Heroin- und Kokainhandel Bonner Drogentrio steht vor Gericht

Bonn · Zwei Frauen und ein Mann müssen sich wegen Heroin- und Kokainhandels vor dem Landgericht verantworten. Polizei fand bei Razzien im Dezember neben Drogen auch Waffen und Geld.

 Symbolbild.

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Foto: DedMityay - stock.adobe.com/Dmitry Volochek

Einem Sondereinsatzkommando der Polizei mit einem Revolver zu drohen, klingt nicht nach einer guten Idee: Dennoch griff ein 51-jähriger mutmaßlicher Drogenhändler am Morgen des 9. Dezembers vergangenen Jahres nach der Waffe. Das gab er nun auch zu Beginn des Verfahrens gegen ihn und zwei mitangeklagte Frauen zu.

Allerdings, so ließ er es von seinem Anwalt vortragen, sei ihm nicht klar gewesen, dass die Waffe scharf sein könne. Außerdem habe er sie sofort fallen lassen, als er bemerkt habe, dass es sich bei den Eindringlingen in seine Wohnung um Polizeibeamte handelte. Vor der 7. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht muss sich das mutmaßliche Drogenhändler-Trio seit Donnerstagmorgen wegen des Vorwurfs des besonderes schweren Drogenhandels verantworten.

Außer dem Mann gab auch eine 53-jährige mutmaßliche Lieferantin die Taten im Sinne der Anklage zu. Nur die ebenfalls angeklagte 61-jährige Lebensgefährtin des Mannes wollte sich zu Beginn des Verfahrens zunächst noch nicht zu den Vorwürfen äußern.

Den entscheidenden Hinweis lieferte den Ermittlern ein Tipp aus der Szene. Nach einer mehrmonatigen Observierung erfolgte dann an dem erwähnten Dezembermorgen gegen 6 Uhr in der Früh der Zugriff.

Waffen und Geld in der Wohnung

120 Polizisten durchsuchten parallel acht Wohnungen in Bonn sowie zwei weitere in Sankt Augustin und in Koblenz. Insgesamt wurden sieben Personen verhaftet. In den drei Wohnungen der Angeklagten fanden die Beamten schließlich neben einer größeren Menge Drogen auch Waffen und Geld.

Offenbar hatten der mutmaßliche Bandenchef und seine Lebensgefährtin zwei Wohnungen angemietet. In der Bleibe unweit der Viktoriabrücke kam es dann zu dem Revolvereinsatz. Dort konnten die Ermittler knapp 40 Gramm Kokain sicherstellen.

In der wohl von dem Paar gemeinsam bewohnten zweiten Wohnung in der Bonner Altstadt wurden neben knapp 20 Gramm Heroin auch eine Gaspistole, ein Messer und ein Baseballschläger gefunden. Etwas ergiebiger war die Drogenmenge in der Wohnung der 53-Jährigen: Dort stieß man auf 2,4 Kilo Heroin, ein halbes Kilo Kokain sowie 1,8 Kilo Amphetamine.

Ob der 51-Jährige – wie von ihm behauptet – vor seiner Verhaftung die Waffe tatsächlich fallen ließ, muss noch geklärt werden. Allerdings fürchtete mindestens einer der Beamten um Leib und Leben und setzte daher seine Dienstwaffe ein. Der Angeklagte wurde von den Schüssen am Oberarm getroffen, trug aber offenbar keine gravierenden Verletzungen davon: Auf die Frage der Richterin nach der Tiefe der Schusswunde antwortete der Angeklagte, wie auch auf die meisten anderen Fragen mit einem verschmitzten Lächeln. „Sehr tief“ seien die gewesen – aber andererseits auch nicht weiter schlimm. Es habe sich um Streifschüsse gehandelt, deren Folgen nach rund vier Monaten komplett abgeheilt seien.

Und überhaupt wirkte der Angeklagte recht vergnügt und schien nicht groß mit seinem Schicksal zu hadern. Der Mann ist wie seine Mitangeklagten einschlägig vorbestraft und seit Jahren drogenabhängig. Anders als die 53-jährige Frau, die angab, seit frühester Jugend Heroin zu konsumieren, sei er erst im Alter von 22 Jahren an die Nadel geraten, so der Angeklagte.

Über seinen ebenfalls süchtigen Bruder sei er in die Szene gekommen. Er sei allerdings „eine lange Zeit clean gewesen“: Vor dem starken Rückfall in die Sucht ab Februar vorigen Jahres habe er rund 18 Jahre lang nichts konsumiert.

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