Berufsinfotag der Regionalagentur Bonn Bonner Berufsinformationstag stellt Pflegeberufe vor

Bonn · Pflegeberufe standen am Dienstag bei einem Berufsinformationstag der Bonner Regionalagentur im Robert-Wetzlar-Kolleg im Mittelpunkt des Interesses. Hauptthemen waren Ausbildungsstrukturen, Verdienstmöglichkeiten und die Berufsaussichten in der Altenpflege.

 Schwerstarbeit: Der 18-jährige Raphael steckt in einem Anzug, der die Auswirkungen von hohem Alter simuliert, und will heruntergefallenes Papier vom Fußboden aufheben.

Schwerstarbeit: Der 18-jährige Raphael steckt in einem Anzug, der die Auswirkungen von hohem Alter simuliert, und will heruntergefallenes Papier vom Fußboden aufheben.

Foto: Benjamin Westhoff

Atli kann seinen Kopf kaum bewegen. Der Nacken schmerzt, der Rücken ist schwer, die Beine sind bleiern und der Fuß lässt sich nur mit viel Mühe abrollen. „Ich sehe ja fast gar nichts“, blickt der 16-Jährige durch die getönte Brille, und wegen der dicken Kopfhörer auf den Ohren versteht er kaum ein Wort. „So krass hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt.“ Atli hat sich gerade von Jürgen Zens vom Seniorenheim Josefshöhe in einen Alterssimulationsanzug stecken lassen. Doch schon nach den ersten mühsamen Schritten gibt Atli auf.

„In diesem Zustand fällt wirklich jede Bewegung schwer. Ich bin vollkommen hilflos.“ Der 16-Jährige gehört zu den Jugendlichen, Umschülern und interessierten Quereinsteigern, die sich am Dienstag beim Berufsinformationstag Pflege der Regionalagentur Bonn/Rhein-Sieg am Robert-Wetzlar-Kolleg über Ausbildungsstrukturen, Verdienstmöglichkeiten sowie die Berufsaussichten in der Altenpflege informierten. Dafür waren Vertreter verschiedener Ausbildungsakademien in die Schule gekommen. Denn: „Der Pflegeberuf ist nach wie vor interessant und abwechslungsreich“, sagt Martina Schönborn-Waldorf von der Regionalagentur. Zwar sei die Bezahlung angesichts der Arbeit nicht immer gerecht, „aber man kann von diesem Beruf durchaus leben“, fügt sie hinzu.

Auch wenn man derzeit „in Bonn gut alt werden kann“, so Schönborn-Waldorf, müsse man schon heute auf den demografischen Wandel und den zusätzlichen Bedarf an Pflegekräften reagieren. Nach Angaben des Bündnisses für Fachkräfte Bonn/Rhein-Sieg steigt die Zahl der über 80-Jährigen in Bonn bis 2030 um 26,1 Prozent. Die Zahl der Pflegebedürftigen werde bis 2040 um fast 2000 Personen ansteigen, im Rhein-Sieg-Kreis sogar auf 9000. „Um die Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen, müssen wir heute mehr ausbilden“, so die Expertin.

Altenpfleger finden immer eine Anstellung

Zwar schrecke der Schichtdienst viele junge Menschen davon ab, in einem sozialen Beruf zu arbeiten. „Dafür sind die Jobaussichten so gut wie in kaum einer anderen Branche. In der Region Bonn/Rhein-Sieg herrscht diesbezüglich Vollbeschäftigung. Ein Altenpfleger findet immer eine Anstellung“, ergänzt sie.

Trotz der schweren und teils belastenden Arbeit sei die Fluktuation in der stationären Pflege nicht anders als in anderen Branchen. Das bestätigt auch Jürgen Zens. „Unsere Fachkräfte bleiben bei uns. Wir haben kaum Personalwechsel.“

Zudem, so Schönborn-Waldorf, gebe es gerade in der Pflege eine Vielzahl an verschiedenen Weiterbildungsmaßnahmen, durch die sich ein Mitarbeiter auch für andere Aufgaben qualifizieren kann. „Wer zuverlässig ist, keine Scheu vor alten Menschen hat, Höflichkeit sowie Empathie besitzt, der sollte sich überlegen, ob er sich nicht in der Altenpflege ausbilden lassen will“, empfiehlt Martina Schönborn-Waldorf.

Mittlerweile hat sich der 18-jährige Raphael in den Alterssimulationsanzug stecken lassen. „Ich habe mich entschieden. Das ist mein Beruf. Im Dezember werde ich meine ersten Bewerbungen verschicken“, sagt er. „Eine gute Wahl“, motiviert auch Birgit Hufnagel, Schulleiterin des Berufskollegs, ihren Schüler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort