Hilfe für Kulturschaffende Bonner Künstler wollen wieder auf die Bühne

Bonn · Viele Kulturschaffende leiden unter den aktuellen Beschränkungen. Wie der Bonner Pianist Fabian Müller. Zahlreiche Konzerte sind ausgefallen. Unterdessen ist in NRW die Soforthilfe auch für diesen Bereich aufgestockt worden.

 Klavierkonzerte wie hier mit einem Programm der Komponistin Clara Schumann kann Pianist Fabian Müller derzeit nicht geben.

Klavierkonzerte wie hier mit einem Programm der Komponistin Clara Schumann kann Pianist Fabian Müller derzeit nicht geben.

Foto: Barbara Frommann

Kulturschaffende und -liebende werden den Zeitpunkt nicht so schnell vergessen, als der Kulturbetrieb auch in Deutschland zwecks Eindämmung des Coronavirus zum Erliegen gekommen ist: Seit Mitte März sind alle Kultureinrichtungen geschlossen, alle Veranstaltungen untersagt. Was für Liebhaber eine schmerzliche Lücke im Freizeitangebot ist, ist für die Menschen in der Kultur- und Kreativwirtschaft eine Katastrophe, die sie persönlich, beruflich und finanziell trifft.

Auch der Bonner Pianist und Veranstalter Fabian Müller ist von der Krise betroffen: „Das Schlimmste ist, dass niemand weiß, wie es weitergeht. Es wird zwar überall versucht, Konzerte zu verschieben und nachzuholen, aber es gibt ja keine Planungssicherheit.“ Finanziell schätzt sich Müller noch glücklich, denn der junge Musiker ist gut im Geschäft, und so sind Rücklagen vorhanden, die den Lebensunterhalt absichern.

Gerade die Unterstützung dafür ist es, um die sich seit Wochen Politiker und Kreative streiten: Die Soforthilfe des Landes Nordrhein-Westfalen für Soloselbstständige und Kleinstunternehmer birgt einen Haken, denn sie ist – wie nachträglich erst festgelegt wurde – nur für Betriebskosten gedacht. Aber: Die wenigsten Kulturschaffenden haben externe Büroräume angemietet, sondern arbeiten von zu Hause aus. Dies bedeutet, dass die meisten von ihnen, die seit März einen Antrag gestellt haben, der auch bewilligt wurde, den Großteil der 9000 Euro zurückzahlen müssen.

Nach anhaltenden Diskussionen wurde nun in der vergangenen Woche festgelegt, dass pauschal für die Monate März und April eine Summe von insgesamt 2000 Euro für den Lebensunterhalt verwendet werden darf. Grundlage ist auch die separate „MKW-Soforthilfe für freischaffende Künstlerinnen und Künstler“ des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft (siehe Kasten).

Die diversen Förderpakete für Musiker gehen Müller nicht weit genug: „Es ist natürlich lobenswert, dass der Versuch unternommen wird, Musiker zu unterstützen, aber es gibt so viele andere in der Branche, denen auch mit der Soforthilfe nicht geholfen ist. Das bedingungslose Grundeinkommen scheint mir da eine bessere Lösung zu sein.“ In den aktuellen Diskussionen scheint die Politik zu vergessen, wie wichtig die Kultur als Wirtschaftszweig sei.

Dazu kommt die soziale, gesellschaftliche Aufgabe des Kulturlebens: Das Erschaffen einer Gemeinschaft. Dieser Aspekt fehlt Müller am meisten: „Ich habe diesen beruflichen Weg gewählt, weil ich zum Einen große Freude an der Musik habe. Diese habe ich auch jetzt noch, und es ist wahrscheinlich der einzige positive Aspekt dieser Zeit, dass ich jeden Tag stundenlang Klavier spiele, ohne mich nach dem nächsten Konzert richten zu müssen. Zum Anderen bin ich Pianist geworden, weil ich diese Freude an der Musik teilen will. Und dieser Aspekt fällt aktuell weg, was für mich mit das Schlimmste ist.“

Zahlreiche Konzerte des Pianisten sind bereits ausgefallen oder abgesagt – besonders schmerzlich ist, dass das seit circa zwei Jahren geplante Debüt bei den Schwetzinger Festspielen mit einem Solo-Abend nicht wie geplant Ende Mai stattfinden kann. Über die finanziellen Einbußen, die das brachliegende Konzertleben für ihn bis Ende des Jahres mit sich bringen wird, mag er lieber gar nicht nachdenken.

Doch Müller ist auch Veranstalter seiner eigenen „Bonner Zwischentöne“ in der Trinitatiskirche in Endenich. Und auch diese wird er verschieben müssen: „Inzwischen steht fest, dass aufgrund der Abstandsregelungen nicht einmal hundert Personen in die Kirche dürften und dann sind die Konzerte ein Verlustgeschäft. Außerdem waren gerade die Beethoven-Konzerte mit dem Kölner Kammerorchester bereits ausverkauft, so dass man die Entscheidung treffen müsste, welcher Ticketinhaber nun ins Konzert darf und wer nicht.“

Zu tun ist also genug für Müller auch in Corona-Zeiten: Neben dem intensiven Üben versucht er gerade, die vier verbleibenden Konzerte der „Bonner Zwischentöne“ auf den Herbst 2021 zu verlegen – in der Hoffnung, dass dann wieder Konzerte unter normalen Umständen stattfinden können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort