Deutsches Rotes Kreuz Bonner DRK in den roten Zahlen

BONN · Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Bonn ist finanziell in schweres Fahrwasser geraten. Nach einem Minus von rund 350.000 Euro im vorigen Jahr rechnet der Kreisverband auch 2015 mit roten Zahlen. Zudem hat das DRK einen städtischen Auftrag für den Krankentransport verloren. In einer Betriebsversammlung soll kürzlich sogar von drohender Insolvenz die Rede gewesen sein.

Klaus Müller-Starmann im Hof der DRK-Zentrale an der Endenicher Straße. Der frühere Chef des Kölner Job-Centers leitet den Bonner Kreisverband seit Mai 2015.

Klaus Müller-Starmann im Hof der DRK-Zentrale an der Endenicher Straße. Der frühere Chef des Kölner Job-Centers leitet den Bonner Kreisverband seit Mai 2015.

Foto: Horst Müller

So weit sei es noch lange nicht, versichert Geschäftsführer Klaus Müller-Starmann. "Ja, wir sind in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage", räumt der frühere Chef des Kölner Job-Centers ein. "Aber weder der Kreisverband noch seine GmbH sind im Bestand gefährdet." Müller-Starmann leitet den Bonner Verband seit Mai 2015 auf Honorarbasis, nachdem sich sein ehrenamtlicher Vorgänger und das DRK getrennt hatten.

Die Analyse des Neuen aus Essen ist eindeutig: Der Verband müsse dringend seine Kosten reduzieren; vor allem die Verwaltung an der Endenicher Straße mit zehn Vollzeitstellen sei zu teuer. "Diese Ausgaben dürfen nicht länger die Ertragskraft der operativen Bereiche übersteigen", sagt Müller-Starmann.

"Dauerhafte Verluste würden den Kreisverband gefährden." Deshalb werde man alle Möglichkeiten nutzen, "schlanker zu werden", wobei Kündigungen "die schlechteste aller Möglichkeiten" seien. Ausschließen kann er sie aber nicht. Erste Maßnahmen laufen, so der Geschäftsführer: Mit dem Betriebsrat werde etwa über eine Neugestaltung des Dienstplanes gesprochen.

DRK verlor Krankentransport-Neuausschreibung

Dass das DRK 2015 die Krankentransport-Neuausschreibung verloren hat, kam für Müller-Starmann nicht überraschend. Sein Angebot sei erwartungsgemäß nicht konkurrenzfähig gewesen, weil es kostendeckend kalkuliert gewesen sei. "Wir können doch nicht den Rettungsdienst der Stadt Bonn subventionieren", betont der DRK-Chef. Für die Kommune zähle in der Ausschreibung allein der günstigste Preis. Müller-Starmann spricht von einem Fehler im Gesamtsystem: "Ob Krankentransport, Altenpflege oder Kitas - die Gesellschaft ist offenbar nicht bereit, für diese Bereiche ausreichend Geld bereitzustellen."

Das führe dazu, dass man sich an Ausschreibungen im Rettungsdienst gar nicht erst beteiligen müsse, wenn man seine Leute nach Tarif bezahle. Auch die gemeinnützige Rettungsdienste GmbH des DRK ist nicht tarifgebunden. Der Kreisverband richte sich nach dem DRK-Reformtarifvertrag. Der Lohn der 61 Mitarbeiter richte sich "nach dem Branchenüblichen", unterstreicht Müller-Starmann. Wie aus der Belegschaft zu hören ist, sind das zum Beispiel für einen Rettungshelfer im Schichtdienst 1550 Euro brutto im Monat, bei einem besser ausgebildeten Rettungsassistenten 1950 Euro. Verträge für die Besatzungen der Rettungs- und Krankentransportwagen sind auf die jeweils laufende Ausschreibungsdauer befristet.

Erste Hoffnungszeichen für das Bonner DRK

Die Stadt Bonn betont, dass sowohl das DRK als auch die anderen Auftragnehmer den Mindestlohn nach NRW-Tariftreuegesetz garantieren müssen. Voraussetzung seien bestimmte Eignungskriterien, die die Hilfsorganisationen erfüllen müssten, teilt das Presseamt mit. Den Zuschlag bekomme dann das "wirtschaftlichste Angebot". Auf Ratsbeschluss seien 2012 der überwiegende Teil der Notfallrettung und der gesamte Krankentransport "unter Wettbewerb gestellt" worden. Für Müller-Starmann ist das ein "Unterbietungswettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten".

Trotzdem sieht er erste Hoffnungszeichen für das Bonner DRK. Das Minus werde sich im laufenden Jahr auf rund 170 000 Euro drücken lassen, und 2016 sei mit Erträgen aus dem Neubauprojekt in Auerberg zu rechnen, wo der Verband unter anderem Sozialwohnungen und Altentagespflege anbieten will. "Das ist eine stimmige Planung", lobt der Geschäftsführer seinen Vorgänger. In das Sechs-Millionen-Euro-Projekt fließen etwa eine Million Euro Eigenkapital sowie Gelder aus verschiedenen Fördertöpfen. Man stehe kurz vor der Fertigstellung. Auch die Stadtteilbibliothek soll dort einziehen; der Vertrag mit der Stadt ist schon unterschrieben.

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