Hilfe für die Kriegsopfer Bonner Behörde steuert Lieferungen in die Ukraine

Bonn · Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat schon mehr als 550 Tonnen Hilfsgüter im Wert von rund 10 Millionen Euro ins Kriegsgebiet und die Nachbarstaaten transportieren lassen - darunter auch dringend benötigtes Insulin. Die Bonner Behörde stimmt sich dabei mit anderen Staaten ab.

 Der bisherige BBK-Präsident Armin Schuster nahm persönlich die Arzneimittelspende von Sanofi-Managerin Anne Reuschenbach in Frankfurt entgegen.

Der bisherige BBK-Präsident Armin Schuster nahm persönlich die Arzneimittelspende von Sanofi-Managerin Anne Reuschenbach in Frankfurt entgegen.

Foto: BBK

Regelmäßig einen Mittagstisch für Geflüchtete anbieten, Begleitung bei Behördengängen, kreative Ideen, um Geld für die Sonderaktion „Ukraine“ des GA-Weihnachtslichts zu sammeln: Die Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine ist groß. Immer mehr Hilfsorganisationen sowie viele Privatleute engagieren sich einerseits vor Ort, um den Flüchtlingen beim Neustart zu helfen. Andere organisieren Konvois mit Hilfsgütern, um die Menschen in den umkämpften Regionen zu versorgen. Erst vor wenigen Tagen erreichte eine Transportkolonne mit einem ausgemusterter Rettungswagen, Ultraschallgeräten, Intensivbetten sowie vier Inkubatoren für die Versorgung von Früh- und Neugeborenen unter Bonner Beteiligung den polnisch-ukrainischen Grenzübergang (der GA berichtete).

Neben vielen privaten Initiativen unterstützen zudem Unternehmen und Behörden diese Hilfe für die Zivilbevölkerung. So wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit Sitz an der Provinzialstraße in Bonn. Als Teil der deutschen Aktivitäten für die Ukraine steuert das Bundesamt die staatlichen zivilen Hilfeleistungen Deutschlands über das EU-Katastrophenschutzverfahren (UCPM).

Ziel ist, möglichst effizient zu helfen

„Wir koordinieren seit Kriegsbeginn deutschlandweit sämtliche Bedarfsanfragen, die die ukrainische Regierung und andere hilfeersuchende Länder wie Polen, Moldau, die Slowakei, die Tschechische Republik oder Rumänien im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens stellen“, erklärte der neue Innenminister von Sachsen, Armin Schuster, vor Kurzem in seiner bisherigen Funktion als BBK-Präsident. „Mit Fokus auf die Versorgung Geflüchteter und auf medizinische Güter konzentriert sich das BBK auf die dringlichsten und notwendigsten Anliegen.“ Im Zuge dieser Hilfe sind die ersten privatwirtschaftlichen Großspenden mit Arzneimitteln und Medizinprodukten von Sanofi und Fresenius Kabi aus Deutschland in die Ukraine vermittelt worden.

Behörde prüft Angebote aus der deutschen Wirtschaft

In Zusammenarbeit mit Ministerien und anderen staatlichen Behörden prüft das BBK zudem Hilfsangebote aus der deutschen Wirtschaft. Für registrierte Spender koordiniert das Bundesamt die Umsetzung und vermittelt auf Wunsch den Transport. Es richtet sich danach, welche Hilfsgüter nach Angaben der ukrainischen Regierung gebraucht werden. So soll sichergestellt werden, dass die Hilfe „zielgerichtet und bedarfsorientiert und mit allen 33 Staaten, die den UCPM gemeinsam nutzen, koordiniert ist“, betont die Behörde. Im „24/7-Betrieb“ werden dafür alle verfügbaren Ressourcen eingesetzt, damit die Hilfe schnell und effektiv ankommt. Bislang sind mehr als 550 Tonnen an Gütern im Wert von rund 10 Millionen Euro durch das BBK in die Ukraine oder Nachbarstaaten transportiert worden.

Dringend benötigt werden Medikamente sowie medizinisches Gerät zur Versorgung der Bevölkerung im Krankheitsfall oder zur Behandlung der Verletzten. Vor allem Schmerzmittel sowie kreislaufstabilisierende Medikamente und Infusionsbestecke fehlen in den ukrainischen Krankenhäusern und Arztpraxen.

Ein großes Problem ist die Behandlung von Diabetikern. Für sie sind die 40.500 Insulin-Pens bestimmt, die das BBK jetzt vom Gesundheitsunternehmen Sanofi erhielt. Persönlich reiste Armin Schuster vor wenigen Tagen nach Frankfurt, um die Arzneimittelspende von Anne Reuschenbach, der Standortleiterin des Insulin-Campus von Sanofi in Frankfurt, in Empfang zu nehmen. Mittlerweile ist die Ladung in der Ukraine angekommen.

Das weltweit tätige Gesundheitsunternehmen Fresenius Kabi stellt bereits seit mehreren Wochen Arzneimittel und Medizinprodukte örtlichen Organisationen in der Ukraine zur Verfügung. Koordiniert über das BBK, spendet Fresenius Kabi nun weitere rund 70 Paletten mit essenziellen Arzneimitteln wie beispielsweise intravenös zu verabreichenden Antibiotika oder Anästhetika. Sie werden vor allem für die Notfallversorgung gebraucht.

Daneben fungiert das BBK als zentraler Knotenpunkt: Hier werden internationale Hilfeersuchen entgegengenommen, koordiniert und abgestimmt. Das betrifft vor allem hochspezialisierte Güter wie Beatmungsgeräte, Sanitätsmaterial oder Schutzausrüstung, die in die Krisengebiete gebracht werden. Auch der Transport und die Verlegung ukrainischer Erkrankter und Verletzter, die über staatliche Hilfeleistungsersuchen in Deutschland aufgenommen werden, werden vom BBK koordiniert.

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