Reaktion auf Tiersterben Bonner Rheinauensee bekommt ein Frühwarnsystem

Bonn · Die Stadt Bonn hat im Rheinauensee Sensoren versenkt, die den Sauerstoffgehalt messen. Schlagen sie Alarm, sollen Pumpen das Wasser umwälzen. Ein Gutachten enthält weitere Empfehlungen.

 Der Rheinauensee wurde mit einem Frühwarnsystem ausgestattet.

Der Rheinauensee wurde mit einem Frühwarnsystem ausgestattet.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt Bonn hat im Rheinauensee ein Frühwarnsystem zur Überwachung des Sauerstoffgehalts installieren lassen. Dadurch will man in den kommenden Sommermonaten frühzeitig reagieren können, sobald sich bei heißen Temperaturen und starkem Algenwachstum Sauerstoffmangel bemerkbar macht.

Anfang Mai wurde zunächst ein Messgerät am nördlichen Ende des Sees versenkt. Zwei weitere sollen nach einer Testphase im Süden und der Mitte folgen. „Das System warnt bei anhaltendem Sauerstoffmangel im Wasser und über dem Sediment am Grund des Sees“, so die Stadt. Als Gegenmaßnahme könne das Wasser dann mit Pumpen umgewälzt werden. Sauerstoffmangel im Wasser gilt als Auslöser für Botulismus, der 2018 als Todesursache bei Wasservögeln im Rheinauensee nachgewiesen wurde. 

Um die Situation im Rheinauensee zu verbessern, hatte die Stadt in den vergangenen zwei Jahren schon andere Projekte – mehr oder minder erfolgreich – angestoßen. Um den Bestand der Wasservögel zu regulieren und damit den Koteintrag zu minimieren, wurden Margeriten am Ufer gesät. Die Pflanzen sind geeignet, Wasservögel zu verdrängen. Am Ufer wird außerdem seltener gemäht, da Gänse kurzen Rasen und freien Zugang zum Wasser bevorzugen. Für Wasservögel und Nutrias gilt seit 2019 zudem ein Fütterungsverbot. Das Wasser im See wird permanent ausgetauscht, indem Kühlwasser aus dem Posttower ein- und in den Rhein abgeleitet wird. Mithilfe von Mähbooten wurde dreimal der Algenbewuchs im See entfernt.

Im Frühjahr 2019 hatte die Stadt ein Fachbüro beauftragt, aufgrund von Untersuchungen ein Sanierungskonzept zu erstellen. Dafür wurden von März bis September 2019 Werte zu verschiedenen Parametern ermittelt, darunter zum Beispiel Wassertemperatur, Sauerstoff- und Phosphorgehalt. Demnach ist der hohe Phosphorgehalt der Hauptgrund für die schlechte Wasserqualität. Ursachen seien einerseits das Sediment, welches Phosphor freisetzt, andererseits die Zuflüsse, die einen hohen Phosphorgehalt aufweisen. „Zu den Zuflüssen wurden deswegen weitergehende Untersuchungen beauftragt, damit mögliche Maßnahmen zur Reduzierung des Phosphors definiert werden können.“

Die Gutachter empfehlen neben Belüftungsgeräten auch Ultraschall zur Bekämpfung von Blaualgen (Cyanobakterien). Die hierfür notwendigen Voruntersuchungen sollen noch im Mai beauftragt werden. In den Randbereichen des Sees sollte nach Einschätzung der Gutachter zudem Sandvlies ausgelegt werden, um die Phosphorfreisetzung aus dem Sediment zu reduzieren. Für das Jahr 2021 empfehlen die Experten eine vollständige Entschlammung des Sees. Eine Sanierung würde je nach Schadstoffgehalt des Schlamms zwischen 3,76 Millionen und 4,22 Millionen Euro kosten. Die Mittel sind für den Haushalt 2021/22 angemeldet.

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