Geschenk an das Beethoven-Haus Bonner Konditor fertigte Beethovenbüsten an

Bonn · Bisher standen die „Beethoven-Brüder“ im Haus der Familie. Doch nun hat zumindest einer der beiden ein neues Zuhause: Karola Winterhoff gab sie an das Beethoven-Haus.

 Martin Winterhoff (von links),Michael Ladenburger; Karola Winterhoff und Julia Ronge neben der Beethovenbüste.

Martin Winterhoff (von links),Michael Ladenburger; Karola Winterhoff und Julia Ronge neben der Beethovenbüste.

Foto: Barbara Frommann

Der Bonner Konditormeister des Cafés Rittershaus Leo Strünck fertigte nicht nur Kuchen und Torten, sondern auch Beethovenplastiken an. Lange Jahre gerieten seine Werke in Vergessenheit, bis seine Tochter die Beethoven-Bruder auf dem Dachboden fand.

Leo Strünck war ein vielseitig begabter Mann. Als Konditormeister im Café Rittershaus an der Kaiserstraße (heute Sahneweiß) schuf er nicht nur Köstlichkeiten aus Sahne, Buttercreme, Marzipan und Schokolade. In seiner Freizeit spielte er leidenschaftlich gerne Klavier, Orgel und Geige. „Er konnte allerdings keine Noten lesen und hat nie Musikunterricht bekommen. Als Autodidakt hat er sich alles selbst beigebracht und sich nur von seinem Gehör leiten lassen“, erinnerte sich seine Tochter Karola Winterhoff. „So wie Beethoven liebte er die Stadt und die Musik“, fügte sie hinzu.

Doch wenn alle Kuchen gebacken und alle Torten dekoriert waren, dann arbeitete Leo Strünck an einem ganz besonderen Meisterstück. 1939 modellierte der Konditor aus Ton eine Beethovenbüste auf Basis einer Grafik der Totenmaske des großen Komponisten. Daraus fertigte er dann einen Gipsabdruck an. Während der Kriegswirren wanderten die „Beethoven-Brüder“ – Strünck hatte zwei ähnliche Figuren geschaffen – zunächst auf den Speicher des Hauses.

Als später seine Tochter mit ihrem Mann Wilhelm-Georg Winterhoff den Betrieb übernahm, erinnerte sie sich wieder an die Abdrücke. Anfang der 1990er Jahre beauftragte die Familie schließlich den Bonner Künstler Friedemann Sander Bronzeabgüsse davon anzufertigen. Er schuf zwei Exponate, die sich exakt an den Vorlagen von Leo Strünck orientierten. Sie sind jeweils 50 Zentimeter hoch und wiegen mehr als 20 Kilogramm. Bisher standen die „Beethoven-Brüder“ im Haus der Familie. Doch nun hat zumindest einer der beiden ein neues Zuhause: Mit ihrem Sohn Martin übergab Karola Winterhoff eine der beiden Büsten an das Beethoven-Haus.

"Eine späte Würdigung seines Schaffens"

Julia Ronge vom Beethoven-Archiv sowie Kustos Michael Ladenburger nahmen den Abguss entgegen. „Der andere bleibt hier bei mir. Von dem kann ich mich nicht trennen. Er erinnert mich an meinen Vater“, erzählte die Seniorin bei der Übergabe. Zuvor hatte Friedemann Sander den Abguss noch einmal poliert. „Er hat ihn für dieses Ereignis besonders hübsch gemacht“, freute sich Ronge über die Spende.

Schwer fällt der Besitzerin der Abschied von einem „ihrer“ Beethoven-Brüder jedoch nicht. Im Gegenteil: „Ich freue mich, dass diese Arbeit meines Vaters jetzt in die richtigen Hände kommt. Das ist eine späte Würdigung seines Schaffens“, sagte sie. Schließlich wird die Büste im Beethoven-Haus künftig mehr Menschen zugänglich sein als bisher. „Wir werden sie im Rahmen verschiedener kunsthistorischer Ausstellungen präsentieren“, versprach Ladenburger.

Im Café Rittershaus trafen sich in den 1930er Jahren regelmäßig die Musiker des Bonner Orchesters. Mit ihnen freundete sich Strünck an und gemeinsam musizierte man in einem eigenen Musikzimmer im zweiten Stock des Eckhauses. Zu Hauptstadtzeiten gingen dann prominente Gäste aus Politik und Wirtschaft im Café ein und aus: So hat sich Ludwig Erhard dort gerne eine Pralinenauswahl zusammengestellt, während Herbert Wehner immer samstags kam, einen Kaffee trank und währenddessen das ganze Lokal mit seinem Pfeifenqualm vernebelte.

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