Lieferdienst statt Kellner Restaurants und Kneipen in Bonn und der Region reagieren mit Sonderaktionen auf Corona-Krise

Bonn · Einkehren geht seit Mittwochabend nicht mehr. Deshalb machen Restaurants und Kneipen aus der Not eine Tugend und greifen zu Sonderaktionen.

 Restaurant L'Unico: Kellner Sebastian Dreser arbeitet nun an der provisorischen Ausgabestelle für die bestellten Essen.

Restaurant L'Unico: Kellner Sebastian Dreser arbeitet nun an der provisorischen Ausgabestelle für die bestellten Essen.

Foto: Abir Kassis

Die Botschaft von Mittwochabend war klar: Der Verzehr von Speisen und Getränken in Restaurants, Cafés, Gaststätten und Bäckereien in Bonn ist im Regierungsbezirk Köln inzwischen gänzlich untersagt. Ein buchstäbliches Hintertürchen gibt es jedoch: „Außer-Haus-Verkäufe“ bleiben erlaubt. Und das gilt nicht nur für Bäckereien, Fast-Food-Ketten und Lieferdienste: Immer mehr klassische Restaurants gehen dazu über, ihr Essen nun zum Mitnehmen zu verkaufen oder auszuliefern. Für viele ist es angesichts ausbleibender Gäste bei zugleich weiter laufenden Kosten ein dünner Strohhalm, um sich in schwerer Zeit über Wasser zu halten.

Das japanische Restaurants Okinii an der Quantiusstraße schickt sein Sushi seit Donnerstag auf Reisen, denn es hat auf einen reinen Lieferdienst umgestellt. Das „Metin’s“ in Bad Godesberg gab bereits am Montag über Facebook bekannt, vorerst nur noch einen Cateringservice außerhalb der eigenen Räumlichkeiten anzubieten. In vielen anderen Bonner Restaurants wie dem „Sapore“ an der Clemens-August-Straße indes wird fleißig weitergekocht – hier ruht die Hoffnung auf die Treue der Stamm- und Laufkundschaft. Der Poppelsdorfer Italiener bietet seit Mittwoch einen Liefer- und Abholservice an. Abgeholt werden kann täglich zwischen 12 und 15 Uhr, geliefert wird ab 18 Uhr.

Auch das italienische Bistro „l’Unico“ in Rüngsdorf bietet seit Sonntag einen besonderen Service an. „Aus einer Take-Away-Speisekarte können die Gäste zwischen sieben beliebten Gerichten auswählen“, erklärt Geschäftsführer Federico La Rocca. Der Eingang des Lokals wurde mit einem Bestell-Tisch ausgestattet, auf dem Hand- und Flächendesinfektionsmittel bereitstehen. Von dort aus erfolgt die Übergabe der Speisen – ausschließlich mit Hygienehandschuhen. Eine Liste, auf der Abholer ihre Personalien eintragen müssen, hat die Stadt Bonn für jeden Betrieb angeordnet, wie La Rocca berichtet. Sollte es durch Gastronomiebetriebe zu Neuinfektionen kommen, könne man Kontaktpersonen der Infizierten auf diese Weise schnell ausfindig machen. „Namen, Adressen und Rufnummern der Kunden müssen wir mit Abholdatum dokumentieren, viele Gäste sind darüber verwundert“, sagt La Rocca.

Getränkeservice Vendel: Werner und Marcel Vendel sorgen für die Lieferungen direkt an die Haustür.

Getränkeservice Vendel: Werner und Marcel Vendel sorgen für die Lieferungen direkt an die Haustür.

Foto: Abir Kassis

Firmen und Familien nutzten das Angebot fleißig, Salaten, Nudeln und Gnocchi sprächen derzeit besonders Alleinerziehende zu. Auch der Mykonos-Grill nebenan bietet seinen Kunden die Möglichkeit, den Mitnahmeservice zu nutzen. Unterdessen verzeichnen die Lieferdienste Rekordwerte: So berichtet Rewe von einer bundesweiten Zunahme der Bestellkunden. Besonders die Nachfrage nach lang haltbaren Lebensmitteln sei gestiegen. „Wir sind gut vorbereitet und können Lagerbestände und Häufigkeit der Belieferungen kurzfristig aufstocken“, versichert Rewe-Pressesprecher Thomas Bonrath.

Große Nachfrage meldet auch Werner Vendel, Geschäftsführer des gleichnamigen Getränkelieferanten: „Besonders ältere Menschen nutzen unseren Service vermehrt“, erzählt er. Seine Firma beliefert auch Bonner Krankenhäuser und Seniorenheime. „Wir sind uns der besonderen Verantwortung bewusst und möchten betonen, dass auch bei Getränken keine Hamsterkäufe notwendig sind“, sagt Vendel. Geliefert werde allerdings nicht mehr in Wohnungen und Büros, sondern nur noch vor die Haustür. Hygienische Erwägungen spielen auch bei Getränke Kempe eine Rolle: Bis auf weiteres werde kein Bargeld mehr angenommen, heißt es dort; zurzeit gehe alles auf Rechnung.

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