Einsatz für Bedürftige Bonner Caritas feiert 100-jähriges Bestehen

Bonn · Die Bonner Caritas feiert ihren hundertsten Geburtstag. Zu Beginn ging es darum, Hunger, Not und Elend zu bekämpfen. Kinderarmut und Nothilfe bleiben in den Brennpunkten ein großes Thema.

 Die mobilen sozialen Dienste der Caritas kamen in der 80er Jahren auf dem Mofa nach Hause.

Die mobilen sozialen Dienste der Caritas kamen in der 80er Jahren auf dem Mofa nach Hause.

Foto: Caritas Bonn

Die Bonner Caritas hat am Montag ihr hundertjähriges Bestehen gefiert. Waren es einst in Not geratene Familien, Wohnungslose oder Soldaten, die nach dem Ersten Weltkrieg umsorgt wurden, setzt der Wohlfahrtsverband heute auch auf nachhaltige Projekte, die Menschen dazu befähigen sollen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

„Tuet Gutes Allen“: Das Jubiläumsmotto des Bonner Caritasverbandes stammt aus dem Jahre 1933. Mit dem Wahlspruch hatte der damalige Vorsitzende, Michael Diefenbach, dazu aufgerufen, sich den Nationalsozialisten zu widersetzen und Hunger, Not und Elend zu bekämpfen, wo immer es nötig war.

Nachdem Bonn von den Folgen des Zweiten Weltkrieges nicht verschont geblieben war, stand die hiesige Caritas vor großen Herausforderungen: Lebensmittelknappheit, Obdachlosigkeit, traumatisierte Menschen. Als britische Besatzungszone glich die Stadt 1945 einem Trümmerhaufen. Viele Bedürftige wurden mit Mahlzeiten und Unterkünften versorgt.

In den 1950er Jahren baute der damalige Caritasdirektor, Prälat Schleich, den Bereich der Mütter- und Kindererholung auf. Zu dieser Zeit betrieb der Verband auch eine Vielzahl an Kindergärten, Krankenhäusern, Seniorenheimen und weiteren Einrichtungen.

Im „Casa Italia“ wurden italienische Gastarbeiter in den 1960er Jahren betreut, die Aufgaben der Flüchtlings- und Migrationsarbeit wuchsen mit der Zeit. Auf die Diplomatenstadt kamen im folgenden Jahrzehnt neue Herausforderungen zu: Drogen- und Alkoholsucht sowie Wohnungslosigkeit prägten die karitative Arbeit. Zusammen mit anderen Helfern öffnete der Verband eine Suchtberatungsstelle an der Kaiserstraße. Zu jenen, die in den 1970ern verstärkt wahrgenommen wurden, zählen auch psychisch erkrankte Menschen. Für sie gründete die Caritas 1978 das Kardinal-Galen-Haus, die erste Einrichtung ihrer Art im Umkreis. Auch die wachsende Jugendarbeitslosigkeit erhöhte den Bedarf nach neuen Maßnahmen. So werden junge Menschen seit den 1980ern in verschiedenen Einrichtungen der Caritas unterstützt.

Heute zählt die Caritas mit rund 1200 Mitarbeitern in 60 Einrichtungen zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Auch während der Pandemie will der Verband den Menschen Hilfe bieten. „Wir bleiben ansprechbar, wenn auch unter Hygiene- und Abstandsregelungen“, sagt Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider. Besonders in der Wohnungslosenhilfe und Sozialpsychiatrie sei es wichtig, Menschen in Notlagen psychisch zu stabilisieren, betont Sprecherin Mechthild Greten. Beim Mittagstisch in der Wohnungslosenhilfe und im sozialpsychiatrischen Zentrum in Beuel erhielten Bedürftige weiterhin eine warme Mahlzeit. „So viele haben gespendet, damit wir die Wohnungslosen mit einem täglichen Essen, aber auch mit Hygienepacks und Wasser versorgen konnten“, würdigt Greten den Erfolg. Neben den rund 4000 Bonnern, die der Verband aktiv betreut, nutzen heute bis zu 30 000 Menschen die Präventionsangebote der Organisation. Die Angebote seien bedeutsam, da auch die Kluft zwischen Arm und Reich stetig steigt, wie aus einem Sozialbericht von Caritas und Diakonie hervorgeht. „Soziale Arbeit gelingt dann am besten, wenn man genau weiß, wo die sozialen Schieflagen einer Stadt sind“, so Schneider. Kinderarmut und Nothilfe würden künftig ein großes Thema bleiben, beispielsweise in Brennpunkten wie etwa Tannenbusch oder Pennenfeld. „Wir werden unsere Hilfen und Dienste im Sinne christlicher Nächstenliebe stetig weiterentwickeln“, verspricht Schneider.

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