Hilfe für die Flutopfer im Ahrtal Bonner radelt 200 Kilometer für einen guten Zweck

Bonn · Der Bonner Giacomo Zucca nimmt an einer virtuellen Radtour als Spendenaktion für das Ahrtal teil. In nur sechs Stunden legt er 200 Kilometer zurück.

 Auf seinem auf Rollen laufenden Rennrad tritt Giacomo Zucca bei der virtuellen Radtour zugunsten der Flutopfer im Ahrtal kräftig in die Pedale.

Auf seinem auf Rollen laufenden Rennrad tritt Giacomo Zucca bei der virtuellen Radtour zugunsten der Flutopfer im Ahrtal kräftig in die Pedale.

Foto: Benjamin Westhoff

Durch die offene Tür in einem Treppenhaus in der Bonner Altstadt ist laute Gitarrenmusik zu hören, darunter mischt sich das leise Surren einer Fahrradkette. Hinter der Tür befindet sich ein Zimmer. Auf einem Notebookdisplay und einem großen Bildschirm läuft eine virtuelle Fahrradtour ab, auf einem kleineren Tablett daneben ist die biografische Verfilmung von Queen zu sehen. Dazwischen ist ein Rollentrainer mit eingespanntem Rennrad aufgebaut, auf dem Giacomo Zucca verschwitzt strampelt.

„Das Fahren auf dem Rollentrainer ist schon sehr monoton. Man muss nicht lenken, bremsen oder auf Schlaglöcher reagieren“, erklärt der Mitarbeiter des städtischen Presseamts, als er die Wiedergabe des Filmes auf dem Tablett stoppt. Der Bonner nimmt an der virtuellen Spendentour von Sebastian Trimborn teil. Dabei kommen Radsportler auf der virtuellen Plattform Zwift zusammen und radeln gemeinsamen zugunsten des FördAhrVerein Spenden-Shuttles und des Spendenvereins AHRche. Während des Radelns spenden Zuschauer des Livestreams.

Zucca selbst hatte bereits direkt nach der Flutkatastrophe Hilfsfahrten ins Ahrtal organisiert, um die Betroffenen mit Kleidung und Wasser zu versorgen. „Meine Frau ist in Bad Neuenahr zur Schule gegangen. Daher haben wir viele Bekannte in der betroffenen Region“, sagt der 33-Jährige, während er auf dem Bildschirm vor ihm einen anderen Teilnehmer überholt. Vor der Aktion hatte Trimborn das Ziel von 42.000 gefahrenen Gesamtkilometern ausgesprochen. Ein Kilometer für jeden betroffenen Menschen im Ahrtal. Zucca hat sich vorgenommen immerhin 200 Kilometer beizusteuern. „Für mein Training möchte ich eigentlich mindestens einmal im Monat 100 Kilometer fahren. Da das im letzten Monat nicht geklappt hat, erfülle ich so also gleichzeitig mein Trainingspensum“, sagt er. Zu diesem Zeitpunkt liegen noch 122 Kilometer vor ihm. Um 12 Uhr ist er auf das Rad gestiegen. Er rechnet damit, sein persönliches Ziel gegen 18.15 Uhr erreicht zu haben. Er hat sich gut vorbereitet. Mehrere Getränkeflaschen, Packungen mit speziellen Gels als Kraftreserve, Schokoladenhörnchen und weitere Kalorienspender liegen griffbereit. „Ich rechne damit, dass ich am Ende rund 4000 Kalorien verbraucht haben werde“, erklärt er den Vorrat. Ganz wichtig: Das Sonnenblumenkern-Vollkornbrot mit jungem Gouda und mittelscharfem Senf. „Wenn man die ganze Zeit dieses Zuckerzeug zu sich nimmt“, sagt er auf die Gels und Hörnchen deutend, „braucht man auch unbedingt etwas Herzhaftes.“ Und es muss unbedingt mittelscharfer Senf sein – für den nötigen Biss. „Der scharfe Senf geht mir zu sehr in die Nase.“ Dann tritt er weiter in die Pedale. Denn er will seine 200 Kilometer mit einem Durchschnitt von mehr als 30 Kilometer die Stunde schaffen. Gegen 17 Uhr hat er noch 60 Kilometer vor sich. Er wird also noch eine dreiviertel Stunde länger als geplant auf dem Rad verbringen.

Zu diesem Zeitpunkt sind 280 andere Fahrer mit ihm auf der Strecke. Für Trimborns angepeiltes Ziel von 42.000 Gesamtkilometern sieht es aber schlecht aus. Als die virtuelle Radtour beendet ist, sind rund 18.300 Kilometer und 23.700 Euro an Spenden zusammengekommen. Zucca hat allerdings seine 200 Kilometer geschafft – in gut sechs Stunden.

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