Studie am Gemeinschaftskrankenhaus Bonner Krankenhaus testet neues Messsystem für Diabetes-Patienten

Bonn · Eine Studie des Bonner Gemeinschaftskrankenhauses soll helfen, eine in der ambulanten Diabetes-Behandlung verwendete Messtechnik für stationäre Patienten nutzbar zu machen. Ein Sensor am Oberarm von Patienten misst laufend den Gewebezucker. Ein Fingerstechen ist überflüssig.

 Markus Menzen bespricht mit einem Patienten die über den Sensor am Oberarm gemessenen Zuckerwerte.

Markus Menzen bespricht mit einem Patienten die über den Sensor am Oberarm gemessenen Zuckerwerte.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Sensor, gerade einmal so groß wie ein 5-Cent-Stück, der sich an den Oberarm heften lässt, soll die stationäre Behandlung von Diabetes-Patienten vereinfachen. Dr. med. Markus Menzen, Chefarzt im Diabeteszentrum des Bonner Gemeinschaftskrankenhauses, ist von der Technologie überzeugt. Im Mai hat er eine Pilotstudie zum Gebrauch eines neuen Glukose-Messsystems initiiert, das so in St. Elisabeth – und zugleich bundesweit erstmalig stationär – Anwendung findet. Im ambulanten Bereich wird es bereits genutzt. 

Das Besondere an diesem Messsystem sei, dass der kleinste und modernste Sensor, den es derzeit gebe, Verwendung findet. Dieser messe nicht den Blut-, sondern den Gewebezucker mittels einer feinen Nadel, die über 14 Tage im Gewebe steckt und fortlaufend die Daten erhebt. Diese Daten lassen sich dann für Patienten und das Pflegepersonal an einem mobilen Endgerät abrufen und kontrollieren.

Bereits Anwendung in der ambulanten Versorgung

In der ambulanten Versorgung der Diabetes-Patienten wird diese Möglichkeit schon seit einigen Jahren angewendet. Ein Novum wäre die Nutzung der Messtechnik im Krankenhaus. Hier seien die Vorgaben und Normen jedoch noch an die herkömmliche Messtechnik geknüpft, weshalb bis zur Umstellung auf die neue Methode noch einige Hürden genommen werden müssten. Mit einer ersten klein angelegten Machbarkeitsstudie möchte Menzen hier einen Schritt machen.

Nach der vierwöchigen Testphase im Elisabeth-Krankenhaus ist das Fazit des Diabetologen durchwegs positiv – einerseits beuge die Messtechnik Risiken vor, weil Entgleisungen des Gewebezuckers direkt über einen Alarm gemeldet werden, andererseits ermögliche es eine lückenlose Therapiekontrolle im Rückblick und damit eine Verbesserung der Therapieführung.

Im Austausch ist Menzen auch mit einem Patienten. Mit ihm bespricht er auf dem Tablet und anhand der Grafiken, die die Messtechnik ausgibt, den Spiegel der vergangenen Tage. Auch der Patient ist von der neuen Technik überzeugt. Neben der Sicherheit, die eigenen Glukosewerte konstant per App kontrollieren zu können, biete das Gerät mit dem Sensor Tragekomfort, auch beim Sport bemerke der Patient es kaum.

Größere Studie soll im Herbst beginnen

Nach den Resultaten im Krankenhausbetrieb plant Menzen perspektivisch im Herbst eine größer angelegte Studie. Menzen, dessen Spezialgebiet technologische Innovationen in der Diabetologie sind, hält das Messsystem für richtungsweisend. Wenn das engmaschige Blutzuckermessen durch Blutentnahme nicht mehr nötig sei, schaffe das neue Möglichkeiten: Patienten könnten sektor- und häuserübergreifend auch ambulant weiter betreut werden. Zudem eröffne es Perspektiven für die Telemedizin und bedeute eine Zeitersparnis in der Pflege. Gerade in der Pandemie werde deutlich, welches Potenzial eine kontaktlose Überwachung der Glucosewerte berge. Jeder fünfte Patient im Krankenhaus leide an Diabetes, schon deshalb lohne es sich Menzen zufolge, Innovationen auszutesten und die Diabetes-Versorgungsstruktur auf den neuesten Stand zu bringen.

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