Marode Fassade Betonteile von der Bonner Oper fallen auf die Straße

Bonn · Daumengroße Stücke der bröckelnden Fassade an der Rückseite des Opernhauses sind auf die Rheingasse gefallen. Das Gebäudemanagement hat den Zugang zur Werkstattbühne jetzt mit Holzbohlen geschützt und will ein Sicherheitsnetz aufspannen.

 Absperrungen und ein Gestell mit Holzbohlen sollen den Zugang zur Werkstattbühne und den Anlieferungsbereich absichern.

Absperrungen und ein Gestell mit Holzbohlen sollen den Zugang zur Werkstattbühne und den Anlieferungsbereich absichern.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Sanierungsstau an städtischen Gebäuden ist in dieser Woche gleich an zwei prominenten Häusern augenfällig geworden. In der Godesberger Stadthalle hat das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) die Decke des großen Saals mit einem Netz abgesichert. Es soll Teile auffangen, die möglicherweise abfallen können, wie das Presseamt am Freitag mitteilte. Und am Opernhaus stürzten bereits am Mittwochmorgen Betonteile der Fassade an der Rheingasse auf den Fußweg.

Darüber informierte das Presseamt erst am Freitagnachmittag. Das SGB habe „einen Schutztunnel vor dem Zugang zur Werkstattbühne und weitere Absperrungen“ errichtet, so die knappe Mitteilung. Vorsorglich würden „alle Bereiche der Betonfassade, die an Verkehrsflächen grenzen, mit einem Netz eingehüllt“. Konkrete Nachfragen per E-Mail konnte das Amt nicht beantworten und war gegen 16.30 Uhr telefonisch nicht mehr erreichbar.

Schlechter baulicher und technischer Zustand

Der technische Direktor des Theaters Bonn dagegen schon. „Die abgestürzten Betonteile waren etwa daumengroß“, berichtete Jens Lorenzen. „Aber auch ein Kieselstein tut weh, wenn er von oben herunterfällt.“ Man habe den Bereich deshalb abgesperrt und sofort das SGB informiert. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Material aus der Fassade gebrochen sei. Vor einigen Monaten habe ein Statiker die gesamte Außenhülle des 1965 eröffneten Opernhauses überprüft und lose Teile entfernt. „Er hat eine Betonsanierung der Fassaden empfohlen, die jetzt vom SGB geplant wird“, so Lorenzen. Wann die Bauarbeiter anrücken, könne er nicht sagen: „Da sind wir als Theater nicht involviert.“ Das vom Presseamt erwähnte Netz an der Fassade war am Freitag noch nicht angebracht. Betroffen von dieser Maßnahme sei nur der Gebäudeteil zur Rheingasse hin, erklärte Lorenzen. Dort befinden sich der Liefereingang und der Zugang zur Werkstattbühne.

Der schlechte bauliche und technische Zustand des Opernhauses ist seit Jahren ein Thema. Das Fachbüro theapro hatte 2017 eine Instandsetzung bei laufendem Betrieb empfohlen und Kosten von rund 82 Millionen Euro prognostiziert. Doch die Entscheidung liegt auf Eis (siehe „Zukunft der Theatergebäude“).

Inzwischen hat die Stadt rund sieben Millionen Euro bereitgestellt, um die dringendsten technischen Mängel in der Oper zu beheben. Knapp die Hälfte fließt in die Modernisierung der Bühnenmaschinerie, der sonst die Zwangsstilllegung gedroht hätte. „Im Moment werden die Hubpodien überarbeitet und defekte Antriebe instandgesetzt“, sagte der technische Direktor Lorenzen. Das SGB hat auch in die  Mess-, Steuer- und Regelungstechnik investiert, die Brandschutzklappen erneuert oder ertüchtigt sowie Mängel an den Aufzügen und der Sprühflutanlage behoben. Die schweren Brandschutzprobleme, die 2017 bekannt geworden waren, sind heute offenbar vom Tisch. „Das Bauordnungsamt hat bei einer Begehung, die alle drei Jahre stattfindet, festgestellt, dass alle wesentlichen Mängel behoben sind“, unterstreicht Lorenzen. Lüftung, Feuermelder, Sicherheitsbeleuchtung, elektrische Anlagen, Löscheinrichtungen: „Die Oper ist in einem betriebssicheren Zustand.“

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