Arbeiten im Urlaub Bonner Krankenschwester hilft an afrikanischer Klinik aus

Kessenich · Zweieinhalb Wochen war Fachkinderkrankenpflegerin Christina Ott in Sierra Leone. Sie hat ihren Urlaub dafür genutzt, um ehrenamtlich afrikanische Ortskräfte zu schulen. Hier musste sie sich an Gegebenheiten anpassen, die ganz anders waren als in Deutschland.

 Christina Ott kümmert sich um einen kleinen Patienten im Magbenteh-Krankenhaus in Makeni, Sierra Leone.

Christina Ott kümmert sich um einen kleinen Patienten im Magbenteh-Krankenhaus in Makeni, Sierra Leone.

Foto: GFO Kliniken Bonn

Sonne, Strand und Meer – so verbringen viele Menschen gerade ihren lang ersehnten Sommerurlaub. Auch die 27-jährige Christiane Ott aus Bonn-Kessenich ist gern im Ausland unterwegs. In diesem Jahr wollte sie sich jedoch mit dem Stillen ihrer Reiselust nicht nur allein etwa Gutes tun. Gemeinsam mit einer Freundin aus Dortmund nutzte die Fachkinderkrankenpflegerin, die an der neonatologischen und pädiatrischen Kinderintensivstation des St. Marien-Hospital der GFO Kliniken Bonn beschäftigt ist, ihren Urlaub und reiste nach Sierra Leone.

Mit Unterstützung der Organisation „L’appel“ kamen die beiden Frauen nach Makeni, 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Freetown, wo sie einheimische Ärzte und Pfleger im Magbenteh-Krankenhaus unterstützt haben. Ott: „Die Entwicklungshilfe vor Ort darf trotz Corona und der Ukraine-Krise nicht stehen bleiben. Deshalb habe ich mich entschieden, ehrenamtlich zu helfen“.

Hygiene-Schulungen für Einheimische

Im Gepäck hatten die beiden Deutschen verschiedene medizinische Spenden der GFO Kliniken. „Wir waren die ersten Pflegekräfte dort, die für die einheimischen Pfleger und Pflegerinnen Schulungen angeboten haben. Es ging nicht vorrangig darum, mitzuarbeiten, sondern den Menschen etwas beizubringen“, erzählt die Fachkinderkrankenpflegerin nach der Rückkehr von ihrer Reise. Diese Art von Unterstützung helfe den Menschen in Sierra Leone langfristiger.

Ein wichtiger Teil der Hilfe vor Ort sei die Hygiene-Schulung gewesen. „Für uns ist vieles davon Standard. Für die afrikanischen Pfleger ist das eine Erleichterung im Alltag“, erinnert sich Ott. Um Sprachbarrieren zu umgehen, hat sie während der Schulungen viel mit Bildern gearbeitet, den Unterricht praxisorientiert gestaltet und immer wieder an die vorhandenen Gegebenheiten angepasst.

Nachtschicht mit Stirnlampe

Lehmhütten, Hühner auf der Station und Nachtschichten mit Stirnlampe – die Arbeitsbedingungen seien um einiges anders gewesen als in Deutschland. Ott: „Ich bin seit zehn Jahren im St. Marien-Hospital und natürlich ein ganz anderes Umfeld gewohnt. Allerdings habe ich mich schnell umgestellt und damit gearbeitet, was wir vor Ort hatten“.

Konfrontiert wurde die junge Frau in Afrika mit einer hohen Kindersterblichkeitsrate, die sie aus Deutschland in ihrem Beruf so zum Glück nicht kenne. „Es kam häufiger vor, dass wir für die kleinen Patienten nichts mehr tun konnten“, sagt sie. Außerdem müssten die Pfleger vor Ort viel selbstständiger arbeiten als auf den deutschen Stationen. Oftmals könnten Ärzte erst dann zurate gezogen werden, wenn es sich um einen schlimmen Notfall handele. Dies liege daran, dass es nicht genug Ärzte gebe.

Das Kommunikationstraining war deshalb ein weiterer Bestandteil ihres Aufenthaltes. Ott habe den Pflegern vor Ort beigebracht, wie sie ihre eigenen Gedanken und Entscheidungen bei ihrem täglichen Einsatz auf der Station mit den anderen teilen können. Zudem installierte sie mit den einheimischen Pflegekräften eine Tafel, wo alle aktuell betreuten Kinder und ihre bisherige Behandlung aufgelistet werden.

Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten, hat sie von ihrem Team erhalten. „Nach der Arbeit haben wir oft in unserem Gästehaus zusammengesessen, gespielt, uns unterhalten oder sind gewandert. Das tat nach der intensiven Arbeit sehr gut“, so die Kinderkrankenpflegerin.

Mangos zum Abschied

Die Dankbarkeit der einheimischen Kollegen und der Patienten ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: „Die Mütter haben uns frische Mangos gepflückt und zum Abschied hat uns das ganze Krankenhausteam ein Dankeslied gesungen“. Für Ott ist die Zeit in Afrika eine Erfahrung, die sie nicht missen möchte. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, noch einmal meinen Urlaub dort zu verbringen und zu helfen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort