Auch in Krisenzeiten Hohe Spendenbereitschaft bei Bonner Hilfsorganisationen

Bonn · Die Spendenbereitschaft der Deutschen scheint auch in Krisenzeiten ungebrochen zu sein, stellen Hilfsorganisationen mit Sitz in Bonn bisher fest. Allerdings gibt es die Sorge, dass das nicht so bleibt.

Die German Doctors entsenden Helfer auch nach Nairobi, wo sie Menschen behandeln, die sich einen Arztbesuch sonst nicht leisten können.

Die German Doctors entsenden Helfer auch nach Nairobi, wo sie Menschen behandeln, die sich einen Arztbesuch sonst nicht leisten können.

Foto: German Doctors

Die Bilanz des Spendenjahrs 2022 ist bei einigen Hilfsorganisationen mit Sitz in Bonn trotz Inflation bisher positiv ausgefallen. „Ungeachtet steigender Preise und einem anhaltenden Inflationsdruck nehmen wir eine ungebrochen hohe Spendenbereitschaft für Menschen in Not wahr“, teilt etwa Mark Offermann von der Aktion Deutschland hilft auf Anfrage mit.

Wobei die Einschätzung zu diesem Zeitpunkt noch vorläufig ist. „Eine zahlenmäßige Bilanz der Spenden in diesem Jahr können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorlegen“, sagt Offermann. „Gerade in der Vorweihnachtszeit erfahren wir eine überdurchschnittlich hohe Spendenbereitschaft für Menschen in Not.“ Hoffen lässt, „dass das Spendenjahr 2021 mit einer Spendensumme von insgesamt über 330 Millionen Euro zu dem spendenreichsten Jahr in der Geschichte des Bündnisses zählte und sich auch das noch nicht abgeschlossene Jahr 2022 auf einem ähnlichen Niveau bewegt.“ War 2021 die Ahr-Flut Spendengrund Nummer eins, ist es dieses Jahr der Ukrainekonflikt. „Insgesamt sind für die Nothilfe Ukraine bisher 243,4 Millionen Euro (Stand 20.12.2022) gespendet worden“, berichtet der Pressesprecher. „Wir erleben auch hier eine kontinuierlich anhaltende Spendenbereitschaft, die auch jetzt in den Wintermonaten spürbar hoch bleibt.“

An der Bündnisaktion beteiligen sich 23 Hilfsorganisationen, darunter auch Help – Hilfe zur Selbsthilfe aus Bonn. Dort liegen Spenden für die Ukraine an der Spitze, gefolgt von der Flutkatastrophe in Pakistan. „Das Spendenaufkommen ist insgesamt gut“, sagt Sprecherin Sandra Schiller. „Im Vergleich zum Vorjahr um circa zehn Prozent schlechter. Dies liegt jedoch am außergewöhnlich hohen Spendenaufkommen des Vorjahres im Zusammenhang mit der Ahrtal-Hochwasser-Katastrophe.“ Immerhin wurden die Jahre 2017 bis 2020 ihr zufolge übertroffen. „Help befindet sich insgesamt in einem Wachstum.“ Krisen und Inflation würden sich noch nicht bemerkbar machen. Sollten sie aber länger anhalten, befürchtet die Organisation Einbrüche bei den Dauerspenden.

Ein Wachstum der Spenden beobachtet auch die Welthungerhilfe nach eigenen Angaben. „2021 lagen sie bei rund 77 Millionen Euro, im Jahr 2020 bei 69 Millionen Euro und 2019 bei rund 56 Millionen Euro,“ erklärt Pressesprecherin Simone Pott. Die Solidarität mit den hungernden Menschen im Globalen Süden sei auch 2022 ungebrochen geblieben. Zahlen nennt Pott nicht. Hauptsächlich werde für Projekte in Ostafrika, Syrien und im Südsudan gespendet. Aber auch bei der Welthungerhilfe landet viel Geld für die Ukraine. Die Spendenbereitschaft sei noch hoch, sagt Pott. „Aber in Gesprächen hören wir, dass die Bürger sich Sorgen um die Zukunft machen.“

Bonner Hilfsorganisationen: Spenden auf Vorjahresniveau

Das kann Pressesprecher Florian Rühmann von der Organisation German Doctors bestätigen, die seit dem Frühjahr auch in der Ukraine aktiv ist und dafür viele Spenden erhalten hat. „Auch hierzulande spüren die Menschen die Folgen des Krieges finanziell, sodass die Spendenbereitschaft im zweiten Halbjahr leicht rückläufig war.“ Bisher würden sich die Spenden aber trotzdem auf dem Vorjahresniveau bewegen.

„Der Krieg spitzt auch die Bedürftigkeit der Menschen in unseren anderen Projektregionen neben der Ukraine dramatisch zu und erhöht die Notwendigkeit unserer humanitären Hilfe ebendort“, sagt Rühmann. Die German Doctors lieferten zum Beispiel dringend benötigte Medikamente an Krankenhäuser. Die Organisation hat dem Sprecher zufolge ihre Aktivitäten in Afrika ausgeweitet, Kenia und Uganda kamen als neue Regionen dazu. Daneben seien auch in Indien und Bangladesch neue Projekte angestoßen worden.

Noch keine Zahlen für Spendenjahr 2022

Bei Don Bosco Mondo ist man mit dem Spendenjahr 2021 zufrieden, das mit 13,5 Millionen Euro das Vorjahr deutlich übertroffen hat. Zahlen für 2022 hat Pressesprecherin Kirsten Prestin nicht. Corona sei 2021 das prägendste Problem gewesen. „Der Ukraine-Krieg und die Hungersnot in Ostafrika haben die Krise noch weiter verschärft“, sagt die Sprecherin. Man habe aber den Großteil der Hilfsprojekte finanzieren können.

Auch bei der Aktion Mensch kann man zu diesem Zeitpunkt nur Zahlen von 2021 angeben. Damals konnte man Sprecherin Laura Bramann-Stapf zufolge über die Soziallotterie rund 585,5 Millionen Euro einnehmen, „die bisher höchsten Lotterieerlöse in der Geschichte“. Dementsprechend ist auch das Fördervolumen so hoch wie nie. „Davon sind rund 227 Millionen Euro in 7900 Projekte geflossen, die die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen verbessern, das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft fördern sowie Inklusion und Teilhabe möglich machen.“

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