Trockenheit und Schädlinge Bonner Hofgarten erscheint schon jetzt herbstlich

Bonn · Bonner Bürger warnen vor einem Waldsterben in der Stadt und schauen mit Sorge auf den Hofgarten und die Rheinpromenade. Die Verwaltung aber sieht keine ernste Gefahr.

 Braun sind die Blätter der Bäume im Hofgarten schon jetzt, im Juli.

Braun sind die Blätter der Bäume im Hofgarten schon jetzt, im Juli.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Gewiss, Tempus fugit, aber ganz so schnell verflüchtigt sich die Zeit dann vielleicht doch nicht, dass schon wieder Herbst wäre. Im Hofgarten und an Teilen der Rheinpromenade sieht es aber genau danach aus. Gelblich-verschrumpelt fegt es die Blätter dort in einem Tempo von den Bäumen, dass es Passanten Angst und Bange wird. So befürchten manche Bürger zwar, viele der betroffenen Bäume könnten schon nicht mehr zu retten sein. Die zuständigen Experten in der Stadtverwaltung sehen es etwas gelassener.

Tatsächlich haben sich im Hofgarten viele der Linden herbstlich-blass verfärbt, so beispielweise um den Spielplatz herum. Ein Stück weiter, an der Seite des Akademischen Kunstmuseums, ist an vielen Bäumen kein grünes Blatt mehr zu finden. Einen kuriosen, zweigeteilten Anblick bieten die Kopflinden am Rathenauufer: nur die obere Hälfte der Krone ist grün.

„Meine Befürchtung ist, dass diese Hofgarten-Linden schon verloren sind“, sorgt sich eine Bürgerin aus Kessenich um Bäume und Stadtklima und hat deshalb Anfang der Woche bei der Stadt Alarm geschlagen, um „einzugreifen, solange es noch Hoffnung gibt“. Die Stadt möge doch, so ihr Appell, vor Ort Wasser zur Verfügung stellen. „Ich stelle mich bereit, wenn es helfende Hände braucht für die ‚letzte Meile’. Ich würde mich freuen, wenn wir aus der Mühe einen gemeinsamen ‚Spaß’ machen“, schreibt sie an Politik und Verwaltung – womöglich in Anlehnung an eine ähnliche Privatinitiative von Bürgern, wie es sie vor zwei Wochen im Plittersdorfer Park Carstanien gegeben hat.

Nach Einschätzung der Stadtverwaltung jedoch ist es keine Eimerkette, die die Bäume im Hofgarten derzeit brauchen. „Solche Anfragen insbesondere in Bezug auf das Beueler Rheinufer aber auch auf den Hofgarten erhalten wir nicht nur zurzeit recht oft. Bereits seit einigen Jahren ist dies immer wieder Thema“, erklärt Isabel Klotz vom Presseamt. Auch könne das Amt für Stadtgrün die Ängste und Befürchtungen der Bürger angesichts des besorgniserregenden Bildes sehr gut nachvollziehen.

Doch ist der Zustand der Bäume im Hofgarten offenbar nicht nur auf die Trockenheit, sondern auch auf einen Schädling zurückzuführen: Konkret sind es Blattläuse und die rote Spinnmilbe, die den Linden laut Amt für Stadtgrün das Leben schwer machen – und dabei von Trockenheit und milden Wintern zusätzlich begünstigt werden. „Hierauf reagieren die Bäume, indem sie aus Selbstschutz ihre Blätter einrollen und abwerfen“, so das Amt für Stadtgrün. Je nach Standort aber vor allem auch Genetik der Bäume könne der Befall und somit das Erscheinungsbild recht unterschiedlich sein.

Zwei Möglichkeiten zur Hilfe gibt es: Gift und Wasser. Weil das Spritzen von Chemikalien in Bonn laut Beschlusslage ausfällt, bleibe die stets geforderte Wässerung. Die aber sei „praktisch nicht wirksam“, erklärt das Grünflächenamt, denn: Zum einen sei der Boden an den Standorten der Bäume derart verdichtet, dass kaum Wasser hindurchdringt; zum anderen bezögen Bäume dieses Alters das notwendige Wasser in der Regel aus tieferen Bodenschichten. Das Fachpersonal im Stadthaus ist sicher, die Bürger beruhigen zu können: „Die jeweiligen Meisterbetriebe sowie unsere Baumkontrolleure haben die Bäume unter stetiger Beobachtung. Bisher besteht entgegen des optischen Erscheinungsbilds keine Gefahr für die Bäume“, teilt das Amt mit. Dass dennoch ein ungutes Gefühl bleibt, sei „mehr als verständlich“.

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