Schwurgericht Bonn Bonner nach Messerattacke auf Ex-Freund der Schwester vor Gericht

Bonn · Ein 25-jähriger Bonner steht wegen versuchten Totschlags vor dem Bonner Schwurgericht. Ihm wird vorgeworfen, bei einem Streit den Ex-Freund seiner Schwester mit einem Messer schwer verletzt zu haben. Er bestreitet die Tat.

 Justitia ist die Göttin der Gerechtigkeit

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Foto: dpa

Das Duell mitten in Tannenbusch war verabredet und sollte am 18. März 2017 auf der Oppelner Straße gegenüber dem Einkaufszentrum stattfinden. Ein 25-Jähriger wollte den Ex-Freund seiner jüngeren Schwester zur Rede stellen, weil dieser nach der Trennung schlecht über seine Familie geredet habe. Vor allem soll der 28-Jährige seiner Schwester, mit der er ein gemeinsames Kind hat, gedroht haben, sie mit Säure zu übergießen.

Der Showdown auf offener Straße war für 15.15 Uhr verabredet und ging schnell von bösen Worten in einen Boxkampf über. Die Kontrahenten stürzten, rappelten sich wieder auf, alles vor einer großen Traube von Zuschauern. Plötzlich jedoch blutete der 28-Jährige und ging zu Boden. Ein Krankenwagen brachte ihn mit einem zehn Zentimeter tiefer Stich in der Brust auf die Intensivstation. Das Messer hat keiner gesehen, auch nicht, wie es zu dem Stich gekommen war.

Die Bonner Staatsanwaltschaft jedoch ist überzeugt, dass der 25-Jährige sich vor dem Duell bewaffnet und im Verlauf der Prügelei das Messer gezogen und zugestochen hat. Seit Montag muss sich der Mann, der wegen Drogenhandels vorbestraft ist, wegen versuchten Totschlags vor dem Bonner Schwurgericht verantworten; einem 23-jährigen Freund, der ihn zu dem Treffen begleitet hatte, wird gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Zehn Zentimeter tiefer Stich in die Brust

Am ersten Prozesstag hat der Angeklagte beteuert, dass er bei der Schlägerei nicht zugestochen und auch kein Messer bei sich gehabt habe. Wie sein Verteidiger Carsten Rubarth für ihn erklärte, habe er sich wie alle anderen auch furchtbar erschrocken, als der 28-Jährige plötzlich geblutet habe. „Hast Du mir in die Brust gestochen?“, soll der Verletzte ihn gefragt haben. „Nein“, habe er geantwortet und ihm seine leeren Hände gezeigt: „Ich besitze gar kein Messer.“

In der Erklärung hieß es weiter, er habe große Angst gehabt, dass der „Schwager“ die Verletzung nicht überlebt. Er sei sehr froh, dass es ihm heute wieder gut gehe. Auch habe er mit dem 28-Jährigen darüber gesprochen, wie „beschissen das alles gelaufen ist“. Schließlich habe man sich wieder versöhnt, und der 28-Jährige glaube ihm heute auch, dass er nicht zugestochen habe. Auch den mitangeklagten Freund, der gestern zu den Vorwürfen schwieg, entlastete der 25-Jährige: Dieser habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.

Der 28-Jährige hatte großes Glück, weil der Stich schräg geführt worden war. Dadurch war er zwar tief durch den Brustmuskel gegangen, hatte jedoch die Lunge nicht verletzt. Dem Angeklagten scheint er tatsächlich verziehen zu haben: Auf eine Nebenklage hat er im Prozess verzichtet.

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