Krebskrank in Corona-Zeiten Bonner Onkologen behandeln wie gewohnt

Bonn · Die Anzahl der an Covid-19 erkrankten Menschen steigt. Die Deutsche Krebshilfe mit Sitz in Bonn warnt nun davor, dass bei Krebspatienten Behandlungen ausgesetzt und Operationen verschoben werden.

 Ein Labormitarbeiter analysiert unter dem Mikroskop Zellkulturen, die für eine Krebsuntersuchung benötigt werden.

Ein Labormitarbeiter analysiert unter dem Mikroskop Zellkulturen, die für eine Krebsuntersuchung benötigt werden.

Foto: picture alliance / dpa/Britta Pedersen

„Die zweite Pandemie-Welle trifft Krebspatienten hart“, betitelt die Deutsche Krebshilfe mit Sitz in Bonn einen Appell, den sie aktuell an die gesamte Bevölkerung richtet. Hintergrund des Weckrufs: Behandlungen würden ausgesetzt und Operationen verschoben.

Covid-19 bringe die Kliniken an ihre Belastungsgrenze, sodass die Versorgung von Menschen mit schweren Erkrankungen wie Krebs deutlich beeinträchtigt werde, schreibt die Deutsche Krebshilfe weiter. Eingriffe würden verschoben und diagnostische Untersuchungen sowie die Nachsorge stark zurückgefahren. Aus diesem Grund formulierte die Organisation ihren Appell. „Wer sich vor Infektionen schützt, schützt auch Krebspatienten und Menschen mit anderen schweren Erkrankungen.“

Die Organisation hat bei ihrer Arbeit zwar ganz Deutschland im Blick, in Bonn allerdings sieht die Situation offenbar nicht ganz so dramatisch aus. Denn obwohl auch hier die Zahl der nachgewiesenen Covid-19-Infektionen vorerst weiter steigt, kann Professor Peter Brossart, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Bonn, Entwarnung geben. Obwohl die Zahlen zurzeit wesentlich höher sind als während der ersten Welle, laufe am Uniklinikum in puncto Krebsbehandlung alles nach Plan.

„Wir hatten im Frühjahr, als wir noch nicht wussten, was da auf uns zurollt, durchaus Nachsorgeuntersuchungen um zwei bis drei Monate verschoben. Auch bei Knochenmarktransplantationen waren wir sehr vorsichtig“, so Brossart, der zugleich betont, dass diese Terminverschiebung keinen großen Einfluss auf den gesundheitlichen Zustand der Patienten hatte.

Keine Versorgungsengpässe an Bonner Uniklinik

Mittlerweile hat sich die Situation eingependelt. Es gibt keine Versorgungsengpässe in der Krebsbehandlung. „In Bonn führen wir alle Behandlungen in der Onkologie aus. Wir haben keine Kapazitätsprobleme bei uns an der Klinik“, erklärt der Klinikdirektor.

 Peter Brossart leitet die Medizinische Klinik und Poliklinik III.

Peter Brossart leitet die Medizinische Klinik und Poliklinik III.

Foto: Privat

Dass die Deutsche Krebsgesellschaft dennoch eine Warnung ausspricht, hält er nicht für Alarmismus, sondern für eine Warnung. „Die Zahlen sind hoch und je nach Stadt und Region hat dies auch andere Auswirkungen auf die Krankenhäuser.“ Nicht jede Klinik sei so groß wie das Uniklinikum. Krebspatienten würden auch in kleineren Häusern behandelt, ebenso wie Menschen, die schwerer an Covid-19 erkrankt sind.

Aus diesem Grund hat die Task Force der Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft bereits im Frühjahr die Versorgungssituation der Krebspatienten untersucht und wiederholt diese Analyse aktuell. Deutschlandweit zeichne sich ein „besorgniserregendes Bild“ ab, sagt etwa Professor Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums. Die Infektionszahlen sind anhaltend hoch aber die Kapazität freier Intensivbetten begrenzt, auch dünne die ohnehin knappe Personaldecke in den Kliniken durch Quarantänemaßnahmen aus.

Auch in diesen Punkten kann Brossart Entwarnung für Bonn geben. Die Kapazitäten sind vorhanden. „Im Augenblick ist alles im grünen Bereich, sodass wir nichts verschieben müssen.“ Allerdings kennt Brossart auch die Ängste aufseiten der Patienten, die einen Klinikaufenthalt aus Angst vor einer Ansteckung mit Covid-19 vermieden haben. „Diese Ängste konnten wir zum Teil nehmen, die Situation war zu Beginn der Pandemie gravierender“, so der Professor für Onkologie. Angst, sich behandeln zu lassen, müssten Krebspatienten nicht haben.

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