Aktionstag „Safer Internet Day“ Bonner Polizei warnt vor Internetkriminalität

Bonn · Am kommenden Dienstag ist der Aktionstag „Safer Internet Day“. Dies nimmt die Bonner Polizei zum Anlass, auf die Gefahren im Internet hinzuweisen.

 In einer immer digitaleren Welt nimmt auch das Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen zu.

In einer immer digitaleren Welt nimmt auch das Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen zu.

Foto: picture alliance / dpa-tmn/Silvia Marks

In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist das Internet zu einem festen Bestandteil des Alltags geworden. Digitale Medien sind sowohl im Beruf als auch für die Freizeitgestaltung eine absolute Selbstverständigkeit. Dieser Umstand dürfte sich während der vergangenen Wochen und Monate durch Homeoffice und Online-Schooling noch verstärkt haben. Anlässlich des Aktionstages „Safer Internet Day“ am kommenden Dienstag macht die Bonner Polizei erneut aufmerksam auf die zahlreichen Gefahren, die eine übermäßige oder leichtsinnige Internetnutzung mit sich bringt. Pascal Bergmeier und Detlev Mathia vom Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz stellen sich bei Problemen den Bürgerinnen und Bürgern beratend zur Verfügung.

 Die Aufgaben der Präventionsdienststelle umfassen unter anderem sicherheits- und strafrelevante Themen im Bereich Netzwerksicherheit, Datendiebstahl sowie Erpressung oder internetspezifische Sexualstraftaten. Auch in Fällen des besonders unter Jugendlichen auftretenden Cyber-Mobbings oder der Verbreitung von sexualisierten und gewaltdarstellenden digitalen Inhalten untereinander können Betroffene oder deren Angehörige Rat beim „Cybercrime“-Kommissariat suchen. Hierzu kann man sich entweder per Mail mit cybercrime.bonn@polizei.nrw.de oder unter ☎ 0228/157676 direkt an die Präventionsspezialisten wenden.

 Die IT-Spezialisten der Bonner Polizei vor dem Präsidiumshof. Pascal Bergmeier (l. mit Fragebogen) und Detlev Mathia beraten Bürgerinnen und Bürger bei Fragen und Nöten rund um das Thema Cyberkriminalität.

Die IT-Spezialisten der Bonner Polizei vor dem Präsidiumshof. Pascal Bergmeier (l. mit Fragebogen) und Detlev Mathia beraten Bürgerinnen und Bürger bei Fragen und Nöten rund um das Thema Cyberkriminalität.

Foto: Jakub Drogowski

Bei der Wahl des Passwortes sollte man es sich nicht zu leicht machen

 „Uns ist wichtig, dass wir für die Bürgerinnen und Bürger direkt ansprechbar sind“, erklärt Pascal Bergmeier. Dem IT-Experten ist es ein besonderes Anliegen, Nutzer im Bereich der Datensicherheit zu sensibilisieren. „Den meisten Leuten ist nicht bewusst, dass auch private Endgeräte täglich Ziele von Angriffen sein können. Regelmäßige Updates der Betriebssoftware, ein gutes Virenprogramm sowie eine gute Firewall sind unumgänglich heutzutage“, so Bergmeier. Bei der Wahl der Passwörter solle man es sich überdies auch nicht zu leicht machen. Gerade in Zeiten der Cloudtechnologien und des Online-Banking genüge es, bei zahlreichen Nutzern, ein einziges Passwort zu knacken, um an sensibelste Informationen zu gelangen. Daher sollten für verschiedene Accounts unterschiedliche ‚alphanumerische’ Kennwörter verwendet werden. „Passwörter sollten ein Konglomerat aus Buchstaben und Zahlen sein. Zum Beispiel kann man sich einen leicht zu merkenden Satz ausdenken und davon jeweils die Anfangsbuchstaben einsetzen“, so Bergmeier.

Der seit 20 Jahren im IT-Bereich tätige Ansprechpartner im Polizeipräsidium Bonn plädiert generell für ein „schärferes Problem- und Risikobewusstsein“, was den Umgang mit den digitalen Medien betrifft. „Wie oft ist es schon passiert, dass bei Urlaubern zu Hause eingebrochen wurde, weil sie die Fotos unbedingt noch während des Urlaubs bei Facebook posten mussten und somit der Welt mitteilten, dass niemand da ist.“ Bergmeier rät dazu, die Internetnutzung in Analogie mit dem Alltagsleben zu setzten. „Wenn ich rausgehe, schließe ich die Tür ab. Wenn ich in Urlaub fahre, sage ich es nicht der ganzen Welt. Ich nehme keine Pakete an, die ich nicht bestellt habe und deshalb öffne ich auch keine E-Mails, die ich unaufgefordert von irgendwo bekomme.“

„Man muss kein Computerfachmann mehr sein, um Internetkriminalität zu begehen.“

Bis zu 90 Prozent aller erfolgreichen Hackerangriffe erfolgen laut Bergmeier per E-Mail. „Über das Darknet kann ein einzelner Täter für cirka 18 Euro ungefähr eine Million deutsche Mailadressen erwerben und so mit einer einzigen Mail ebenso viele potentielle Opfer erreichen.“ Die Cyberkriminalität habe sich ohnehin in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. „Sowohl die Cyberkriminalität als auch Kriminalität im Allgemeinen wurde speziell durch das Darknet ökonomisiert und vereinfacht“, stellt Bergmeier fest. „Man muss kein Computerfachmann mehr sein, um Internetkriminalität zu begehen. Es sind nicht mehr nur die paar Hackergenies wie noch vor 20 Jahren. Heutzutage gibt es Millionen Täter im Netz.“

Daher sei es zwingend notwendig, insbesondere Kindern und Jugendlichen früh einen besonnenen Umgang am Handy und PC nahezubringen, beteuert Detlev Mathia. Der Kriminalhauptkommissar hält regelmäßig Vorträge an Schulen vor Eltern, Lehrern und Schülerschaft. „Jetzt in Zeiten von Corona werden die Jugendlichen noch mehr Zeit auf Gaming-Plattformen verbringen. Dort gibt es oftmals Chat-Funktionen und Möglichkeiten des Bildertausches“, erklärt Mathia. „Dies ist kein abgeschotteter Bereich. Jugendliche können auch dort auf Pädophile treffen.“ Bei Kindern sei es vor allem wichtig, dass die Eltern regelmäßig gemeinsam deren Handys sichten und somit über potenzielle Gefahren reden und aufklären. Social-Media-Accounts sollten, wenn überhaupt, gemeinsam angelegt werden. Auch sollte auf plötzliche Wesensveränderungen geachtet werden. Diese könnten, so Mathia, ein Hinweis auf Cyber-Mobbing sein. „Wir sind Polizisten, keine Psychologen. Wir wollen präventiv mit Aufklärungsarbeit dazu beitragen, die Chancen für Internetkriminalität zu minimieren“, sagt Detlev Mathia, „deshalb bieten wir uns als Ansprechpartner an.“

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