Kulturmacher in höchster Bedrängnis Bonner CDU will eine Million Euro für freie Szene bereitstellen

Bonn · Der Rettungsfonds könnte mit Einsparungen bei Oper und Schauspiel sowie beim Beethoven Orchester finanziert werden, schlägt die Ratsfraktion vor. Generalintendant Bernhard Helmich erhebt Einspruch.

 Auch um sie geht es: Schauspieler des Jungen Theaters führen „Krabat in der Mühle“ auf.

Auch um sie geht es: Schauspieler des Jungen Theaters führen „Krabat in der Mühle“ auf.

Foto: Junges Theater Bonn

Die CDU fordert einen „Rettungsfonds“ für die freie Kulturszene. Mit einem Antrag für die Ratssitzung am 10. Dezember will die Fraktion eine Million Euro bereitstellen, um die Existenz der kleinen Theater, Musikklubs und Kabaretts bis Ende nächsten Jahres zu sichern. Sie sind vom Corona-Lockdown besonders hart betroffen.

„Die freie Kulturszene  ist unverzichtbares Markenzeichen unserer Stadt mit überregionaler Ausstrahlung“, schreibt der neue Fraktionsvorsitzende Guido Déus in einer Mitteilung. Die Hilferufe würden immer lauter. „Die erheblichen Einnahmeverluste können nicht mehr aufgefangen werden und bedrohen die Existenz einzelner Träger“, so der CDU-Mann. „Zusätzliches finanzielles Engagement der Stadt ist zum Erhalt dieser vielfältigen Kulturlandschaft unverzüglich notwendig.“ Die Million will die CDU möglichst bei Oper und Schauspiel sowie beim Beethoven Orchester holen. Die Stadtverwaltung solle mit den Kulturbetrieben ermitteln, „welche Kosten bis Ende 2021 durch den erheblich reduzierten Spielbetrieb eingespart oder im Falle der Kurzarbeit durch Landes- oder Bundesfördermittel kompensiert werden könnten“, so Déus.

Generalintendant Bernhard Helmich betont auf GA-Anfrage allerdings, dass noch völlig ungewiss sei, wie das städtische Theater am Ende der Pandemie finanziell dastehen werde. „Allein bei den Einnahmen werden in dieser Spielzeit mindestens drei Millionen Euro fehlen“, sagt Helmich. Das Orchester antwortet nicht direkt, sondern verweist auf eine Stellungnahme der Sport- und Kulturdezernentin: „Der Stadt ist bewusst, dass die freie Szene besonders von Corona-Schutzmaßnahmen betroffen ist, und sie versucht, hier im Rahmen der Möglichkeiten zu helfen“, unterstreicht Birgit Schneider-Bönninger. „Ich freue mich, dass sich hierzu in der Politik Unterstützung abzeichnet.“ Die Verwaltung werde dem Rat einen Vorschlag für „einen weiteren Solidaritäts-Fonds“ vorlegen.

Die Grünen, die gerade eine Koalition im Rat schmieden, werden keinem Antrag zustimmen, der die Hilfe für die freie Szene mit Orchester und Stadttheater verknüpft. „Wir wollen der freien Kulturszene helfen“, sagt Roswitha Sachsse-Schadt. Städtische Mittel müssten die Hilfsangebote von Bund und Land effizient ergänzen. Dazu erwarte die Fraktion eine Vorlage der Stadtverwaltung. bau

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