Drei engagierte Flüchtlingshelfer Bonner OB verleiht erstmals Jugendpreis für Zivilcourage

Bonn · Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan hat am Donnerstag erstmals den Jugendpreis für Zivilcourage verliehen. Ausgezeichnet wurden drei junge Bonner, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben.

 Freude bei Preisspendern und -trägern: (von links) CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles, OB Ashok Sridharan, Christian und Ann-Kathrin Thielscher, Safi Khaliqi und Bernd Seibert vom Stadtsportbund.

Freude bei Preisspendern und -trägern: (von links) CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles, OB Ashok Sridharan, Christian und Ann-Kathrin Thielscher, Safi Khaliqi und Bernd Seibert vom Stadtsportbund.

Foto: Hytrek

„Mir geht es so gut, und deshalb möchte ich anderen helfen“, erklärt Ann-Kathrin Thielscher, nachdem sie Oberbürgermeister Ashok Sridharan für ihr soziales Engagement mit dem Jugendpreis Zivilcourage ausgezeichnet hatte. In den Räumen des Bonner Tennis- und Hockey-Vereins übergab er am Donnerstag das Preisgeld von 1500 Euro an drei junge Menschen, die er für ihren besonderen Einsatz in der Flüchtlingshilfe lobte.

Einer der Preisträger ist der 24-jährige Student Safiullah „Safi“ Khaliqi: „Als ich vor sieben Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kam, hat mir die Stadt Bonn sehr geholfen. Jetzt möchte ich ihr etwas zurückgeben.“ Er arbeitet unter anderem seit zwei Jahren als Ansprechpartner für minderjährige afghanische Flüchtlinge und übersetzt für die Evangelische Beratungsstätte.

Doch seine Zivilcourage ging noch weiter: Er gründete den Fußballverein FC Jawanan Bonn, in dem Flüchtlinge aller Nationalitäten gemeinsam mit Deutschen Fußball spielen. Viele der jungen Flüchtlinge, denen er begegnete, klagten über Depressionen, und Safi wollte etwas dagegen tun.

Das Schicksal der Menschen, die in Deutschland Asyl suchen, berührte auch Ann-Kathrins Bruder, Christian Thielscher (19). Mittlerweile studiert er Medizin, doch während seiner Schulzeit betreute er fast zwei Jahre lang ein armenisches Brüderpaar, das er wöchentlich besuchte und bei Schulaufgaben unterstützte.

Er nahm die Rolle eines großen Bruders ein und gab den beiden Jungen familiären Halt, der ihnen bisher fehlte. „Die Geschwister Thielscher engagierten sich über einen besonders langen Zeitraum hinweg im Paulusheim in Endenich“, antwortet Sigrun Mengel auf die Frage, warum sie die beiden für den Jugendpreis Zivilcourage nominiert hatte.

Sie arbeitet ehrenamtlich als Koordinatorin für den ökumenischen Arbeitskreis Asyl und Zuflucht. Als die damals noch 15-jährige Ann-Kathrin fragte, wie sie helfen könne, stellte Mengel ihr ein Mädchen aus Albanien vor. Ann-Kathrin half ihr, deutsch zu lernen, und unterstützte sie auch in den Fächern Mathe und Englisch.

Sie war ihre Freundin und Kontaktperson in schwierigen Zeiten. Anfang des Jahres wurde die Duldung des Mädchens und ihrer Mutter aufgehoben, beide gingen zurück nach Albanien. In den Monaten davor sei es besonders schwierig gewesen, meint Ann-Kathrin. Ihre albanische Freundin sprach nur noch über die Abschiebung und ihre größte Angst, in Albanien keine Perspektive zu haben.

Und was Ann-Kathrin noch mehr zu schaffen macht: Sie weiß nicht, wie es ihrer albanischen Freundin heute geht – sie haben so gut wie keinen Kontakt mehr.

Der Jugendpreis Zivilcourage wurde zum ersten Mal von Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan verliehen. Insgesamt waren acht Jugendliche nominiert worden, eine Jury mit Vertretern aus Kirchengemeinden und Schulen entschied sich für die drei Preisträger. Die CDU-Ratsfraktion und der Stadtsportbund stockten das ausgelobte Preisgeld auf.

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