In Bulgarien festgenommen Bonner darf Hotel 40 Tage nicht verlassen

Bonn · Mehmet Y., der im bulgarischen Urlaubsort Warna festgenommen wurde, kommt aus dem Gefängnis frei. Der türkischstämmige Bonner darf aber nach richterlichem Beschluss sein Hotel 40 Tage nicht verlassen.

Der auf Gesuch der Türkei am Sonntag in Bulgarien festgenommene Bonner Mehmet Y. hat am Mittwoch das Gefängnis verlassen dürfen. Der Mann konnte nach Auskunft seiner Anwältin in Bonn auf Beschluss eines Gerichts in Warna in das Hotel zurückkehren, wo er mit seiner Frau Urlaub machen wollte. Er darf das Hotel allerdings die nächsten 40 Tage nicht verlassen, weil das Gericht in der Zeit weitere Ermittlungen anstellen und mit den türkischen Behörden in Kontakt treten wolle.

Dem Mann droht im schlimmsten Fall die Auslieferung in die Türkei. Der türkischstämmige Mehmet Y. besitzt seit 2009 die deutsche Staatsbürgerschaft und war, wie berichtet, noch am Flughafen in der Hafenstadt Warna von der bulgarischen Polizei in Gewahrsam genommen worden. Gegen ihn lag eine so genannte Red Notice von Interpol vor, erfuhr der GA. Dabei handelt es sich um das Ersuchen eines Landes, den Aufenthaltsort einer bestimmten Person zu ermitteln und diese vorläufig festzunehmen.

Hintergrund: Mehmet Y. war 1999 in der Türkei in Abwesenheit wegen angeblicher Unterstützung der verbotenen Kurdenpartei PKK zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden, berichtete seine Ehefrau dem GA. Er floh damals nach Deutschland und erhielt 2001 die Anerkennung als Asylbeweber. Nach seiner Einbürgerung wollte er, so die Ehefrau weiter, eigentlich seinen türkischen Pass zurückgeben. Doch die türkischen Behörden verweigerten die Rücknahme unter anderem mit Hinweis auf den Haftbefehl. Das Urteil wäre nächstes Jahr verjährt. Mehmet Y. hat neben der Bonner Anwältin auch vor Ort einen bulgarischen Rechtsanwalt an seiner Seite. „Ich bin froh, dass der Anwalt auch türkisch spricht, denn ich spreche kein Englisch“, sagte Gülsen Y.

Die Bonner Bundestagsabgeordnete Katja Dörner (Grüne) teilte dem GA mit, sie habe sich noch vor der Abreise von Heiko Maas nach Ankara am Mittwoch per Fax an den Außenminister gewandt und ihn im Fall Mehmet Y. um Unterstützung gebeten. „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Herrn Y. unterstützen, so dass er als deutscher Staatsbürger nicht in die Türkei ausgeliefert wird und umgehend wohlbehalten nach Bonn zurückkehren kann“, schrieb Dörner. Ob Maas während seines Treffens in Ankara mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Außenminister Mevlüt Çavusoglu den Fall ansprechen wird, ist noch offen (siehe Bericht oben).

Derweil bangen in Bonn die Freunde von Mehmet Y. um das Schicksal des 44-Jährigen, der beruflich für die Caritas als Flüchtlingshelfer tätig ist. „Die meisten von uns sind ja auch Kurden und fahren deshalb nicht mehr in die Türkei“, erzählt ein Freund, mit dem Mehmet Y. einen Kiosk betrieben hat. Das sei zu gefährlich. Mittlerweile trauten sich einige sogar auch nicht mehr, Deutschland zu verlassen. „Wenn man gegen Erdogan ist, ist man gleich ein Terrorist“, sagt der Mann, der aus Sorge um seine noch in der Türkei lebenden Angehörigen seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

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