Zivilcourage Bonner Polizei zeichnet Lebensretter aus

Bonn · Die Polizeipräsidentin hat Bonner für ihr couragiertes Handeln geehrt. Mit ihrem Einsatz retteten sie anderen das Leben.

 Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa (Mitte) mit den Bonner Rettern Reiner Schmitz (von links), Karin Brenig, Markus Jöbsch, Regine Becker, Michael Geilen und Angelika Schallenberg.

Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa (Mitte) mit den Bonner Rettern Reiner Schmitz (von links), Karin Brenig, Markus Jöbsch, Regine Becker, Michael Geilen und Angelika Schallenberg.

Foto: Nicolas Ottersbach

Sechs Bonner sind am Dienstag von Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa für ihr couragiertes Handeln ausgezeichnet worden. „Durch ihr beherztes und selbstloses Eingreifen haben sie maßgeblich dazu beigetragen, Schaden von Mitmenschen abzuwenden, in zwei Fällen sogar Menschenleben zu retten“, sagte Brohl-Sowa. An den Helfern sollen sich die Bürger ein Vorbild nehmen. Allerdings seien wichtige Dinge zu beachten, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.

Ein besonders prägendes Erlebnis hatten Michael Geilen und Markus Jöbsch im Juni vergangenen Jahres. Geilen war mit seinem Mountainbike auf dem Venusberg unterwegs, als er den leblosen Körper eines jungen Mannes an einem Strick hängen sah. „Ich konnte das erst gar nicht glauben und dachte es wäre so etwas wie Perfomance Art. Das wirkte so surreal“, erzählte der Jurist. Doch als Geilen bemerkte, dass der Mann, der versucht hatte sich das Leben zu nehmen, noch röchelte, reagierte er sofort. Mit einer Glasscherbe schnitt er das Seil durch und rief um Hilfe.

Kurz darauf traf Jöbsch ein. Gemeinsam trennten sie auch den Strick durch, der sich fest um den Hals des Mannes gelegt hatte. „Wieder mit der Glasscherbe, weil wir nichts anderes dabei hatten. Das Seil zog sich immer fester zu, je mehr wir daran hantierten“, sagte Geilen. Die beiden Lebensretter lernten den jungen Mann wenige Wochen später kennen, er lud sie zum Grillen ein. „Er wusste nicht mehr, was passiert war. Damit war die Sache für uns abgeschlossen“, so Geilen.

Notruf statt sich selbst in Gefahr zu bringen

Aber nicht für die Polizeipräsidentin, die mit der erstmaligen öffentlichen Ehrung in Bonn für dieses Engagement werben will. „Wie die anderen Retter schauten sie nicht weg und erkannten akute Gefahrenlagen“, sagte Brohl-Sowa. Pro Jahr verschickt sie etwa 60 solcher Urkunden, um Bürgern für ihren Einsatz zu danken. Die sechs Bonner, zu denen auch Reiner Schmitz, Regine Becker und Karin Brenig gehörten, seien nur beispielhaft herausgegriffen worden. „Doch sie alle sind Helden unseres Alltags.“

Dass das auch Mut benötigt, schilderte Angelika Schallenberg. Die 49-Jährige schritt ein, als ein alkoholisierter Mann an einer Straßenbahnhaltestelle zwei Mädchen sexuell belästigte. „Ich konnte das von meinem Auto aus sehen und stellte den Mann zur Rede, der sich den beiden unangenehm näherte“, sagte sie. Er schimpfte und bedrohte die Mädchen und Schallenberg, die sofort einen Notruf bei der Polizei absetzte.

„Das war genau das richtige Handeln“, sagte Polizistin Cornelia Rösgen. Kollegen erlebten immer wieder, dass Menschen helfen wollen, aber nicht wissen wie. Deshalb hat die Polizei Verhaltensregeln aufgestellt. „Wichtig ist, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen“, so Rösgen. Deswegen sei es immer gut, Passanten zur Mithilfe aufzufordern. „Man muss die Leute aber direkt ansprechen.“ Um später Hinweise zu Tätern geben zu können, sollte man sich Merkmale einprägen. „Das Handy ist dabei ein gutes Mittel, um sich Notizen zu machen oder eine Sprachnachricht aufzuzeichnen.“ Auf jeden Fall sollte ein Notruf unter 110 abgesetzt werden. „Und sich um Opfer gekümmert werden.“