Medizinisch-psychologische Untersuchung Bonner Institut bereitet auf "Idiotentest" vor

BONN · Der Mann war ein selbstständiger Vielfahrer: Mit dem Selbstverständnis, seine Kunden nicht enttäuschen zu wollen, und dem Willen, erfolgreich zu sein, hetzte er von einem Termin zum nächsten.

 Fahren unter Beobachtung: Fällt bei der MPU der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeitstest unterdurchschnittlich aus, wird das Fahrverhalten gesondert unter die Lupe genommen.

Fahren unter Beobachtung: Fällt bei der MPU der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeitstest unterdurchschnittlich aus, wird das Fahrverhalten gesondert unter die Lupe genommen.

Foto: dpa

Geschwindigkeitsbegrenzungen und das Handyverbot am Steuer interessierten ihn nicht - die Polizei aber schon. Irgendwann war der Führerschein weg, und er kam zu Katja Rausch.

Mit solchen Autofahrern hat es die Verkehrspsychologin oft zu tun. Sie führt für das Institut für medizinisch-psychologische Unternehmensleistungen und Schulungen, kurz Impuls GmbH, Erstberatungsgespräche und Vorbereitungsprogramme für die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), im Volksmund "Idiotentest", durch (siehe Infokasten). Dieser Test soll jetzt, wie berichtet, nach Ansicht von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) transparenter und für alle Bundesländer einheitlich gestaltet werden.

Rausch macht den Betreffenden vorab klar, was sie bei der MPU erwartet, und verweist sie auf die Vorbereitungskurse. Diese sind oft Gruppenveranstaltungen mit maximal acht Personen. "Das sind viel mehr Männer als Frauen", sagt sie. Es werden unterschiedliche Programme angeboten, je nach Grund für den Führerscheinverlust. Bei den Verkehrsauffälligen wie dem Vielfahrer aus dem Beispiel kämen mehrere Faktoren zusammen, sagt die Psychologin: "Der Gedanke, ich bin ein guter Fahrer, fährt immer mit." Außerdem sind sie laut Rausch oft gestresst, schlecht organisiert, uneinsichtig, lassen sich nichts sagen und kämen mitunter irgendwann ein zweites Mal zur MPU.

Die andere und weit größere Gruppe sind die Alkohol- oder Drogenabhängigen. Nicht selten seien junge Fahranfänger darunter, so Rausch, die den Alkoholkonsum unterschätzen. "Viel Trinken macht, dass sie nicht mehr wissen, was sie tun. Die Vernunft wird ausgeschaltet." In diesen Fällen rät Rausch zum Beispiel, Alkoholscreenings zu machen und bei Drogen eine Abstinenzbescheinigung mitzubringen.

In den Vorbereitungen werden die Teilnehmer angehalten, das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren: Wie konnte es dazu kommen, dass ich jetzt hier bin? Äußere Umstände wie Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Verlust geliebter Personen werden genauso zur Sprache gebracht wie innere Motive. "Wenn einer zum Alkohol greift, hat das immer innere Gründe", sagt Rausch. Dagegen müsse man andere tragfähige Strategien entwickeln.

Rausch rät in den Erstgesprächen immer zu den Kursen. "Wenn man sich nicht vorbereitet, kann man schon mit den Fragen nichts anfangen." Und dann werde der Weg zur Wiedererlangung des Führerscheins sehr lang. Billig ist das allerdings nicht: Die MPU und die Vorbereitung darauf kosten zwischen 2500 und 3000 Euro.

Die Erstberatungstermine bei Impuls, Theaterstraße 22, finden immer am dritten Donnerstag im Monat ab 18 Uhr statt. Im Internet finden sich unter dem Stichwort MPU-Vorbereitung weitere Möglichkeiten.

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