Kolumne „Notizen aus B.“ Wenn die Sperrstunde ins Leere greift

Bonn · Sperrstunde ab 23.00 Uhr? Das ist für Bonn doch ungefähr dasselbe wie ein Frisörbesuch mit Glatze, meint GA-Redakteur Rüdiger Franz

 Wenn es Abend wird in Bonn....: Vorsorglich hat man hier rechtzeitig zur Sperrsunde bereits vor einigen Jahrzehnten die Bürgersteige hochgeklappt.

Wenn es Abend wird in Bonn....: Vorsorglich hat man hier rechtzeitig zur Sperrsunde bereits vor einigen Jahrzehnten die Bürgersteige hochgeklappt.

Foto: Christine Pahlke

Wieder einmal sind die Bonner dem infektiösen Weltgeschehen die entscheidende Nasenlänge voraus. Denn nicht einmal der Europäische Ethikrat schritt ein, als Ende des vergangenen Jahrhunderts mit Schließung der „Kerze“ das Schicksal der Stadt als Risikogebiet für Nachtschwärmer besiegelt wurde. Die nun verhängte Sperrstunde erinnert in ihrer abschreckenden Wirkung deshalb an das im Städtchen Devon, Connecticut, bestehende Verbot, nach Sonnenuntergang auf den Straßen rückwärts zu laufen. Und selbst das ließ mit dem Ende der verwinkelten Kellerkneipe an der Königstraße rapide nach, zumal man nach der letzten Runde um fünf Uhr morgens erst einmal den Ausgang finden musste. Nach einer kurzen Phase der Umgewöhnung führte die Hotspot-Strategie viele der versprengten Superspreader am systemrelevanten Glühweinstand vor dem Kaufhof zusammen („Hestonndiedieimmerhestonnwennsehestonn“), weshalb man angesichts des abgesagten Weihnachtsmarktes der Kanzlerin uneingeschränkt konzedieren muss: Die Lage ist – ernst.