Eiserne Hochzeit Bonner Ehepaar verrät, wie ihre Liebe über 65 Jahre hält

Südstadt · Rolf Winand durfte seine Frau erst heiraten, nachdem er seine Meisterprüfung bestanden hatte – ihr Vater wollte das so. Vier Jahre mussten sie bis zu ihrer Hochzeit warten. Heute blicken sie auf 65 Jahre Ehe zurück und verraten, wie die Liebe so lange hält.

Rolf und Monika Winand stehen auf dem Balkon ihrer Wohnung in der Südstadt.

Rolf und Monika Winand stehen auf dem Balkon ihrer Wohnung in der Südstadt.

Foto: Benjamin Westhoff

Für den Schwiegervater war klar, die Tochter gibt es für den Verehrer erst, wenn der die Meisterprüfung bestanden hat. Also mussten Rolf und Monika Winand fast vier Jahre warten, bevor sie heiraten konnten. Die beiden hatten sich im August 1952 kennengelernt, als Monika zu Besuch bei ihrer Tante in Bonn war. Die war eine alte Schulfreundin von Rolfs Mutter.

Das Paar sitzt an einem großen Tisch im Wohnzimmer ihrer Wohnung in der Südstadt, während sie sich an damals erinnern. Ein Stockwerk tiefer haben sich die beiden das erste Mal getroffen. Sie war 18 Jahre alt, er 21. „Sie gefiel mir“, sagt Rolf Winand. „Aber gefunkt hat es erst später“, erinnert sich seine Frau – beim Tanztee im Café Kranzler. Das sei früher soetwas wie die Disco gewesen, erläutert Rolf Winand.

Es war allerdings der letzte Tag von Monikas Urlaub in Bonn. Sie musste zurück nach Herford. Vier Jahre lang schrieben sich die beiden täglich einen Brief. „Wenn ich den abends um 19 Uhr eingeworfen habe, war er am nächsten Morgen um 8 Uhr bei ihr“, erinnert sich Rolf Winand. „Wir haben die Sachen besprochen, für die Leute heute Whatsapp nutzen.“

Erst die Meisterprüfung, dann die Hochzeit

1956 machte Rolf Winand seine Meisterprüfung zum Konditor und am 18. Oktober des Jahres heirateten die beiden. Drei Jahre später übernahmen sie die Bäckerei der Familie Winand, die Rolfs Großvater aufgebaut hatte – auch sie befand sich im Haus in der Südstadt, noch heute ist dort im Erdgeschoss ein Bäcker. Die Winands haben das Geschäft 1988 abgegeben. „Wir haben Tag und Nacht geschuftet“, sagt Monika Winand. Und ihr Mann fügt hinzu: „Wenn ich von einer 38-Stunden-Woche ausgehe, kann ich Überstunden abfeiern, bis ich 106 Jahre alt bin – und acht Monate.“ Das habe er einmal ausgerechnet.

Auch wenn sie das Geschäft aufgegeben haben, die Leidenschaft fürs Backen hat sich Rolf Winand bewahrt. Auf dem Tisch vor ihm steht eine Schale mit Keksen, die hat er für die Feier an diesem Wochenende gebacken, wenn sie mit ihren Gästen Eiserne Hochzeit feiern.

Was ist das Geheimnis, um 65 Jahre mit einem anderen Menschen zusammen zu leben? „Rücksicht nehmen“, sagt Monika Winand als erstes. „Und wir haben uns an unserem Hochzeitstag geschworen, nie einen Streit über Nacht stehen zu lassen.“ Rolf Winand ergänzt, nicht ganz ernst: „Der Klügere gibt nach – und das bin ich.“ Sie hätten aus einem Ich und einem Du ein Wir gemacht, sagt seine Frau. „Aber das Ich und das Du weiter bestehen lassen“, fügt Rolf Winand hinzu.

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