Pulse of Europe in Bonn Bonner gedenken der Opfer von London

BONN · Die Kundgebungsreihe "Pulse of Europe" geht trotz nachlassender Teilnehmerzahlen in Bonn weiter. Die Organisatoren versuchen, mit Aktionen zu motivieren.

 Musiker Saico Balde spielte ein Lied aus dem Kongo.

Musiker Saico Balde spielte ein Lied aus dem Kongo.

Foto: Ottersbach

Diesmal begann die „Pulse of Europe“-Demonstration mit einer Schweigeminute. Die rund 250 Teilnehmer gedachten am Pfingstsonntag der Toten von London. Der Musiker Saico Balde von AfricaBonn hatte deshalb auch seinen Auftritt ein wenig abgeändert: Nun stand er mit einer Gitarre auf der Bühne und sang das kongolesische Lied „Kumisama“, das er auf einen Friedenstext umgeschrieben hatte. „Früher dachte ich, Freiheit wäre das höchste Gut. Mittlerweile ist es aber der Frieden in der Welt“, sagte der Musiker. Das war, was ihn bei der Demonstration antrieb: „Wir stehen hier für Frieden, Umwelt und Demokratie.“

Doch immer weniger Teilnehmer folgen den Aufrufen der Veranstalter. „Es schwankt sehr stark, die anfänglichen Zahlen von bis zu 1000 Demonstranten erreichen wir nicht mehr“, sagte Mitorganisatorin Birgit Wichmann. Man versuche, die Leute mit Aktionen zu motivieren. So bildete die Menschenmenge diesmal zum Schluss ein großes „B“ auf dem Marktplatz. Alle deutschen Städte, die sich zeitgleich beteiligten, wählten einen anderen Buchstaben. Daraus wurde dann der Satz aus dem Beatles-Song „I don't know why you say goodbye, we say hello!“. „Diese Aktion gilt den Brexit-Befürwortern“, so Wichmann.

"Reden sichert ein friedliches Zusammenleben"

Der Brite John Harrison aus Bonn kann die Entscheidung seiner Landsleute nicht verstehen. „Ich glaube, viele haben gar nicht über die Folgen nachgedacht“, meinte er. Denn wenn Großbritannien die EU verlasse, sei die jahrzehntelange Arbeit „für die Katz“ gewesen. Er befürchtet, dass es schwieriger werde, den Frieden zu erhalten, falls die Union auseinanderbreche. „Wenn wir miteinander reden und Handel treiben, sichert das auch ein friedliches Zusammenleben“, so Harrison.

Hans-Jürgen Salz, der als einer der Demonstranten ans Mikrofon trat, stellte den persönlichen Kontakt der Bürger in den Mittelpunkt. „Nur so können wir Europa am Leben halten.“ Salz und seine Frau haben diese Erfahrung gemacht, als sie in einer Meckenheimer Eisdiele auf eine französische Familie trafen. Sie konnten die Eiskarte nicht lesen, Renate Salz half ihnen. Daraus entstand eine Freundschaft und sogar eine Patenschaft: Denn die französische Familie ist dank dieser Begegnung Pate des Meckenheim-Parks am Pariser Stadtrand geworden.

Der Student Franz Lentner (21) fasste seine Europa-Begeisterung kürzer zusammen: „Die EU ist geil.“ Die Reisefreiheit mache es ihm leichter, die Vielfalt des Kontinents zu erkunden und internationale Freundschaften zu pflegen. „Deswegen will ich demnächst auch am Austauschprogramm Erasmus teilnehmen“, sagte er.

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