Hai auf den Leim gegangen.

Vor seinem Haus an der Weberstraße: Peter Bung ist froh, dass er für die Reparaturen auf seinem Dach nichts zahlen muss.

Vor seinem Haus an der Weberstraße: Peter Bung ist froh, dass er für die Reparaturen auf seinem Dach nichts zahlen muss.

Foto: Barbara Frommann

Der Gynäkologe Bung bekam vor einiger Zeit einen Anruf in seiner Bonner Praxis. Man befinde sich gerade in der Nachbarschaft auf dem Dach, dabei habe man auf seinem defekte Ziegel und eine gelöste Firstpfanne festgestellt. Der Handwerker erschien daraufhin mit Fotos in der Praxis, die den Schaden dokumentieren sollten. "Ich war in meiner Gutgläubigkeit ein wenig dankbar", sagte Bung, der selbst noch nie auf seinem Dach gewesen sei. "Ich sagte ihm, machen Sie doch mal."

Bung nimmt nun an, dass solche Handwerker über die Dächer laufen und bewusst etwas kaputt machen. Denn der hinzugezogene Dachdecker seines Vertrauens schaute sich die Fotos an und stellte fest, dass die Brüche an den Ziegeln frisch gewesen seien, wie der Arzt mitteilte. Später kam der Handwerker erneut mit Fotos, um die Reparatur zu dokumentieren, und brachte die horrende Rechnung. Vom Fachmann erfuhr Bung, dass das gerade mal eine Stunde Arbeit gewesen sei und Material für 50 Euro. Da wurden Fugen verklebt, anstatt neue Ziegeln einzusetzen oder Ränder einfach mit Aluklebeband abgedichtet. Der First wurde bloß verspachtelt, anstatt Mörtel einzulegen.

Noch einmal kam der Handwerker in die Praxis. Zur Rede gestellt, bot er sofort an, die Rechnung auf 600 Euro zu kürzen. Als Bung dem Mann Betrug vorwarf, habe er gesagt: "Ich will keinen Stress, zerreißen Sie die Rechnung." Bung hat bis dato nichts gezahlt und will den Fall an die Dachdeckerinnung weitergeben. "Das ist für mich eine Lehre fürs Leben."

Rechnungssteller ist eine Bedachungsfirma aus Niederkassel-Mondorf. Deren Internetseite ist nicht mehr erreichbar. "Ich bin nicht mehr in Bonn, ich habe die Schnauze voll", sagt der Inhaber. Er würde nun in Ludwigshafen als Kraftfahrer arbeiten. In der Tat sei der First in Bitumenmasse gelegt worden, was nicht schön aussehe, aber eine schnelle Reparatur gewesen sei. "Das hat alles seine Richtigkeit. Ich war noch mal in der Praxis. Das Thema ist vom Tisch", sagt der Mondorfer.

Der schiebt Missstände nun auf seinen Mitarbeiter, der sich nicht richtig ausgekannt habe. Der habe sich ihm für Arbeiten angeboten, sei nun nicht mehr in der Firma. "Der ist weg, weg, weg." Der Handwerker entschuldigt sich mit "es tut mir leid" und sagt: "Meine Firma gibt es nicht mehr." Nach GA-Informationen stand sie schon länger im Fokus, war nicht als Dachdecker eingetragen und somit für solche Arbeiten nicht zugelassen.

Die Masche, und wie man sich wehren kann

"Es gibt zweierlei Verstöße", sagt Ulrich Erken von den Bürgerdiensten der Stadt, der unerlaubte Handwerksausübung bekämpft. Erstens sei das die Schwarzarbeit, bei der Bußgeld verhängt wird. Zweitens gebe es strafrechtlich relevante Tätigkeiten, mit der vor einigen Jahren in Bonn auch die sogenannte Dachdeckerbande aufgeflogen sei. Da würden etwa Dachrinnenreiniger meist Senioren Dienste auf dem Dach zu einem Spottpreis anbieten.

Die Schindeln hätten sie aber vorher selbst zerschlagen. Im Dachdeckergewerbe gibt es eine Meisterpflicht, so Erken. Wer nicht bei der Handwerkskammer zugelassen ist, muss mit einem Bußgeld rechnen. Kommt Sachbeschädigung hinzu, sei das in der Regel ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Erken rät, sich nicht auf Türgeschäfte einzulassen und sich bei der Polizei Rat einzuholen (Telefonnummer 0228/15-0). Wer sich gutgläubig auf windige Angebote eingelassen habe, sollte Anzeige erstatten.

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