Hurrikan "Irma" Bonner Feuerwehr aus Florida zurück

BONN · Bonner Rettungskräfte berichten von ihrem Einsatz in den verwüsteten Hurrikan-Gebieten der USA. Dort leisteten sie nicht nur körperlich Hilfe.

Der Hurrikan „Irma“ hat in der vergangenen Woche schwere Schäden im US-Bundesstaat Florida hinterlassen. Dort und in der Karibik sind insgesamt 60 Menschen ums Leben gekommen. Für die deutschen Staatsangehörigen in Florida sorgte das Auswärtige Amt – unter anderem mit Rettungskräften, die aus Deutschland eingeflogen wurden. Acht Mitglieder dieser so genannten Kriseninterventionsteams (KIT) wurden von der Feuerwehr Bonn zur Verfügung gestellt. Vom letzten Montag bis zum Wochenende waren sie vor Ort – nun haben drei von ihnen über den Einsatz gesprochen.

Am Montagabend vergangener Woche sind die Einsatzkräfte von der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn aus mit einem Bundeswehr-Flugzeug nach Washington geflogen, bevor es am nächsten Tag direkt nach Miami weiterging. Insgesamt reisten rund 30 Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Bundeswehr mit, die auch etwa in Tampa und Fort Myers Hilfe leisteten.

„Normalerweise weiß man vor einem Einsatz ungefähr, was einen erwartet“, erzählte Sascha Wiemer von der Feuerwehr Bonn. „Aber in diesem Fall sind wir ja schon losgeflogen, als das Ereignis gerade erst passierte.“ Notarzt Marc Rohner hat diese Ungewissheit belastet: „Gerade vor dem Abflug war das schon enormer Stress. Als wir ins Flugzeug stiegen, waren die US-amerikanischen Rettungskräfte selbst noch nicht ausgerückt.“

„Vor Ort konnten wir uns aber teilweise etwas entspannen“, erinnert sich Notfallseelsorger Albrecht Roebke. „Die Atmosphäre war trotzdem schräg – es waren vor allem Gangs und wirklich arme Leute unterwegs, alle anderen hatten sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht.“ Die breiten US-Autobahnen seien fast leer gewesen, die meisten Teile Miamis ohne Strom und Nebenstraßen standen unter Wasser.

Hilfe für deutsche Touristen

Das KIT half vor allem deutschen Touristen dabei, sich in der Ausnahmesituation zurechtzufinden – einen Lufthansa-Schalter im Flughafen von Tampa etwa funktionierten sie zu ihrem Info-Schalter um. „Allerdings haben wir nicht einfach nur Informationen weitergegeben“, so Roebke. „Es ging auch um den psychosozialen Faktor, dass die Leute nach der Ohnmachtserfahrung des Sturms sehen: Hier stehen Menschen, die helfen können, die wissen, wie es weitergeht.“ Diese Rückversicherung sei enorm wichtig gewesen, um Panik vorzubeugen.

„Glücklicherweise ist uns bis zum Ende des Sturms kein Fall von gesundheitlich beeinträchtigten Deutschen bekannt geworden“, sagte Notarzt Rohner, „wir wären aber natürlich darauf eingerichtet gewesen zu helfen.“ Das KIT unterstützte auch die Mitarbeiter des deutschen Konsulats dabei, ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können. Schließlich war die Einrichtung eine wichtige Anlaufstelle für Touristen und einige der rund 150 000 Deutschen, die dauerhaft in Florida leben. „Für die Mitarbeiter des Konsulats war es eine doppelte Belastung“, sagt Roebke, „sie mussten nicht nur selbst mit dem Sturm fertig werden, sondern auch mit den gestressten Anrufern.“ Einige Touristen hätten in Notunterkünften mit Sammelduschen und Gemeinschaftstoiletten übernachten müssen.

„Der Einsatz war natürlich auch für unsere Familien belastend – wir hatten vor dem Abflug nur eine Vorbereitungszeit von etwa sechs Stunden“, sagte Wiemer. „Und nach einem normalen Einsatztag bei der Bonner Feuerwehr kommt man abends wieder zurück. In diesem Fall war erstmal unklar, wie lange wir in Florida bleiben, mindestens aber sieben Tage.“ Die Zusammenarbeit innerhalb des KIT habe allerdings immer gut funktioniert: „Jeder im Team wusste genau, was er tut“, so Roebke, „jeder ist auf seinem Feld ein Profi. Ich habe es bewundert, wo die Kollegen vom THW überall einen W-Lan-Hot-Spot eingerichtet bekamen.“

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