Gedenken in Bonn Bonner erinnern an die Pogromnacht

Bonn · 200 Bonner gedenken am Synagogen-Mahnmal am Bonner Rheinufer des Novemberpogroms vor 81 Jahren. Zudem gab es in Beuel einen Schweigemarsch.

 Der Kinder- und Jugendchor des Theaters Bonn präsentiert „Brundibár“ von Hans Krása unter der musikalischen Leitung von Ekaterina Klewitz.

Der Kinder- und Jugendchor des Theaters Bonn präsentiert „Brundibár“ von Hans Krása unter der musikalischen Leitung von Ekaterina Klewitz.

Foto: Meike Böschemeyer

Synagogen standen in Flammen, Schaufenster wurden eingeschlagen und die Geschäfte jüdischer Mitbürger wurden genauso geplündert, wie ihre Wohnungen. Das Novemberpogrom, die sogenannte Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938, die sich am Wochenende zum 81. Mal jährte, gehört zu den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte.

Ein öffentliches Gedenken fand am Sonntag mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Margaret Traub, der Vorsitzenden der Synagogengemeinde Bonn sowie mit Astrid Mehmel von der Bonner Gedenkstätte im Foyer der Bonner Oper und an der unweit davon entfernten Bonner Gedenkstätte am Moses-Hess-Ufer statt, wo 50 Jahre nach dem Novemberpogrom ein Mahnmal aus den Feldbacksteinen der zerstörten Synagoge errichtet wurde, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite gestanden hatte. Traurige Berühmtheit erlangte die im Opernfoyer durch den Kinder- und Jugendchor des Bonner Theaters unter musikalischer Leitung von Ekaterina Klewitz zur Aufführung gebrachte Kinderoper „Brundibár“ von Hans Krása.

„Ich freue mich, dass sie in so unglaublicher Zahl erschienen sind“, begrüßte Mehmel die rund 200 Teilnehmer am Bonner Synagogen-Mahnmal. „Antisemitismus ist nicht Auschwitz, Ausschwitz war Völkermord“, so Mehmel. Auch der Anschlag in Halle vor einigen Wochen sei kein Antisemitismus, sondern ein Mordversuch gewesen. „Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden“, so die Leiterin der Bonner Gedenkstätte. Wir alle müssten dazu beitragen, diese Gerüchte zu entkräften. Auch Oberbürgermeister Sridharan nahm Bezug auf den Terror von Halle. Wir hätten alle gedacht, dass sich Geschichte nicht wiederhole und Anschläge wie die in Halle unvorstellbar wären. „Der Angriff auf die Synagoge in Halle ist daher ein Angriff auf uns alle“, so Sridharan. Ein Terrorakt, der nachvollziehbar Jüdinnen und Juden in Deutschland in große Sorge und Angst versetze. „Wir müssen Solidarität mit unseren jüdischen Mitbürgern zeigen, indem wir uns gemeinsam entschieden gegen rechtsradikale antisemitische Taten wenden und zugleich jüdische Gemeinden konsequent schützen“, appellierte der OB.

„Der Anschlag in Halle hat die jüdische Gemeinschaft in Deutschland deutlich weniger überrascht, als die übrige Bevölkerung“, sagte Margaret Traub. Zu deutlich seien die Versuche politischer Führungskräfte und bestimmter Medien gewesen, den Antisemitismus in Deutschland herunterzuspielen. „Die Juden werden sich nicht noch einmal widerstandslos zur Schlachtbank führen lassen“, so Traub. Gerade unter jungen Juden würde immer häufiger in Erwägung gezogen, Deutschland und Europa den Rücken zu kehren. „Ich appelliere an sie“, rief Traub in das Mikrofon, „gedenken sie nicht nur der Toten, verstehen und Handeln wir auch für die Lebendigen.“

Mit einem Schweigegang durch das Beueler Zentrum und einer Versammlung auf dem Beueler Synagogenplatz sowie einer Inszenierung im Jungen Theater Bonn (JTB) erinnerte die Beueler Initiative gegen Fremdenhass an die Pogromnacht und die Opfer des Holocaust. Im Jungen Theater Bonn stand die Irrfahrt des Fluchtschiffes „St. Louis“ mit über 900 jüdischen Flüchtlingen im Mittelpunkt, dem im Juni 1939 die Landung in einem Hafen verwehrt wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort