Bonner City-Marketing verärgert Ratskoalition sagt Treffen mit Handelsverein ab
Bonn · Einen für August verabredeten Austausch mit dem Handelsverein sagt das Ratsbündnis kurzfristig ab. Für einen Ersatztermin gebe es „derzeit kein Interesse“. Auf Nachfrage rudert die Koalition zurück.
Der Verein City-Marketing beklagt mangelnde Gesprächsbereitschaft der Ratskoalition. Der Vorstand des Vereins, in dem viele Bonner Innenstadthändler zusammengeschlossen sind, hatte sich bereits vor der Sommerpause an die Bündnispartner gewandt mit der Bitte um ein Treffen. Wie die Vorstandsvorsitzende Karina Kröber dem GA sagte, sollte es dabei um bestehende Leerstände in der City gehen, um mögliche Konsequenzen aus einer Umfrage innerhalb der Vereinsmitglieder zu Kaufgewohnheiten unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer und die vom Rat beschlossene Erhöhung der Gewerbesteuer.
Für den August war ein Gesprächstermin vereinbart, zu dem auch ein Unternehmer aus Wuppertal anreisen wollte. Wenige Tage vor dem Treffen sagte die Koalition allerdings ab, wie aus einem Mailverkehr hervorgeht, der dem General-Anzeiger vorliegt. Zur Begründung hieß es, die Wirtschaftssprecher der Koalitionäre hätten „vollgepackte Fraktionssitzungen“. Auf die Bitte nach einem Ersatztermin lautete die Antwort, einige Fraktionen hätten „derzeit kein Interesse, nach einem neuen Termin zu suchen“. Bei Kröber stieß diese Aussage auf Unverständnis. „Was sollen wir davon halten, wenn es öffentlich immer heißt: Wir wollen den Austausch mit den Händlern?“, fragt Kröber.
Nach den genauen Gründen für die kurzfristige Absage gefragt, antworteten die einzeln angefragten Fraktionen von Grünen, SPD, Linken und Volt dem GA gemeinsam: Bei der Terminkoordination sei es durch die Sommerpause „zu einem internen Missverständnis gekommen, was wir sehr bedauern“. Entgegen den Aussagen aus der Mail an City-Marketing bekräftigt das Bündnis, dass „die Koalition weiterhin ein hohes Interesse daran hat, mit allen Beteiligten, Firmen und Verbänden im Gespräch zu bleiben, um gemeinsam die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen“.
In der Folge führen die Bündnisfraktionen in ihrer Antwort an den GA aus: „Lassen Sie uns Bonn nicht schlecht reden.“ Eine Untersuchung der Stadt mit der Kölner Handelsschule habe im vergangenen Jahr habe gezeigt, „dass die allgemeine Attraktivität der Bonner Innenstadt in den letzten Tagen stabil geblieben ist.“ Die Ausgangslage sei gut, weiterhin sei die City mit allen Verkehrsmitteln erreichbar. Die Herausforderungen durch Abwanderungen der Käufer ins Internet, ein verändertes Konsumverhalten eher hin zu Ausgaben für Kulturveranstaltungen und die Gastronomie sei der Koalitionären durchaus bewusst. Man habe den Handel finanziell mit einem Gutschein nach den pandemiebedingten Schließzeiten unterstützt und im Klimaplan die Anschaffung von Schließfächern in der Innenstadt und Park&Ride-Anlagen an der Peripherie für Autofahrer beschlossen.
Für Kröber verfehlt die Antwort das eigentliche Thema. „Wir suchen das Gespräch mit der Ratsmehrheit, weil wir über unsere Nöte sprechen und über konstruktive Lösungen reden wollen“, sagt Kröber. Die Umfrage von City-Marketing hatte ergeben, dass die Autofahrer unter den Innenstadtkunden mit 60 Prozent den Geschäften mehr Umsatz verschaffen als Radfahrer und Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs. „Uns Händlern ist es egal, mit welchen Verkehrsmittel die Kunden anreisen“, erklärt Kröber. Umso wichtiger sei es City-Marketing, darüber zu sprechen, wie Leute ohne Auto ihre Einkäufe nach Hause bekommen können. „Schließfächer in der Innenstadt schlagen wir schon seit Jahren vor, aber passiert ist bisher noch nichts“, sagt Kröber.
Vergangene Woche hat das Ratsbündnis nun nach anderthalb Monaten Monat einen Ersatztermin für diese Woche vorgeschlagen. Der Vorlauf sei, so Kröber, zu kurz gewesen, um alle Interessierten vonseiten City-Marketing darauf vereinen zu können. Man sucht nun einen Termin nach den Herbstferien.