Mit dem Weihbischof nach Italien Bonner Obdachlose pilgerten nach Assisi

Bonn · Ansgar Puff traf sich mit den Teilnehmern nach der Pilgerreise im Prälat-Schleich-Haus. Von den Erlebnissen zehren die Beteiligten noch heute.

Karl-Heinz Wagner ist Jahrzehnte lang durch die Hölle gegangen. 1968 in Siegburg geboren, erlebte er gemeinsam mit elf Geschwistern eine Kindheit voller Gewalt und Brutalität, wie er selbst sagt. „Mit zwölf Jahren kam ich schließlich in ein Kinderheim. Dort war es aber nicht besser als zu Hause“, erinnert sich der heute 50-Jährige zurück. Im Heim habe er ebenfalls körperliche Misshandlungen, Sanktionen sowie Demütigungen erlebt. „Doch ich wusste immer, dass es einen gibt, der auf mich aufpasst und mich nicht im Stich lässt“, erzählt er. „Ich bin ein gläubiger Mensch. Mein Glaube hat mich durch die schwierigen Jahre getragen“, sagt er heute.

Daher kam das Angebot von Ralf Wohlrab von der Caritas für ihn genau zum richtigen Zeitpunkt: Gemeinsam mit Weihbischof Ansgar Puff unternahmen 31 Obdachlose oder ehemalige Wohnungslose aus Bonn im Oktober eine Pilgerreise nach Assisi. „Ich bin sehr dankbar, dass ich dabei sein durfte“, äußert sich Wagner immer noch ganz euphorisch. Sein Leben habe sich seit 2015 total verändert. „Natürlich muss ich wachsam sein, damit es keinen weiteren Absturz oder einen Rückfall gibt. Aber ich lebe nicht mehr auf der Straße, arbeite bei der Caritas und habe sogar ein eigenes kleines Appartement. Mein Leben hat sich total verändert. Und dafür wollte ich mich auf dieser Pilgerfahrt bedanken.“

Schon vor zwei Jahren mit Obdachlosen unterwegs

Für den Weihbischof sind diese Reisen ebenfalls immer etwas ganz Besonderes. Vor zwei Jahren hat er zusammen mit Obdachlosen schon einmal eine Wallfahrt gemacht. Damals ging es nach Rom. Sogar eine Papstaudienz im Vatikan stand auf dem Programm. Dort sei dann der Entschluss gefasst worden, zwei Jahre später nach Assisi zu fahren. „Das sind für mich ganz besondere Menschen, mit denen ich gerne unterwegs bin. Alles Lück us em Levve. Sie sind mir sehr sympathisch“, erklärte der Weihbischof.

Er war am Donnerstag ins Prälat-Schleich-Haus gekommen, um sich noch einmal mit den Teilnehmern und den Betreuern zu treffen, Erinnerungen auszutauschen und Fotos zu betrachten.

„Dat is der Beste, den me hann“, strahlt Manfred Brochhaus, als er den Weihbischof wiedersah. „Es ist eine ganz besondere Freude, sich mit ihm zu unterhalten. Die Reise hat mir sehr gut getan. Man kommt auf andere Gedanken und findet wieder ein Stück zu sich selbst“, berichtet der 67-Jährige. Allerdings warteten nach der Rückkehr wieder die Alltagsprobleme. „Ich war bereits zweimal obdachlos und bin jetzt wieder von Wohnungslosigkeit bedroht“, erzählt er.

Weihbischof Puff bekam Schutzengel geschenkt

Aber alles Negative habe er auf der sechstägigen Reise nach Assisi für einen Moment ausblenden können. „So eine Pilgerfahrt schenkt den Teilnehmenden Wertschätzung und Herausforderungen, fördert Gemeinschaft und Teilhabe und bietet die Möglichkeit, in Beziehung zu Gott zu treten“, erläuterte Gerhard Roden bei dem Treffen. „Sie zeigt auch, welch wichtigen Beitrag wir als Kirche zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten können“, fügt der Bereichsleiter Wohnungslosenhilfe bei der Caritas hinzu. Er überreichte dem Weihbischof einen Schutzengel, den einer der Bewohner geschnitzt hatte.

Für Wagner ist Puff sowieso sein persönlicher Schutzengel. „Ich kenne ihn schon lange. Er begegnet uns stets auf Augenhöhe und strahlt eine ganz besondere Wärme aus. Er hat mir immer zugehört und mich gestärkt. Seit der Wallfahrt nach Assisi bin ich mir absolut sicher, dass ich von jemandem geleitet werde“, sagt der 50-Jährige. „Ich bin jetzt endlich in meinem Leben angekommen und hoffe, dass ich nie wieder dahin komme, wo ich einst war.“ Nur etwas fehlt Wagner noch zu seinem Glück. „Ich hätte gerne eine Partnerin, die mit mir dieses neue Leben teilt. Dann wäre ich rundum zufrieden und der glücklichste Mensch.“

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