Entsetzen über die Lage in Afrin Bonner Kurden demonstrieren vor UN-Gebäude

Bonn · Rund 7000 Kurden leben in Bonn und der Region. Einige von ihnen demonstrierten am Donnerstag und äußerten ihr Entsetzen über die Ereignisse in Nordsyrien. Die umkämpfte Region ist die Heimat vieler Kurden in Bonn. Für Samstag ist eine weitere Demo angesetzt.

„Operation Olivenzweig“, so lautet der lautmalerische Name der türkischen Militäroperation in Nordsyrien. Den Bonner Kurden ist angesichts der aktuellen Entwicklung indes ganz und gar nicht nach Euphemismen zumute. Vertreter des Deutsch-Kurdischen Kulturhauses in Bonn äußerten sich am Donnerstag entsetzt über die Ereignisse in ihrer Heimat, wo bereits mehrere Dutzend Zivilisten getötet wurden.

Der türkischen Regierung werfen sie gezielten Völkermord vor. Der Bundesregierung schreiben sie wegen der Waffenlieferungen an die Türkei eine Mitverantwortung zu.

Rund 7000 Kurden leben nach Angaben von Mousa Jamal in Bonn und der Region. Noch vor Beginn des syrischen Bürgerkriegs habe die Zahl bei etwa 3000 gelegen. Besonders viele der Bonner Kurden stammten aus dem Kanton Afrin – der einzigen Region Syriens, in der bis zuletzt Frieden herrschte, und die seit dem 20. Januar immer wieder das Ziel türkischer Bomber war. Entsprechend groß sei hier die Anteilnahme – die man aber nicht mit Groll oder gar Hass auf die türkische Bevölkerung verwechseln solle, wie Jamal betont.

Demonstration vor dem UN-Gebäude

Für Szenen wie in Hannover, wo Mitglieder beider Lager zu Wochenbeginn am Flughafen aufeinander losgingen, hat der Verein kein Verständnis. In Bonn lebten Kurden und Türken friedlich nebeneinander. Eine Gefahr sehe er in türkischen Medien, die die Menschen aufhetzten, sagt Jamal.

„Die Kurden haben in Syrien den IS besiegt und wurden vom Westen bejubelt. Nun werden sie von der Türkei überrannt, und die Nato drückt alle Augen zu“, beschreibt eine Frau die Stimmung. Zum Ausdruck kam sie am Nachmittag auch bei einer Demonstration vor den Bonner UN-Gebäuden.

Für den kommenden Samstag, 27. Januar, ist eine weitere Demonstration angekündigt. Ab 12.30 Uhr werden bis zu 500 Teilnehmer auf dem Bonner Kaiserplatz erwartet. Diese werden bis etwa 17 Uhr durch die Innenstadt bis zum Münsterplatz ziehen.

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