Energieberater erklärt, was es zu beachten gilt Bonner hängen in der Altstadt Solarmodule aus dem Fenster

Bonn · In der Altstadt haben Bonner vereinzelt Solarmodule aus ihren Fenstern gehängt. Steigt der Beratungsbedarf nach solchen Geräten für Mietwohnungen vor dem Hintergrund der Energie- und Gaskrise aktuell an? Und was muss man bei der Installation beachten?

 In der Bonner Altstadt haben Anwohner zwei Solarmodule mit Gurten am Fenster befestigt, um Strom zu gewinnen.

In der Bonner Altstadt haben Anwohner zwei Solarmodule mit Gurten am Fenster befestigt, um Strom zu gewinnen.

Foto: Meike Böschemeyer

Kleinere Solarmodule, die an Kabeln oder Gurten aus dem Fenster hängen: Vereinzelt sieht man in der Bonner Altstadt solche abenteuerlichen Konstruktionen. Steigt der Beratungsbedarf nach solchen Geräten in Mietwohnungen aktuell an? Aus Sicht von Stephan Herpertz, Energieberater für die Verbraucherzentrale in Bonn, ist das Interesse an Solargeräten gleichbleibend. Die Nachfrage steige eher nach Beratungen, um von Öl und Gas wegzukommen.

Die in der Altstadt gesichteten Konstruktionen kann Herpertz aus der Distanz nicht bewerten. Es gebe mobile Module zum Beispiel fürs Campen, die keine große Strommenge erzeugen, aber unabhängig vom Netz laufen. Mietern, bei denen keine Fotovoltaikanlage auf dem Dach infrage kommt, empfiehlt der Energieberater Steckersolargeräte, die an das Stromnetz angeschlossen sind und deshalb bestimmte Anforderungen erfüllen müssen.

Die Geräte bestehen laut Herpertz aus ein bis zwei Solarmodulen, die jeweils ein Meter mal 1,70 Meter groß sind. Sie werden an Balkongeländer gehängt oder auf Garagendächern und in Gärten aufgestellt. „Die haben eine maximale Leistung von 600 Watt am Ausgang des Wechselrichters. Das ist die Komponente, die aus Gleichstrom, den die Module erzeugen, Wechselstrom macht, den man im Haushalt nutzen kann“, sagt Herpertz. Laut Verbraucherzentrale NRW waren Ende 2021 mehr als 190.000 solcher Systeme in Deutschland in Betrieb.

„Für uns sind Steckersolargeräte so was wie Haushaltsgeräte“, erklärt der Energieberater. Die Leistung sei geringer als die eines Staubsaugers. Warum? Weil die Steckersolargeräte, wie der Name schon verrät, im einfachsten Fall an die Haushaltssteckdose angeschlossen werden und da aus technischen Gründen nicht mehr Strom fließen darf. Die Menge des erzeugten Stroms entspricht laut Herpertz dem Strombedarf eines modernen Kühlschranks und einer Waschmaschine. Den Rest liefert der Versorger aus dem Netz.

Vor der Anschaffung gibt es einige Dinge zu beachten. Mieter müssen sich die Zustimmung vom Vermieter einholen, Wohnungseigentümer von der Eigentümergesellschaft. Beim Kauf sollte man besonders darauf achten, ein anschlussfertiges Gerät zu kaufen, bei dem die Kabel nicht offen heraushängen, sagt der Energieberater. Außerdem sollten die Geräte den Sicherheitsstandards der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie (DGS) entsprechen.

Fachmann sollte Leitungen vorab prüfen

Außerdem sollte ein Fachmann vorab die Leitungen untersuchen, besonders bei Altbauten, erklärt Herpertz. Manchmal müsste noch eine Leitung zum Balkon verlegt werden.

„Wenn man die Anlage am Balkon oder auf dem Dach befestigen will, sollte man auch dafür einen Fachmann hinzuziehen“, sagt Herpertz. Geräte und Installation könnten bis zu 1500 Euro kosten. Mit langen Lieferzeiten sei zu rechnen. „Ökologisch lohnt sich das allemal.“ Finanziell rechne sich die Investition nach circa zwölf Jahren. Steckersolargeräte müssen beim Netzbetreiber angemeldet werden, sagt Herpertz. In Bonn ist das online beim Einspeiserportal von Bonn-Netz möglich.

Weitere Infos und eine Check-Liste zu Solarsteckeranlagen gibt es auf www.verbraucherzentrale.nrw.

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