Kleidung bei Hitze Bonner Schulen diskutieren über Kleiderordnung

Bonn · Die Bonner Schulen legen auch bei Hitze Wert auf eine angemessene Kleidung. Schülervertreter sehen die strikten Anordnungen allerdings kritisch.

Die letzten Wochen vor den Zeugniskonferenzen waren teils eine Qual: Tropische Temperaturen knapp an der 40-Grad-Marke machten Schülern und Lehrern das Leben schwer. Wenn es nach den Ferien Ende August zurück in die Schule geht, kann es erneut hochsommerlich heiß sein. Und während so manches Büro per Klimaanlage heruntergekühlt wird, gibt es in Klassenzimmern bestenfalls Rollläden, die die Hitze kaum aussperren.

Mit steigenden Temperaturen schwindet bei vielen Schülern jedoch die Bereitschaft, sich angemessen zu kleiden. In Flip-Flops, Tanktops, Hotpants, Muscle-Shirts, Badeshorts oder tief ausgeschnittenen Oberteilen geht es dann mitunter zum Unterricht. Allerdings legen Schulen zunehmend Wert auf die angemessene Kleidung – und zwar bei jedem Wetter.

Eine Verbotsliste in Sachen Outfit gibt es am Sankt-Adelheid-Gymnasium in Pützchen zwar nicht. Aber: „Wir haben eine Vereinbarung mit den Schülern getroffen. Darin ist festgelegt, dass sich jeder so kleidet, dass er Mitschülern und Lehrern respektvoll begegnet“, erklärt Schulleiter Egbert Bachner. Das sei „Bestandteil der Wohlfühlregeln“, die an dem Gymnasium in Beuel gelten und von den Mädchen eingehalten werden sollen.

Streng formulierte Vorgaben existieren am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium ebenfalls nicht. „Wir achten allerdings darauf, dass unsere Schüler adäquat gekleidet sind“, sagt Simone Bröcker, stellvertretende Leiterin des Gymnasiums in der Weststadt. Bisher hätten die Kollegen kaum einschreiten müssen, weil ein Top zu kurz oder Shorts zu knapp gewesen sind. Sollte es dennoch vorkommen, dann würde man die Schüler ansprechen und ihnen erklären, welche Wirkung Kleidung haben kann.

„Als inklusive, interkulturelle und internationale Schule versteht es sich von selbst, dass wir Persönlichkeitsrechte wahren und respektieren. Darstellungen auf Kleidungsstücken, die rassistisch, sexistisch, gewaltverherrlichend, diskriminierend, radikal-religiös oder drogenverherrlichend sind, akzeptieren wir nicht“, heißt es in der Kleidungsempfehlung, die an der Gesamtschule Bonns Fünfte gilt. Die Kleidung solle der „Zielsetzung und der Institution Schule insgesamt angemessen“ sein. Weitere Vorgaben: Bauch und Gesäß müssen blickdicht bedeckt sein, und Sportkleidung darf ausschließlich im Sportunterricht getragen werden. „Der Rest ist Geschmackssache“, heißt es auf der Homepage der Schule.

Keine Probleme mit zu freizügiger Sommerbekleidung hat man an der Otto-Kühne-Schule in Bad Godesberg. „In unserer Hausordnung steht, dass wir angemessene Kleidung erwarten. Unsere Schüler halten sich daran. Probleme gab es bisher nicht“, meint Hildegard Clarenz-Löhnert von der Schulleitung. Falls das Outfit dann doch einmal zu gewagt sein sollte, sprechen die Lehrer direkt mit den Schülern.

So wird es auch an der Hauptschule St. Hedwig im Bonner Norden gehandhabt. Bisher war alles im „grünen Bereich“, berichtet Rektorin Silvia Rigoll. „Wenn's zu eng oder zu knapp ist, müssen wir eben reden. Das war bisher jedoch die Ausnahme.“

Wer dennoch provozierend oder leicht bekleidet zum Unterricht kommt, der kann nicht damit rechnen, früher nach Hause zu gehen. In den meisten Schulen gibt es einen Fundus an übergroßen T-Shirts, die sie dann überziehen müssen. „Und diese Shirts sind wirklich nicht schön“, sagt eine Bonner Schulleiterin und lacht.

Um Konflikte vorzubeugen, empfiehlt Wibke Poth, stellvertretende NRW-Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), im Schulleitbild oder in der Schulkonferenz eine Regelung festzulegen, welche Kleidungsstücke unerwünscht sind. „Der beste Weg ist der gemeinsame Konsens“, sagt sie. „Effektiv und lehrreich ist es, wenn sich alle über mögliche Regeln austauschen. Das schafft Verständnis und sensibilisiert für ein angemessenes Erscheinungsbild.“ Wenn Lehrer, Schüler und deren Eltern gemeinsam einen Beschluss fassten, sei eine wirkungsvolle Kleiderordnung wahrscheinlich.

Bei den Schülern kommt das nicht gut an. Moritz Bayerl sieht Kleiderordnungen an Schulen kritisch. Der 18-Jährige ist Mitglied im Vorstand der Landesschülervertretung NRW. „Wir sind grundsätzlich gegen Einschränkungen der Freiheit von Schülern. Erst wenn die Kleidung die Rechte anderer einschränkt, etwa durch einen beleidigenden oder diskriminierenden Aufdruck, sollte es Verbote geben“, sagt Bayerl. „Bei bauchfreien Oberteilen oder Jogginghosen sehen wir aber kein Problem.“

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