Veranstaltung im Frauenmuseum Bonner gedenken der Opfer des Bombenangriffs von 1944

Bonn · Mehrere Bonner gedachten im Frauenmuseum in der Altstadt der Opfer des Bombenangriffs vom 18. Oktober 1944. Der bisher älteste Überlebende konnte diesmal nicht dabei sein.

Vor den Überresten der Bonner Gertrudiskapelle am Frauenmuseum wird an die Opfer des Bombenangriffs erinnert.

Vor den Überresten der Bonner Gertrudiskapelle am Frauenmuseum wird an die Opfer des Bombenangriffs erinnert.

Foto: Stefan Knopp

Und wieder läuteten am Montag um kurz nach 11 Uhr die Glocken im Hof vor dem Bonner Frauenmuseum. Am 18. Oktober 1944 hätte man sie nicht gehört: Da dröhnten die Bomber und Begleitflugzeuge der Alliierten über die Bonner Altstadt hinweg, und die Bomben, die sie abwarfen, zerstörten alles unter ihnen. 77 Jahre später wurde das traditionelle Gedenken an die vielen Toten, Verletzen und Obdachlosen am Museum durchgeführt, in dem die Überreste der Bonner Gertrudiskapelle zu einem ökumenischen Gebetsort zusammengetragen wurden.

Die Glocken, die man hörte, waren – nachdem im vergangenen Jahr die des Immerather Doms erklangen – wieder die der Kirche im Geburtsort der Heiligen, auch als Zeichen gegen Krieg und für Versöhnung. 1940 hatte die Wehrmacht das belgische Nivelles zerstört. „Das reißt mehr als nur äußerliche Wunden“, hieß es in dem Brief, der auch dieses Jahr von dort geschickt wurde. Über die heilige Gertrudis sei die „dringend notwendige“ Versöhnung und Freundschaft gelungen, las Moderator Curt Delander vor.

Die Leiterin des Frauenmuseums Marianne Pitzen stellte in ihrer Begrüßung einen Bezug zur Corona-Pandemie und zur Flutkatastrophe her. Verlust und Angsterfahrungen bewirkten, „dass man ein bisschen eine Ahnung hat, was die Leute damals mitgemacht haben“, sagte sie. Manches wirkt bis heute nach. Bürgermeisterin Ursula Sautter vermittelte davon einen Eindruck: Ihre Mutter, die den Bombenangriff damals von ihrer Wohnung in der Reuterstraße aus mitbekommen habe, bekomme immer noch Angst, wenn sie eine Sirene höre.

Blumengesteck und Rheinkiesel an den Kapellenüberresten

Wie üblich wurden auch ein Blumengesteck und ein Rheinkiesel vor den Überresten der Kapelle abgelegt. Man hörte das Gedicht „Krieg dem Kriege“ von Kurt Tucholsky und das Lied „Einmal wird Frieden sein“ von Zarah Leander. Außerdem lud Pastoralreferentin Ingeborg Rathofer von der katholischen Gemeinde Sankt Petrus ein, das Ökumenische Friedensgebet des Jahres 2021 aus Nigeria zu beten.

Christen hätten nach Kriegsende genauso am „Punkt Null“ gestanden, wie es heute viele tun, die die Kirche kritisierten, sagte Rathofer. Die Geistlichen hätten damals nicht gegen den Krieg protestiert, heute sei es die schleppende Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. „Viele sind von der Kirche enttäuscht, aber wir stehen trotzdem hier.“ Sie betonte, wie wichtig es sei, im Angesicht von Katastrophen – damit meinte sie die Bombardierung von damals ebenso wie Flut und Corona heute – zusammenzukommen und Traditionen wie dieses Gedenken zu wahren. Wo man das nicht mache, biete man rechtem Gedankengut Nährboden. „Jeder von uns ist aufgerufen, wachsam zu sein“, sagte sie, und solle „Fürsprecher sein für das Gute und Schöne“.

Johannes Kieserg, der in den letzten Jahren immer als ältester Überlebender teilgenommen hatte, ist im Laufe des Jahres verstorben. Stattdessen kam Maria Regina Schröder, ebenfalls eine Zeitzeugin, die zudem der Kapelle eine Gertrudis-Statue geschenkt hatte, die eigentlich in ein Kölner Museum sollte. Sie nutzte auch die Gelegenheit, sich in dem neu gestalteten Kapellenraum umzuschauen, der im März hinter dem bisherigen Raum eingeweiht wurde.

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