Reaktionen auf Missbrauchs-Gutachten Bonner Katholiken fordern Konsequenzen für Verantwortliche

Bonn · Der Bonner Katholikenrat äußert sich empört über die Erkenntnisse aus dem Kölner Missbrauchsgutachten. Er fordert eine systematische und transparente Aufarbeitung der Missbrauchsfälle mit allen Konsequenzen für Verantwortliche ohne Rücksicht auf Ämter und Würden.

 Die Erkenntnisse über Missbrauch in der Katholischen Kirche, die Kardinal Maria Woelki am vergangenen Donnerstag in einer Pressekonferenz vorstellte, entsetzen den Bonner Katholikenrat.

Die Erkenntnisse über Missbrauch in der Katholischen Kirche, die Kardinal Maria Woelki am vergangenen Donnerstag in einer Pressekonferenz vorstellte, entsetzen den Bonner Katholikenrat.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Mit Entsetzen reagiert der Bonner Katholikenrat auf das am Donnerstag vom Erzbistum Köln präsentierte Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen. Der Rat ist die vom Erzbischof anerkannte Laienvertretung der Katholischen Kirche in Bonn, ein Zusammenschluss von gewählten Vertretern der Pfarrgemeinden, Verbände und Gruppen. „Wir sind erschüttert, fassungslos, zornig, aber nicht länger sprachlos. Denn wer schweigt, macht sich mitschuldig“, erklärt die Ratsvorsitzende Dorothee Schwüppe. Es sei den Mitgliedern ein großes Anliegen, dass mit den missbrauchten Opfern würdig umgegangen werde. „Es ist erschütternd, dass selbst nach den Befragungen nicht schon im Vorfeld der Veröffentlichung persönliche Konsequenzen gezogen wurden“, klagt Schwüppe.

Der Katholikenrat denke an die vielen Betroffenen, die Jahre lang in Angst lebten, deren Vertrauen missbraucht wurde, „und die immer noch nicht würdevoll behandelt werden“, so der Rat. „Wir sind beschämt über das große Leid, das insbesondere Kindern und Jugendlichen ausgerechnet im Raum der Kirche widerfahren ist.“ Aber auch darüber, wie unendlich lang die Anerkennung der Verletzungen und eine angemessene Entschädigung brauchten. Es schmerze, Teil eines Systems zu sein, das die Menschenwürde missachte, das vertusche und Verantwortungsträger decke. „Wir sind beschämt über das empathielose Verhalten der Bistumsleitung“, erläutert Schwüppe. Der Rat müsse wahrnehmen, dass es in der Katholischen Kirche in solchem Ausmaß zu moralischem Versagen, zu Vertuschung, Verdrängung und fehlender Verantwortungsbereitschaft gekommen sei. „Das ist ein Desaster der Kommunikation und ein Mangel an Transparenz.“

Aktuell vermisse der Katholikenrat Einsicht, Reue und Umkehr. Deshalb fordere man Konsequenzen, und zwar eine systematische und transparente Aufarbeitung der Missbrauchsfälle mit allen Konsequenzen für Verantwortliche ohne Rücksicht auf Ämter und Würden. „Bei Verdacht einer Straftat ist ein Missbrauchsfall ohne Zögern bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen“, sagt Schwüppe. Zudem müsse es eine moralische Verantwortung geben, nicht nur eine juristische, sowie eine glaubwürdige Entschuldigung bei den Betroffenen. „Die Opfer müssen schnellstmöglich eine angemessene Entschädigung erhalten.“ Hier könne beispielsweise das Generalvikariat in Vorleistung treten und dann Rückforderungen an die Täter stellen. „Die Opfer können und dürfen nicht länger auf eine Entschädigung warten.“

Die Bistumsleistung müsse glaubhafte Schritte eines Neuanfangs im Umgang mit den Menschen im Bistum, im Hören auf kritische Stimmen ihrer Mitarbeiter und in der Kommunikation mit den Medien unternehmen, fordert Schwüppe weiter. „Sie muss auch beginnen, die strukturellen Gegebenheiten zu ändern, die Missbrauch gefördert haben.“ Man hoffe zudem, dass das aktuelle Geschehen in Köln nur der Auftakt für die Aufarbeitung der Missstände in allen Bistümern werde. „Den Opfern muss schnellstmöglich Gerechtigkeit widerfahren.“