Eine einzige Feier Bonner feiern den vierten WM-Titel

BONN · Ein einziger Jubelschrei geht nach 113 nervenaufreibenden Minuten durch die ganze Stadt. Mit einem fußballerischen Kabinettstückchen hat Mario Götze die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf die Siegerstraße gebracht.

Dann endlich, nach einem großen Kampf gegen ebenbürtige Argentinier, ist das Erhoffte und doch Unglaubliche wahr geworden: Nach 24 Jahren ist Deutschland wieder Weltmeister. Und ganz Bonn wird zur Party.

Gut tausend Zuschauer haben sich gegen acht Uhr auf dem Public-Viewing-Gelände vor dem Hotel Kameha im Bonner Bogen eingefunden: Mit gut dem dreifachen hätten die Veranstalter bei trockenem Wetter gerechnet. Regen und einige Sonnenstrahlen halten sich bis Spielbeginn die Waage.

"Wenn es nachher junge Hunde regnet, schauen wir halt zuhause weiter", erzählt Holger Lau. Der Geologe trinkt mit Familie und Freunden ein Bier um die Wartezeit bis zum Spielbeginn zu überbrücken. Mit Ihrem Argentinien-Käppi über den blonden Haaren fällt Annette Bona in der Menge, deutlich auf: Die 44-jährige Angestellte ist bekennender Argentinien-Fan. "Ich bin in der Tango-Szene aktiv und war bereits dreimal in Argentinien", erzählt sie begeistert. "Mein Herz schlägt wirklich für die argentinische Team, aber es soll der bessere gewinnen."

Public Viewing auf dem Kunst!Rasen und Autokorsos
6 Bilder

Public Viewing auf dem Kunst!Rasen und Autokorsos

6 Bilder

Woodstock-Feeling kommt bei den gut 7000 Zuschauern auf, die den Anpfiff am Sonntagabend auf dem Gelände des Kunstrasens in der Gronau erleben: Am besten ist man auf dem Gelände allerdings mit Gummistiefeln bedient - dafür kann der Regenschirm zunächst geschlossen bleiben, und auch die Temperaturen erweisen sich als durchaus erträglich.

"Wir hätten uns auch von Dauerregen nicht abhalten lassen", erzählt Marek Surdyka. Der Angestellte aus Bonn ist mit Freundin Justina Mutz in die Gronau gekommen. "Das ist ein historisches Ereignis; da will ich noch meinen Enkeln von erzählen", lacht er. Argentinienfans suchte man auf dem riesigen Gelände vergebens: Raul Palomino bereitet an seinem Stand peruanische Spezialitäten zu. Mit seiner lateinamerikanischen Solidarität steht es jedoch nicht zum besten: "Ich lebe seit Ewigkeiten hier und mein Herz schlägt für das deutsche Team", erklärt er.

[kein Linktext vorhanden]Bei Ahmed Imran aus Pakistan und seinem indischen Kommilitonen Saurabh Bhandari sieht das nicht anders aus: Mit Deutschlandfahne und schwarz-rot-goldenem Make-up im Gesicht verfolgen die Informatikstudenten das Spiel. Als gegen halb zehn starker Regen aufkommt verlassen dann doch viele Fußballfans fluchtartig das Veranstaltungsgelände, um sich im trockenen einen Fernseher zu suchen.

Ein Tor verpassen sie während dieses Ortswechsels allerdings nicht. Samba-Rhythmus trifft auf Schunkeltakt, Shakira singt im Duett mit Helene Fischer: Die Stimmung in der Stadt hätte am Sonntagabend ausgelassener kaum sein können. Überall tanzen, singen und schunkeln die Fußballfans schon Stunden vor dem Anpfiff des WM-Finales auf südamerikanische und rheinische Klänge. Und auch der Regen kann die Stimmung in der City nicht trüben. Bereits am frühen Abend gibt es in den Kneipen der Innen- und der Altstadt keinen Platz mehr. Schwerpunkt ist dabei wieder der Platz vor dem Frankenbad.

Ab 19 Uhr ist dort kein Durchkommen mehr. Mit Kartenspielen, Döner, Pizza oder Bratwurst vertreiben sich die Fans die Zeit. Kaum hatte Nicola Rizzoli das Finale abgepfiffen, sperrte die Polizei erneut den Bertha-von-Suttner-Platz weiträumig ab. Keine zwei Minuten später kamen die ersten Fans aus den Kneipen. Fast gleichzeitig machen sich in Beuel die ersten Autos auf den Weg über die Kennedybrücke Richtung City. An der Ecke Sandkahle war jedoch erst einmal Schluss. Denn die Polizei leitete den Autokorso über die Römerstraße aus der City heraus. Jubel Feuerwerk überall in der City - diese Nacht ist in Bonn noch lange nicht zu Ende. Die Weltmeisterparty in Bonn, sie beginnt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort