Diebstahlsserie an Bahnhöfen Bonner Bande von Automatenknackern angeklagt

BONN · Als in der Nacht zum 3. November 2012 am Bahnhof in Meckenheim ein 450 Kilogramm schwerer Fahrscheinautomat gestohlen wurde, ahnte niemand, dass das erst der Anfang war. In der Nacht zum 14. November verschwand ein weiterer Automat vom Bahnhof in Merzenich, wenige Tage später wurden die zerstörten Geräte an der Siegfähre in Troisdorf-Bergheim gefunden.

In der Folgezeit wurden 45 weitere Fahrkartenautomaten in der Region und bundesweit aufgebrochen. Die Serie endete erst, als die Polizei am 25. April diesen Jahres zuschlug und die Bande festnahm.

Nun hat die Staatsanwaltschaft die fünf Haupttäter aus Bonn angeklagt. Bandenmäßiger Diebstahl in Tateinheit mit Sachbeschädigung wirft die Anklage den fünf Männern im Alter von 19, 20, 21, 34 und 50 Jahren vor. Bis auf den 21-Jährigen, der verschont wurde, sitzen alle in U-Haft und müssen sich demnächst vor einer Bonner Jugendstrafkammer verantworten, wie Gerichtssprecher Philipp Prietze mitteilte. In wechselnder Besetzung sollen sie die Automaten geknackt und 124 254,23 Euro erbeutet haben. Doch der Schaden durch die zerstörten Automaten war erheblich höher. "Der Sachschaden für die Bahn beträgt allein 445.650 Euro", erklärte Prietze.

Als Kopf der Bande machten die Ermittler den 34-Jährigen aus. Der erheblich vorbestrafte Mann soll die Bande gegründet haben und am 2. November mit seinem 19-jährigen Neffen den ersten Automaten in Meckenheim gestohlen haben. Sie sollen ein Stahlseil um das Gerät geschlungen, es am Auto befestigt und den Automaten samt dem Sockel aus der Verankerung gerissen haben. In seiner Werkstatt untersuchte der 34-Jährige laut Anklage die Automaten, um die beste Möglichkeit zu finden, sie schnell zu knacken.

Er fand sie laut Anklage, denn bis April brach die Bande auf den Bahnhöfen in Bonn und der gesamten Region, im Ruhrgebiet und in anderen Bundesländern in nur wenigen Minuten die Automaten auf und stahl die Kassetten mit den Scheinen und den Euromünzen. Die Geräte sendeten zwar jedes Mal Alarmsignale an die Bahn, doch wenn die Polizei eintraf, war die Bande schon weg.

Ihre aufwendige Ermittlungsarbeit mit Hilfe von Telefonüberwachung und Funkzellenauswertung führte die Polizei zu den Bonnern, die mithilfe des 50-Jährigen, der als Wachmann arbeitete, auch noch einen Raubüberfall geplant haben sollen. Doch dazu kam es nicht: Am 25. und 26. April schlugen 200 Beamte zu, durchsuchten zahlreiche Gebäude und nahmen die fünf Männer fest.

Gegen acht Handlanger, die für zehn Euro die Stunde als Fahrer und Wachposten engagiert worden waren, wird gesondert ermittelt. Sie sollen größtenteils keine Ahnung gehabt haben, auf was sie sich eingelassen hatten.

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