Unterhaltsames Graffiti mit Tiefgang Bonner Künstler lässt Beethoven auf E-Roller düsen

Bonn · Mit seinen legalen Graffiti bringt Stefan Vogt-Thomas Farbe in die Stadt. Künstler gehört zu den Mitbegründern der Bonner Agentur „Highlightz“.

Echte Hingucker: Die Graffitis von Stefan Vogt-Thomas verschönern das Bonner Stadtbild.

Echte Hingucker: Die Graffitis von Stefan Vogt-Thomas verschönern das Bonner Stadtbild.

Foto: Benjamin Westhoff

Ludwig ein Öko? "Warum nicht", sagt Stefan Vogt-Thomas und feuert noch schnell ein paar kurze Sprühstöße aus der Lackdose ab. "Weiß man's?" Gesicherte Quellen über die umweltpolitischen Einstellungen des großen Komponisten gibt es nicht, deshalb macht der 36-Jährige nun Nägel mit Köpfen. "Selbstverständlich ist Beethoven ein Öko, und deshalb ist er auf einem Elektroroller in der Stadt unterwegs", sagt der Graffiti-Künstler und Mitbegründer der Bonner Künstler-Agentur Highlightz.

So verwandelt er einen trostlosen Verteilkasten an der Godesberger Allee in einen Hingucker, der Farbe in die Stadt zaubert. Ganz legal hat er dafür seine Sprühdosen in verschiedenen Schattierungen neben der Fahrbahn aufgebaut. Was Illegale meist nur im Schutz der Dunkelheit tun, das darf Stefan Vogt-Thomas ganz legal.

Bereits für die Stadtwerke Stromkästen bemalt

Seine Handschrift findet man überall in der Stadt. Am Hofgarten, neben dem Telekom Dome und vor dem Museum Koenig hat er im Auftrag der Stadtwerke Bonn Stromkästen bemalt. "Aber am liebsten male ich großflächig", so der 36-Jährige. "Es macht einfach mehr Spaß einen vier, fünf Meter großen Schmetterling zu sprühen als einen kleinen." Höhenangst darf er nicht haben: Häufig gestaltet der Künstler mit seinem Geschäftspartner und den fünf Mitarbeitern die Treppenhäuser oder Fassaden großer Konzernzentralen. "Dafür muss dann auch schon mal ein Gerüst aufgebaut werden", sagt er.

Der Künstler orientiert sich bei der Motivwahl stets an den Wünschen des Auftraggebers. Das kann auch schon mal eine Postkarte aus dem Urlaub sein. So hat er die Doppelgarage eines Kunden durch eine idyllische Ansicht von Argenbühl verschönert - mit Bergen, Wiesen, Weiden und Kühen.

Graffiti haben den Bonner Jungunternehmer, Jahrgang 1982, schon früh begeistert. Mit 14 Jahren hat er die ersten Bilder gesprayt. "Für mich stand schnell fest, dass das meine Leidenschaft ist", meint er. Er studierte Kommunikationsdesign in Hannover und gründete 2009 mit einem Freund in Bonn eine eigene Firma. "Aus unserem Impuls, Farbe in den grauen Alltag zu bringen, haben wir einen Beruf gemacht", so der Vater zweier kleiner Töchter. Für ihn ist der ganze Entstehungsprozess eine Kunstwerks faszinierend - vom Ideenaustausch über den Entwurf bis zum letzten Sprühstrich.

Künstler ist von der Reaktion der Bonner begeistert

Gleichzeitig begeistert ihn die Reaktion von Passanten, die ihn ansprechen. "Wir erfahren bei unserer Arbeit sehr viel Wertschätzung", freut sich Vogt-Thomas. Nur so lässt sich für ihn erklären, dass seine Bilder so gut wie nie durch illegale Sprayer beschädigt werden. Und wenn doch? "Dann können wir schnell etwas ausbessern."

Zu Hause malt Vogt-Thomas auch - und zwar mit seinen beiden Mädchen, ein und drei Jahre alt. Vielleicht entdeckt er ja in der eigenen Familie ein kleines Talent, das später einmal in seine Fußstapfen treten wird. Sport ist seine zweite Leidenschaft: Wakeboarding, Snowboardfahren und Fußballspielen. "Und ich verreise gerne mit meiner Frau und den beiden Mädchen", sagt der Streetart-Künstler, desseb Lieblingsfarbe früher Blau, heute eher ein leuchtendes Gelb-Orange ist. Wie gut, dass Beethoven auf einem blauen Roller durch die Stadt flitzt.

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