Bonner Köpfe Dina El-Nawab und Markus Stromiedel Zu zweit schreibt man weniger allein

Serie | Bonn · Dina El-Nawab und Markus Stromiedel leben seit 20 Jahren in Bonn. Beide haben schon Geschichten für Formate wie das „Großstadtrevier“ oder den Tatort geschrieben. Als Drehbuchautoren müssen sie bei ihrer Arbeit viele Kompromisse eingehen. Bei ihrem neuen Projekt sollte das anders sein.

 Dina El-Nawab und Markus Stromiedel sind Drebuchautoren. Jetzt haben sie zusammen einen Roman geschrieben.

Dina El-Nawab und Markus Stromiedel sind Drebuchautoren. Jetzt haben sie zusammen einen Roman geschrieben.

Foto: Marina Rosa Weigl

„Für den Krimi habe ich mich zum Schreiben am liebsten nach draußen gesetzt“, erzählt Dina El-Nawab. Kein Wunder, der Garten ihres Hauses in Bonn, in dem die Autorin mit ihrem Co-Autor und Partner Markus Stromiedel zusammenlebt, ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. Wo genau in Bonn die Autoren an ihren Geschichten schreiben, soll allerdings geheim bleiben.

Als Redakteurin arbeitete Dina El-Nawab unter anderem für den Westdeutschen Rundfunk. Seit 2001 ist sie auch Drehbuchautorin, ihr Lieblingsgenre: Krimi. Die Wahl-Bonnerin schrieb Folgen für Krimiformate wie das Großstadtrevier, „Notruf Hafenkante“ und „Morden im Norden“. Ihr Partner Markus Stromiedel schrieb als Drehbuchautor zuerst für den Tatort, später entwarf er für den Schauspieler Rainer Hunold die Hauptrolle in „Der Staatsanwalt“ – eine Maßanfertigung sozusagen.

Skurille und schräge Charaktere

Im vergangenen Jahr haben sich El-Nawab und Stromiedel von Bonn aus einem neuen Projekt gewidmet. Ihrem Genre sind sie dabei treu geblieben: der erste gemeinsame Roman „Zusammen stirbt man weniger allein“ ist ein Krimi. Im Juni ist das Buch im Goldmann-Verlag erschienen. Der Roman ist kein gewöhnlicher Krimi, sondern Screwball-Comedy, so die Autoren. Dabei treffen selbstbewusste Frauen auf damit überforderte Männer, erklärt Stromiedel. „Die Charaktere sind skurill und schräg“, fügt El-Nawab hinzu. Dazu gibt es Gefahr und Verbrechen.

Und wie schreibt man zu zweit einen Kriminalroman? Die Idee zur Geschichte kam von El-Nawab. Dann schrieb das Autoren-Duo gemeinsam an 20 Seiten. Der Verlag sei schnell überzeugt gewesen. Ungefähr ein Jahr später liegt das Taschenbuch mit 480 Seiten auf dem Gartentisch vor den beiden. „Es ist länger geworden, als ursprünglich geplant“, sagt El-Nawab.

Viel Zeit alleine am Schreibtisch

„Wenn man einen Roman schreibt, verbringt man viel Zeit für sich alleine am Schreibtisch“, so die Autorin. Gerade, wenn die Autoren wegen der Pandemie sowieso schon viel Zeit isoliert verbringen, könne das auch gefährlich werden: „Man muss immer mal wieder auftauchen“. Zusammen sei die Arbeit an dem Roman deshalb leichter gefallen und die Einsamkeit aufgefangen worden, berichtet Stromiedel.

Das erste gemeinsame Buch des Autorenduos ist kein „harter Krimi“, sondern ein „Cozy Crime“ (ein Wohlfühl-Krimi), bei dem der Leser auch etwas zu Lachen haben wird, wie El-Nawab und Stromiedel ankündigen. Die Geschichte: Die Anwältin Lizzi ist schockiert, als plötzlich ein Unbekannter in ihrem Zimmer steht, der behauptet, Erik zu heißen und ihr Personenschützer zu sein. Das erweist sich als hilfreich: Lizzis Vater ist verschwunden und die beiden machen sich auf den Weg nach England, um ihn zu suchen. Auf dem Weg rettet Erik Lizzi vor zwei Profikillern, die auf sie angesetzt wurden.

Am Anfang steht die Idee

Bevor die Autoren die Charaktere und die Geschichte ausarbeiteten, versuchten sie „die Stimmung zu greifen“. Am Anfang steht eine Idee. „Dann muss man nachjustieren“, so Dina El-Nawab. Bei einem Roman sei das die typische Vorgehensweise, für ein Drehbuch müssen die Autoren vorher konkreter planen. Von den Film- und Fernsehredakteuren gebe es viele Vorschriften und Verbesserungsvorschläge. „Das geht manchmal so weit, dass der Name eines Charakters geändert werden muss, weil er dem Redakteur nicht gefällt“, verrät Stromiedel. „Wir versuchen aber, trotz der Einschränkungen, die Vision, die wir vor Augen haben, nicht zu verlieren“.

Autoren haben keine festen Arbeitszeiten

Beim gemeinsamen Schreiben mussten die Autoren nur untereinander Kompromisse eingehen. Dabei haben die beiden hohe Ansprüche an sich selbst, sagt Dina El-Nawab: „Es gibt am Ende keine Seite im Buch, die nicht zehnmal überarbeitet wird“. Feste Arbeitszeiten haben die Autoren nicht. „Wir suchen uns jeder individuell die Zeit aus, zu der wir gut schreiben“, so El-Nawab. Überstunden sind dabei keine Ausnahme: „Kurz bevor der Roman fertig war, hatten wir kaum noch Freizeit“, sagt sie.

„In unseren Geschichten ist alles möglich“

El-Nawab und Stromiedel leben seit 20 Jahren in Bonn. Vorher haben sie aus vielen verschiedenen Städten in Deutschland gearbeitet. In Bonn wollen sie bleiben, das sei schon beim ersten Besuch in der Stadt klar gewesen. „Als wir zum ersten Mal durch die Stadt fuhren, ging mir das Herz auf“, berichtet El-Nawab.

Zuletzt hat Markus Stromiedel das Drehbuch zur ZDF-Serie „Hotel Mondial“ geschrieben. Die Dreharbeiten sind mittlerweile abgeschlossen. Bevor Stromiedel das Drehbuch schrieb, habe nur der Ort festgestanden: Die Geschichte sollte in einem Hotel spielen. Daraus wurde am Schreibtisch von Stromiedel in Bonn dann ein Drehbuch. Von Klischees und Stereotypen, die von Fernsehredakteuren oft gefordert werden, würden sich die Autoren am liebsten fernhalten: „In unseren Geschichten ist alles möglich.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort